Schnellstraßen fürs Rad: Zwei Freiburger Routen im Fokus Bauen & Wohnen | 03.10.2018 | Till Neumann

Zehn Radschnellwege will das Verkehrsministerium bis 2025 in Baden-Württemberg bauen. Für die ersten drei Pilotprojekte ist Freiburg nicht ausgewählt worden. Doch regionale Politik und Verbände machen Druck: Mehrere Routen sind für gut befunden worden. Das Potenzial ist groß.

Die Radwege im Freiburger Norden sind eng, kurvig, steil. Zwischen Gundelfingen und Zähringen ist müheloses Radeln schwer. Kreuzungen, Kurven und Anstiege gibt’s zuhauf. Zudem fehlt eine Beleuchtung zwischen Gundelfingen und Denzlingen. Man radelt tagsüber vorbei an hübschen Feldern und Wiesen – nachts wird’s eine finstere Ecke.

Ein Radschnellweg könnte Abhilfe schaffen, sind viele überzeugt. Zwei Freiburger Routen hat der Regionalverband Südlicher Oberrhein mit einer Machbarkeitsstudie geprüft – und für gut befunden. Eine verläuft im Norden: Sie verbindet Freiburg mit Gundelfingen, Denzlingen, Waldkirch und Emmendingen. Die zweite Route verläuft im Westen über Umkirch nach March. „Wir haben sehr gute Bedingungen auf einzelnen Trassen“, sagt Fabian Torns vom Regionalverband. Die Verbindung im Norden schneide beim Kosten-Nutzen-Vergleich sogar besser ab als Deutschlands Vorzeige-Radschnellweg RS1 im Ruhrgebiet. Das Potenzial für die Freiburger Nordroute liege bei 10.000 Radlern täglich, so die Studie.

Die Velostraßen sollen ein Mekka für Berufsradler werden: vier Meter breit, keine Ampeln, keine Kreuzungen. Dafür durchgehende Beleuchtung und keine großen Steigungen. Auch größere Distanzen über zehn Kilometer sollen Berufspendler so mühelos überwinden. Vorreiter in Deutschland ist Nordrhein-Westfalen. Mit dem RS1 wird derzeit quer durchs Ruhrgebiet der vielleicht längste Radschnellweg Europas gebaut. 101 Kilometer – von Hamm bis Duisburg.

Ausbaufähig: Der Radweg zwischen Freiburg-Zähringen und Gundelfingen (siehe auch Foto oben).

Südbaden bemühte sich als eine der ersten Regionen um eigene Wege: Der Regionalverband Südlicher Oberrhein gab 2016 eine Potenzialanalyse in Auftrag. Sieben Korridore wurden ausgemacht, vier mit einer Machbarkeitsstudie geprüft. Neben den Freiburger Trassen sind das Offenburg-Gengenbach und Offenburg-Lahr.

Der politische Rückenwind ist da: Im Juli unterzeichneten Bürgermeister von Emmendingen, Waldkirch, Gundelfingen, March und Umkirch eine Absichtserklärung für die Radschnellstraßen. Für Freiburg war Baubürgermeister Martin Haag mit von der Partie. „Komfortradwege“ nennt er die Straßen. Sie sind für ihn eine „logische Fortsetzung der Radvorrangrouten“, die Freiburg in den vergangenen Jahren ausgebaut hat.

Die geplanten Routen für Südbaden

Ein Knackpunkt sind die Kosten: 32 Millionen Euro soll der Bau der beiden Radschnellwege kosten. 19,3 Millionen Euro sind es für die 26 Kilometer lange Route nach Emmendingen und Waldkirch. 12,5 Millionen kostet die Strecke über 7,4 Kilometer entlang der S-Bahn-Trasse bis nach March. Bau und Unterhalt soll das Land finanzieren. Bisher sind dafür primär Landkreise und Gemeinden zuständig.

Stuttgart gibt sich gesprächsbereit: Verkehrsminister Winfried Hermann hat einen Gesetzesentwurf erstellt. „Zukünftig werden wir in Baden-Württemberg Landesstraßen nur für Radfahrer haben. Das sind keine kleinen Radwege mehr, sondern In-frastrukturprojekte wie vergleichbare Landstraßen“, sagt Hermann.

Drei Pilotprojekte sind beschlossen: Heidelberg-Mannheim, Bad-Wimpfen-Heilbronn, Plochingen-Stuttgart. Sieben weitere Routen sind im Förderpaket bis 2025 offen. „Das müsste für Freiburg klappen“, sagt Haag. Im Vergleich zu anderen Bauvorhaben seien 32 Millionen Euro überschaubar. Das Potenzial rechnet der Fahrradclub ADFC vor: Doppelt so viele Radler könnten jede dritte Autofahrt ersetzen.

Fotos: © Till Neumann / Visualisierung der Routen: © Regionalverband Südlicher Oberrhein