Frühjahrsflaute statt Aufschwung: Arbeitsagentur spürt schwache Konjunktur / Zwei neue Kooperationen Arbeitsmarkt | 15.05.2024 | Lars Bargmann

Ein Gruppenfoto. Ziehen von links nach rechts an einem Strang: Heinz Disch (Geschäftsführer Jobcenter Landkreis Emmendingen), Katja Perminova, Tobias Wilde (Geschäftsführer Jobcenter Freiburg), Alina Arbeth (Vorstandsmitglied WESNA e. V.), Alexander Merk, Irina Friedemann, Irina Monno (Vorstandsmitglied WESNA e. V.), Achim Huber (Geschäftsführer Jobcenter Breisgau-Hochschwarzwald).

Bereits zum vierten Mal in Folge stagniert die Arbeitslosenquote im Bezirk der Arbeitsagentur Freiburg bei 4,0 Prozent. Von der traditionellen Frühjahrsbelebung ist nichts zu sehen. 15.063 Menschen in Freiburg sowie den Landkreisen Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald waren Ende April ohne Arbeit. Nur 70 weniger als Ende März.

„Wir registrieren in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld zwar weniger Arbeitslose, die schwache Konjunktur spüren wir dennoch“, kommentierte Agenturgeschäftsführer Alexander Merk. Die Betriebe seien weiter vorsichtig, wenn es um die Schaffung neuer Arbeitsplätze geht, hielten aber auf der anderen Seite auch ihr Personal. Wegen des steigenden Ersatzbedarfs vor allem an Fachkräften melden sie nach wie vor Stellenangebote: „Ihre Besetzung bleibt aber schwierig.“

Die im April deutlich gestiegene Zahl an offenen Stellen aus der Zeitarbeit könnte hingegen ein erster Hinweis sein, dass sich die Situation in den Unternehmen etwas aufhellt. Obwohl heute weniger Stellenangebote gemeldet werden als vor einem Jahr, dauert es länger, sie zu besetzen. Was sich wie ein Widerspruch anhört, offenbart lediglich, dass der Strukturwandel den Arbeitsmarkt stärker beeinflusst als die aktuelle Eintrübung der Konjunktur. „Fachkräfteengpässe und verfestigte Arbeitslosigkeit bleiben unsere größte Herausforderung, weshalb es für Unternehmen, Beschäftigte und Arbeits­lose wichtig ist, vor allem in Weiterbildung zu investieren“, sagt Merk.

Die Arbeitskräftenachfrage zog im April nur leicht an. Die Unternehmen meldeten 1065 offene Stellen. 33 mehr als im März, aber 62 weniger als noch vor einem Jahr. Den größten Bedarf haben Unternehmensnahe Dienstleistungen (196 Stellen, darunter 174 aus der Zeitarbeit), Handel (172), Gesundheits- und Sozialwesen (165), Öffentliche Verwaltung (137), Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen (120) und Verarbeitendes Gewerbe (97). Mitte April lagen der Agentur für Arbeit Freiburg insgesamt 5128 Aufträge zur Stellenbesetzung vor.

Bundesweit gab es Ende April 2,75 Millionen Menschen ohne festen Job. 165.000 mehr als Ende April 2023. Die Quote blieb bei 6,0 Prozent. „Dem Arbeitsmarkt fehlt nach wie vor der konjunkturelle Rückenwind. Somit bleibt die Frühjahrsbelebung schwach. Obwohl die deutsche Wirtschaft seit zwei Jahren nicht in Tritt kommt, ist die Situation am Arbeitsmarkt aber weiterhin robust“, sagt der Vorstand Regionen der Bundesagentur für Arbeit (BA), Daniel Terzenbach.

863.000 Personen erhielten im April 2024 Arbeitslosengeld – 84.000 mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der erwerbsfähigen Bürgergeldberechtigten lag im April bei gut vier Millionen. 71.000 mehr als im April 2023.

Die Unterbeschäftigung, die neben der Arbeitslosigkeit auch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen und kurzfristige Arbeitsunfähigkeit umfasst, ist saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat um 11.000 gestiegen. Sie lag im April 2024 bei 3,572 Millionen Personen. 132.000 mehr als vor einem Jahr. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren Ende März 45,81 Millionen Menschen sozialversiche­rungspflichtig beschäftigt.

Die Agentur und der Job-Turbo

Vertreter der Agentur für Arbeit Freiburg und der Jobcenter Freiburg, Breisgau-Hochschwarzwald und Landkreis Emmendingen sowie der Vereine WESNA und Engagiertes Freiburg e. V. haben Ende April eine Absichtserklärung unterzeichnet mit dem Ziel, geflüchtete Menschen in der Wirtschaftsregion Freiburg schneller in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu integrieren. „Wenn die Integration bei Sprache, Kultur und Freizeit nicht klappt, funktioniert es nach unseren Erfahrungen auch häufig nicht mit Ausbildung, Beruf oder Qualifikation. Dasselbe gilt auch umgekehrt. Deshalb ist eine enge Zusammenarbeit mit unseren Partnern so wichtig“, sagte Merk.

„Wir wünschen uns auch mehr Mut von den deutschen Unternehmen. Wir helfen als Brückenbauer, damit Unternehmen und Geflüchtete einen Weg zur gelungenen Integration finden“, sagte die WESNA-Vorstandsvorsitzende Irina Friedemann. „Mit dieser Absichtserklärung besiegeln wir unser gemeinschaftliches Engagement, Tausenden sehr fähigen ukrainischen Frauen, Männern und Jugendlichen eine Chance auf einen Neuanfang zu geben“, so Katja Perminova, 1. Vorstand von Engagiertes Freiburg.

Wenige Tage zuvor hatten Arbeitsagentur und Jobcenter eine ähnlich lautende Absichtserklärung mit der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft Freiburg unterzeichnet. Im März waren im Bezirk der Agentur für Arbeit Freiburg insgesamt 4164 erwerbsfähige Hilfebedürftige mit ukrainischem Pass registriert. Von ihnen suchten 3276 eine Arbeit, darunter 2160 Frauen und 1116 Männer. 81 Jugendliche hielten Ausschau nach einem betrieblichen Ausbildungsplatz, darunter 46 Mädchen in 21 Ausbildungsberufen.

Foto: © Arbeitsagentur Freiburg