Frischer Wind im Loretto- und St. Josefskrankenhaus business im Breisgau | 14.11.2020 | Liliane Herzberg

Loretto- und St. Josefskrankenhaus Zwei Häuser auf einer Fotomontage: links das Loretto, rechts das Josefshaus

Seit dem 1. Oktober ist die bayrische Artemed-Gruppe der neue Träger des Freiburger RKK-Klinikums. Rund 20 Millionen Euro sollen nun ins St. Josefs- und das Loretto-Krankenhaus fließen. Geplant sind der Ausbau der Profile und die Modernisierung des Klinikbetriebes.Der neue Eigner hält außerdem weiter an christlichen Werten fest.

Beide Häuser bleiben erhalten, ebenso alle 2000 Arbeitsplätze. „Die Krankenhäuser haben ihren Platz in Freiburg und wir werden ihr Profil noch schärfen“, erklärt der neue Geschäftsführer des RKK-Klinikums und der Artemed-Gruppe Benjamin Behar.

Im Loretto-Krankenhaus stehe die differenzierte Beschäftigung mit dem Thema der Erkrankung des Bewegungsapparates an. „Wir wollen ein Konzept für eine Schmerztherapie erarbeiten, das verschiedene Stufen beinhaltet, im besten Falle von ambulant bis multimodal-stationär“, erläutert der 41-Jährige. Dort könnten dann ganzheitlich und interdisziplinär Entscheidungen bei Schmerzpatienten getroffen werden. Die Loretto-Notfallambulanz bleibe bestehen, außerdem werde die Urologie weiter ausgebaut und „wir werden uns bemühen, dass wir dort ein MRT (Magnetresonanztomographie-gerät, d. Red.) ins Haus bekommen.“

Auch im St. Josefskrankenhaus wird es Veränderungen geben. „Wir würden gerne den Bereich der Thoraxmedizin stärken. Außerdem das -Thema Viszeralmedizin, also alles rund um den Magen-Darm-Trakt, sowie die Kooperation mit der Uniklinik im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin kräftigen.“ Die Notfallambulanz werde neu organisiert und baulich modernisiert, die Gastroenterologie gestärkt, die Radiologie erweitert. Eine neues MRT ist bereits bestellt.

Die Freiburger Häuser wurden bisher von vier Ordensgemeinschaften verantwortet. Aufgrund der Altersstruktur sowie fehlender finanzieller Möglichkeiten sahen sich die Gesellschafterinnen des Regionalverbunds kirchlicher Krankenhäuser gGmbH (RKK) zuletzt gezwungen, die Häuser an einen neuen Träger zu übergeben. Nachdem im Mai der vereinbarte Deal mit der kirchlichen Gruppe die Barmherzigen Brüder von Trier (BBT) geplatzt war, hatte der RKK nach einer neuen Trägerschaft gesucht und wurde in der privaten Artemed Gruppe fündig. Den schnellen Beschluss erklärt Behar: „Wir wurden angesprochen und wollten das eigentlich von Anfang an, weil das zwei toll gelegene und selektiert geführte Häuser sind, wo es durchaus Weiterentwicklungspotenzial für uns gibt.“

Benjamin Behar

Benjamin Behar: Zuwendung ist Bestandteil der Genesung.

Die Investitionssumme von rund 20 Millionen Euro sei grob geschätzt, so der Geschäftsführer. Es könne ebenso sein, dass es mehr werde. „Wir wussten schon vor der Übernahme, dass dort investiv einige Themen anstehen. Aber es ist sicher eine Größenordnung, die realistisch ist.“ Bisher stehen 500 Betten in beiden Häusern zur Verfügung. Neben der Uniklinik ist das RKK Klinikum die zweitgrößte Versorgungsstruktur in Freiburg und Umgebung „und damit relevant“.

Die Ordensschwestern bleiben weiterhin wichtiger Bestandteil des 1886 gegründeten St. Josefs- und seit 1921 bestehenden Loretto-Krankenhauses und mit ihnen die christlichen Werte, betont der Geschäftsführer. „Man muss die Tradition weiterführen. Wir glauben fest, dass das Thema Zuwendung ein relevanter Bestandteil der Genesung ist. Das können christliche Häuser besonders gut. Und das möchten wir gerne konservieren und weiterführen.“

Für die nähere Zukunft hoffe er, dass der Corona-Rettungsschirm bald wieder aufgespannt werde. Die -finanzielle Unterstützung lief Ende September aus. „Der Rettungsschirm wird definitiv relevant. Natürlich infiziert sich auch das Personal und es entstehen dadurch Engpässe“, erklärt Behar. Aber es gebe bei ihnen ein Konzept, wie Corona-Patienten isoliert behandelt und trotzdem noch die grund-legende und dringende Versorgung weiter aufrechterhalten werden könne. „Aber wir brauchen dennoch einen unkomplizierten schnellen Weg.“

Zum RKK-Klinikum gehörte bis zum April 2019 auch das Bruder-Klaus-Krankenhaus in Waldkirch. Dies fand im BDH Bundesverband Rehabilitation einen neuen Träger. Noch in diesem Jahr wird dort die renommierte Lungenfachklinik aus St. Blasien einziehen.

Die Artemed-Gruppe beschäftigt rund 5000 Mitarbeiter, betreibt 16 Krankenhäuser, fünf Pflegezentren sowie medizinische Stiftungsprojekte in Myanmar, Tansania und Bolivien. Die Artemed SE, die Holdinggesellschaft der Gruppe, erwirtschaftete 2018 rund 365 Millionen Euro Umsatz – gut 36 Millionen mehr als 2017 – und wies nach Steuern einen Gewinn in Höhe von 12,74 Millionen Euro aus.

Fotos: © RKK Klinikum, Hoffotografen AS