Hängepartie am Zapfhahn – Wenig Fortschritt beim 3sam-Quartier auf dem Ganter-Areal Stadtentwicklung | 26.02.2025 | Lars Bargmann

ganter_areal

Die Entwicklung des Ganter-Areals östlich der Freiburger Innenstadt ist ein gutes Beispiel dafür, wie langwierig stadtpolitisch wichtige Projekte sein können: Man schrieb das Jahr 2011, als der Freiburger Gemeinderat einen Beschluss für die Aufstellung eines Bebauungsplans für das Areal fasste.

Zwölf lange Jahre später, am 18. Juli 2023, war dann klar, dass die Schweizer Artemis Immobilien GmbH (AIG) ein zwei Hektar großes Grundstück von der Ganter-Grundstücksgesellschaft gekauft hat und dort 350 Mietwohnungen plant. Von „viel Tempo“ war damals gegenüber dem chilli die Rede. Nun, wieder anderthalb Jahre später, ist der Auslobungstext für den städtebaulichen Wettbewerb noch nicht fertig.

„Die Komplexität des Projekts, allein die Größe des Grundstücks und die Schnittstellen mit den Beteiligten sowie dem Thema Tunnelbau, erfordern umfassende Abklärungen und Abstimmungen, die zeitintensiv sind“, sagt Pressesprecher Patrick Hacker auf chilli-­Anfrage. Die Komplexität wurde offenbar etwas unterschätzt. Für die Auslobung – sie umfasst auch das Brauereigelände und die städtischen Flächen mit der Tankstelle, dem Ballhaus und dem Ganter Hausbiergarten im Westen des Plangebiets – braucht es mehrere Gutachten, die noch nicht in finaler Version vorliegen. „Ich würde mir wünschen, dass es jetzt mal vorangeht“, sagt Baubürgermeister Martin Haag im Gespräch mit der Redaktion.

Voran geht es formal so: Die Auslobung wird, wenn sie fertig ist, zunächst dem Gemeinderat vorgelegt. Erst wenn der grünes Licht gibt, wird es etwas heller am Ende des (Stadt-)Tunnels. Dann muss dieser städtebauliche Wettbewerb gemanagt werden, hernach der Architekten-Wettbewerb für den Hochbau, dann die Erstellung des Bebauungsplans, dann der Bauantrag und schließlich auch noch der Bau der Gebäude im 3sam-Quartier. Rund 600 Quadratmeter entlang der Schwarzwaldstraße wird Artemis noch an die Autobahn GmbH verkaufen, weil die Tochter des Bundes diese für den Vollanschluss des Stadttunnels bei Ganter benötigt. Auf der anderen Seite, zur Dreisam hin, wird auch die Stadt noch Flächen kaufen, um den Dreisam-Uferweg zu verbreitern.

Die Artemis, so Hacker, werde die Mietwohnungen jedenfalls weiterhin selber bauen und in den Bestand nehmen. Die Mieten sollen im mittleren Preissegment liegen. Das war im Juli 2023 auch die durchaus charmante Nachricht, dass mit der Artemis ein Bestandshalter nach Freiburg kommt, der keine Eigentumswohnungen baut, verkauft und dann wieder weg ist.

20 Prozent des Grundstücks muss die Artemis kostenlos ans Freiburger Rathaus abgeben (wir berichteten), damit die Stadttochter darauf rund 60 Sozialwohnungen baut. Bleiben 290 frei finanzierte. Das war der Deal, mit dem sich Artemis von der Verpflichtung, 50 Prozent geförderten Mietwohnungsbau herzustellen, freigemacht hat. Der Investor habe sich „erheblich auf die Position der Stadt zubewegt“, heißt es in der Drucksache G-23/150 für den Gemeinderat.

Neben den Wohnungen soll es auch 8000 Quadratmeter gewerblich genutzte Flächen geben – das ist mehr als ein Fußballfeld und dürfte beim Tempomachen durchaus für Bremsspuren sorgen. Es soll mindestens eine Kita geben, Gastronomie, Büro und Co-Working-Flächen sowie kleinere Ladenflächen. Das 3sam-Quartier hat damit das Zeug zum Leuchtturm-Projekt. Nun braucht es Tatkraft. Es werden aber noch drei, vier Jahre ins Land gehen, bis die ersten Bewohner auf diesem Filetgrundstück einziehen können. Dann wären es knapp 20 Jahre nach dem ersten Aufstellungsbeschluss. 

Fotos: © Artemis/Kim Culetto