Smarte Karten gegen falsche Investitionen – Badenova sichert sich Mehrheit am Energieplaner Smart Geomatics business im Breisgau | 26.05.2025 | Philip Thomas

Wasserwerk Rohrsystem: Verteiler im Wasserwerk Hausen

Rund vier Milliarden Euro will Badenova bis 2050 in seine Versorgungsnetze investieren. Bei der Planung helfen soll die Software von Smart Geomatics, einem siebenköpfigen Unternehmen aus Karlsruhe. Mittels „digitalem Zwilling“ kann damit die Energie-, Wärme- und Mobilitätswende am Computer simuliert und kostspielige Fehlplanung vermieden werden.

„Für eine erfolgreiche Energiewende brauchen wir vor allem Intelligenz und Kreativität – bei der Entwicklung von innovativen Ideen ebenso wie bei der Nutzung von Daten“, sagt Badenova-Vorstand Hans-Martin Hellebrand. Bereits in der Vergangenheit habe der Versorger mit dem Team aus Karlsruhe zusammengearbeitet. Nun hat Badenova 60 Prozent der Anteile von Smart Geomatics übernommen. Was diese Mehrheit gekostet hat, möchte Badenova-Sprecher Daniel Feld nicht verraten.

Der Konzern verspricht sich davon mehr Know-how in Sachen digitale Infrastrukturplanung und Geodatenanalyse. Das 2006 gegründete Smart Geomatics unterstützt Kommunen, Planungsbüros und Energieversorger bei der digitalen Transformationsplanung ihrer Infrastrukturprojekte. „In der Vergangenheit wurde sehr stark spartenorientiert, also in den Bereichen Gas, Strom und Wärme getrennt, die Netzinstandhaltung und Netzausbauentwicklung geplant“, erklärt Feld.

Moderne Wärmepumpen, PV-Anlagen, Kraft-Wärme-Kopplung und Ladeinfrastruktur machen es jedoch nötig, die Sektoren der Energie-, Wärme- und Mobilitätswende zu verbinden. Feld spricht von einer „massiven Transformationsaufgabe“. Ziel sei, „zukünftige Energiebedürfnisse bestmöglich zu antizipieren, um jeden einzelnen zu investierenden Euro gezielt und effizient einzusetzen.“

»Digitaler Zwilling«

Konkret erstellen die Experten eine bestmögliche Abbildung des energetischen Ist-Zustands der Gebäudeenergieversorgung in einem bestimmten Gebiet. Festgehalten wird dieser „digitale Zwilling“ der realen Welt in einem sogenannten Geoinformationssystem (GIS). „Der große Nutzen liegt darin, unterschiedliche Datenaspekte für ein bestimmtes Zielgebiet als Layer übereinandergeschichtet darzustellen“, sagt Feld.

Einem Gebäude könnten Hunderte von Eigenschaften in einer Attributtabelle zugewiesen werden und diese Infos können visualisiert oder analysiert werden. Das ermöglicht gebäude- oder straßengenaue Analysen, etwa vom Wärme- oder Sanierungsbedarf.

Die Software soll durch fortlaufende Simulation helfen, Fehlinvestitionen zu vermeiden. Bis 2050 plant Badenova über alle Versorgungsbereiche hinweg Ausgaben in Höhe von fast vier Milliarden Euro. „Es entstünde schon ein riesiger Mehrwert, wenn durch ein solches System nur ein Prozent Investitionseffizienz entstehen würde. Unsere Ziele liegen natürlich deutlich darüber“, sagt Feld.

In kleineren Kommunen wie Bruchsal oder Ettlingen kommt die Software von Smart Geomatics bereits zum Einsatz. Auch für Freiburg will Badenova die smarten Karten einsetzen. Feld betont: „Gerade bei so großen Raumschaften kann die hochautomatisierte Vorgehensweise ihre Stärke ausspielen.“

Badenova Datenblatt

Datenblatt: Mit Geoinformationssystemen plant Badenova den Netzausbau.

Fotos: © badenova