Teurer Sommer: In Freiburg belastet auch die zunehmende Hitze die Stadtkasse Bauen & Wohnen | 27.08.2019 | Tanja Senn

Laut einer EU-Studie des Copernicus Climate Change Serivce war der Juni in Deutschland der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Es könnte nicht der letzte heiße Monat sein: Das Umweltbundesamt prognostiziert eine Erwärmung von 0,2 Grad Celsius pro Dekade – sollten Treibhausemmisionen nicht verringert werden. Für die Kommunen bringt das schon jetzt steigende Kosten mit sich: Allein das Wässern und der Austausch von Bäumen kostet die Stadt Freiburg dieses Jahr mehr als eine halbe Million Euro.

Vor einer Kastanie steht ein Traktor mit einem großen Tank im Schlepptau. Ein Mitarbeiter des Garten- und Tiefbauamts (GuT) mit orangener Weste wässert den jungen Baum mit einem Schlauch. Dieses Bild ist in Freiburg an heißen Sommertagen oft zu sehen. Damit die Bäume in den Parks und entlang der Straßen Hitzeperioden überstehen, müssen sie regelmäßig gegossen werden. Während das GuT dafür 2017 noch rund 170.000 Euro ausgegeben hat, waren es im sehr trockenen Jahr 2018 bereits 310.000.

Um den Arbeitsaufwand einzudämmen, teste die Stadt verschiedene Systeme, so Pressereferentin Bettina Birk. Auch sogenannte Camelbags – Wasserbeutel, die ihren Inhalt langsam in die Pflanzgrube fließen lassen – seien dabei. In Kehl habe man allein dadurch 70 Prozent des Arbeits- und Geldaufwands sparen können, teilt die Stadt am Rhein mit. In Freiburg ist die Euphorie nicht so groß: „In extremen Trockenperioden nutzen die Wassersäcke nicht so viel“, weiß Birk.

Immer wieder müssen daher Bäume ausgetauscht werden, weil sie mit der Klimaveränderung nicht zurechtkommen. Im Stadtgebiet waren es dieses Jahr 350. Kosten: rund 280.000 Euro. Noch deutlich höher ist dagegen der Aufwand, den Hitze und Trockenheit im Stadtwald verursachen. Anstatt nur die Bäume zu ernten, die dick genug sind, um sie zu verkaufen, muss das Forstamt auch die geschwächten, von Borkenkäfern befallenen oder bereits abgestorbenen Bäume finden, fällen und an einen befahrbaren Weg ziehen. Was arbeitsintensiver ist, als die regulären, in einer zehnjährigen Planung festgelegten Fällungen.

Um die entstandenen Lücken wieder zu füllen – allein 2018 waren das 1,5 Hektar –, müssen junge Bäume nachgepflanzt werden. Kosten samt der Pflege: 30.000 Euro. Gravie-
render sind die Mindereinnahmen beim Verkauf: Aktuell sei laut Forstamt der Holzmarkt überlastet mit Holz, das durch Käfer und Pilze eine viel schlechtere Qualität hat. Schon im Mai habe der Preis für Fichtenholz 20 Prozent unter dem des Vorjahres gelegen. Bei den rund 10.000 bis 15.000 Festmetern Fichten- und Tan-nenschadholz, die das Amt dieses Jahr im Stadtwald erwartet, summiert sich der Einnahmeverlust auf 200.000 bis 300.000 Euro.

Von allen ökologischen und gesundheitlichen Auswirkungen abgesehen – allein aus finanziellen Gründen müssen sich Kommunen etwas einfallen lassen, wie sie dem Klimawandel begegnen. Auch in der Green-City besteht Handlungsbedarf. Von 2016 bis 2018 hat das Stadtplanungsamt daher ein Konzept für den Umgang mit der zunehmenden Hitzebelastung erstellen lassen. Diesen Februar wurde vom Gemeinderat beschlossen, dieses Konzept bei allen städtebaulichen Planungen zu berücksichtigen.

In dem Bericht sind Maßnahmen wie das Schaffen von Luftleitbahnen, die Vernetzung von Wald- und Grünanlagen oder die Entsiegelung von Oberflächen genannt. Konkrete Umsetzungen gibt es bislang jedoch kaum. Momentan werde eine Übersicht über die in Deutschland vorhandenen kommunalen Förderprogramme für Dach- und Fassadenbegrünungen erarbeitet, um von guten Beispielen lernen zu können, heißt es aus dem Umweltschutzamt. Bis tatsächlich die ersten Förderungen anlaufen, wird zumindest dieser heiße Sommer ­sicherlich vorüber sein.

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