Rathaus plant Rochade: Neues Leben im alten Lycée Tyrenne Bauen & Wohnen | 07.09.2021 | Liliane Herzberg

Das Gebäude des Rathaus mit Eck-Turm

Vier Fliegen mit einer Klappe schlagen – das ist der Plan der Freiburger Stadtverwaltung für die Schullandschaft im Freiburger Osten. Bei einer Rochade könnte dem seit 1992 ungenutzten Westflügel des Lycée Turenne durch den Einzug des Deutsch-Französischen Gymnasiums (DFG) neues Leben eingehaucht werden. Dadurch würden im DFG Räume für zwei weitere Schulen frei – und der geplante Erweiterungsbau des Berthold-Gymnasiums (BG) hinfällig. Laut Stadtspitze wäre das gut fürs Klima und den kommunalen Geldbeutel.

Es sind aber nur erste Gedankenspiele: Würde das DFG in den Westflügel des zwischen 1905 und 1907 errichteten Lycée Turenne umziehen, könnte die Außenstelle des Walter-Eucken-Gymnasiums (WEG) in die dann frei gewordenen Räume des DFG übersiedeln. Zusätzlich wären Räume für die Erweiterung des BG im Pavillon des DFG frei. Auch die Richard-Mittermaier-Schule würde profitieren und bekäme drei zusätzliche Klassenzimmer im Lycée Turenne. Die alte Turnhalle könnte zu einer Cafeteria werden, eine neue ist am Standort Emil-Thoma-Schulen vorgesehen, wie Eva Amann, Pressesprecherin der Stadt Freiburg, mitteilt. Bisher ist das aber keine Entscheidung, sondern lediglich ein Szenario der Stadtverwaltung. 

„Wir haben die Flächen aufgenommen und wissen um die Herausforderungen“, sagt Baubürgermeister Martin Haag. Vor allem da das DFG und WEG voll im Betrieb sind, wäre die Rochade keine Kleinigkeit. „Wir stehen noch ganz am Anfang der Gespräche, aber die ersten Signale waren positiv“, betont Schulbürgermeisterin Christine Buchheit. Nun müssten die Gespräche mit den Schulen, dem Amt für Schule und Bildung sowie dem städtischen Gebäudemanagement aufgenommen werden.

Westflügel des Lycée Turenne

Seit Jahren ungenutzt: der Westflügel des Lycée Turenne

Zwar würde der Erweiterungsbau des BG gespart, aber der Westflügel des Lycée Turenne müsste saniert werden, „das wäre eine Herausforderung. Tendenziell ist ein Neubau einfacher. Aber wir haben schon Erfahrung mit dem Lycée Turenne, deshalb sind wir guter Dinge“, sagt Haag. Die geschätzten Kosten für den Erweiterungsbau des BG liegen laut Amann bei 22 Millionen Euro. „Diese Mittel können für die Schulrochade und Sanierung des Lycée Turenne eingesetzt werden.“ Dafür jetzt ein festes Budget zu nennen, wäre aber grob fahrlässig, betont Haag. 

Die Rochade würde sowohl Kosten reduzieren als auch die Umwelt entlasten: „Wir können graue Energie sparen, wenn wir die Sportwiese erhalten können, statt die Erweiterung des BG dort zu bauen“, sagt Buchheit. Das bestehende Lycée Turenne werde außerdem derzeit geheizt, um den Ist-Zustand zu erhalten, deshalb könne es energetisch nur besser werden, schließt sich Oberbürgermeister Martin Horn an. Nur für den Erhalt des unsanierten Westflügels muss das Rathaus jedes Jahr 24.000 Euro ausgeben.

Dass die Sanierung des unter Denkmalschutz stehenden Lycée Turenne enorme Herausforderungen berge, sei ihnen bewusst, sagt Horn. Je nach Haushaltslage könnten die derzeit leerstehenden Gebäudeteile frühestens Mitte der 2020er Jahre bezogen werden. Der eigentlich geplante Erweiterungsbau des BG wäre dagegen nicht eher als im Jahr 2027 fertig. „Wir hätten so die Chance auf eine Win-win-win-Situation.“ Außerdem komme das Deutsch-Französische-Gymnasium quasi zurück an seine alte Wirkungsstätte, äußert sich Stadträtin Claudia Feierling von der Fraktionsgemeinschaft FDP/Bürger* für Freiburg zustimmend: „Die jetzt angekündigte Lösung kann ein gangbarer Weg für die drei Schulen werden, wir werden die Stadtverwaltung bei der Umsetzung positiv begleiten.“ 

Fotos: © Patrick Seeger