Verbraucherschutz: S-Immo bereitet sich auf neue Makler-Verordnung vor Bauen & Wohnen | 03.09.2020 | Lars Bargmann

Erweitertes Führungsteam S-Immo

Führt die Corona-Krise zu einem Preisverfall bei Immobilien? „Bislang noch nicht“, sagt Oliver Kamenisch, Geschäftsführer der Immobiliengesellschaft der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau, dem größten Makler in Südbaden. Ob’s so bleibt? „Ich denke ja.“

Die S-Immo beobachtet seit Ausbruch der Pandemie zwar etwa ein Viertel weniger Nachfrage, da aber auch gleichzeitig das Angebot zurückging, bleiben zwei preisbildende Faktoren in der Balance. „Wir machen uns keine Sorgen vor einem Preisverfall.“ Den Grund für den vorübergehenden Rückgang von Angebot und Nachfrage sieht Kamenisch in der aufgekommenen Verunsicherung während des Lockdowns.

Kamenisch blickt auf ein paar außerordentliche Monate zurück: Besichtigungstermine wurden reihenweise abgesagt oder verschoben, die Akquisition von neuen Objekten war stark eingeschränkt. Seit Anfang Juli aber hat das S-Immo-Team wieder „Highlife“.

Vor allem im nördlichen Breisgau rund um Emmendingen und Waldkirch laufen die Geschäfte schwungvoll, in Freiburg dagegen drehe sich das Rad noch langsamer als schon vor der Krise. Da das Umland aber nur ein Drittel des Gesamtgeschäfts ausmacht, wagt Kamenisch für 2020 keine Prognose: „Wir werden erst Anfang Oktober wieder eine Zielmarke definieren. Aufgrund Corona ist eine verlässliche Prognose über den weiteren Geschäftsverlauf absolut unmöglich.“

Der Umsatzeinbruch zwischen Anfang März und Ende Juni wird sich in der Bilanz für 2020 so oder so bemerkbar machen. Im vergangenen April hatten Kamenisch und Sparkassen-Vorstandsmitglied Erich Greil noch über ein gutes Geschäftsjahr 2019 berichtet. Der Umsatz der durch die S-Immo vermittelten Immobilien war mit rund 58 Millionen Euro auf Vorjahresniveau. Das wird kaum zu halten sein: Beim eigenen Internetauftritt gab es Ende Juli nur ein Dutzend Angebote. „Ein Großteil unseres Angebots kommt bei uns gar nicht mehr ins Netz, wir haben so viele vorgemerkte Nachfrager, die werden zuerst bedient“, erklärt der 49-Jährige.

Zur Verstärkung des Teams hat die S-Immo Hannes Schmidt verpflichtet. Der neue Vertriebsdirektor war bisher Regionaldirektor bei der Sparkasse und soll sich fortan vor allem um die Akquise von mittelfristigen Projekten- kümmern, welche insbesondere für Bauträger von Interesse sein dürften.- Zudem will Kamenisch noch enger mit den verschiedenen Abteilungen der Sparkasse zusammenarbeiten: „Wir können da den Wissenstransfer über Immobilien noch intensivieren.“

Der Geschäftsführer bereitet seine Firma derzeit auch auf neue Vorschriften in der Maklerbranche vor. Vom 23. Dezember an dürfen Makler beim Verkauf von Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern nur noch die gleichen Provisionen von Verkäufern und privaten Käufern nehmen. Das Motiv des Gesetzgebers ist mehr Verbraucherschutz – nicht zuletzt in deren Portemonnaie. Denn oft zahlen Käufer Provisionen, die Verkäufer aber nicht. Wenn diese für die Arbeit der Makler weiter nichts bezahlen wollen, dürfen die Makler künftig auch den Käufern von Eigentumswohnungen oder Einfamilienhäusern keine Rechnung schicken.

„Es ist sicher gut, dass es bald eine bundesweit einheitliche Regelung gibt, aber es wird sicher auch ein weites Feld für juristische Scharmützel sein“, schätzt Kamenisch. Für große Büros sei das sicher kein Problem, die kleinen Makler aber, die für die Verkäufer oftmals kostenlos arbeiten, schon.

Wer die Verbraucher entlasten wolle, hätte sich aber besser den FDP-Vorschlag zu eigen machen sollen, der vorsah, beim Erwerb einer Immobilie bis zu einem Freibetrag von 500.000 Euro bei natürlichen Personen auf die Grunderwerbssteuer zu verzichten. In Baden-Württemberg wären das heutzutage 25.000 Euro.

Foto: © S-Immo