„Immer aufs Bauchgefühl gesetzt“: Freiburger Ex-Start-up Horl exportiert mittlerweile in 26 Länder business im Breisgau | 30.07.2024 | Philip Thomas
Wenn der Vater mit dem Sohne: Otmar Horl (links) und Sohn TimoMesserscharfes Kalkül? Binnen weniger Jahre hat die Firma Horl aus Freiburg den Markt für Messerschärfer erobert. Bis zu 6000 Schleifer produziert das Unternehmen mit rund 60 Mitarbeitern jede Woche. Gründer und Geschäftsführer Timo Horl plant bereits, die Belegschaft zu verdreifachen. Ein Grundstück hat das Unternehmen schon gekauft.
„Wir haben bei allem, was wir tun, immer auf unser Bauchgefühl gesetzt“, sagt Timo Horl. Im Jahr 2016 brachte der Gründer und Geschäftsführer der gleichnamigen Firma aus Freiburg die erste Generation eines Rollschleifers im eigenen Webshop heraus, mit einer Kleinserie von einigen hundert Exemplaren: „Die haben wir größtenteils noch eigenhändig und hauptberuflich hergestellt.“
Zwei Jahre später wagten Vater und Sohn den Schritt in die Selbstständigkeit, und wiederum zwei Jahre danach brachte das Unternehmen die zweite Generation Messerschärfer auf den Markt. Heute ist der Schleifer laut Horl das erfolgreichste Produkt seiner Kategorie. Mehr als 60 Leute arbeiten mittlerweile für das Unternehmen, knapp 1400 Händler umfasst der Vertrieb. „Dennoch fühlt es sich immer noch so an, als hätten wir gerade erst angefangen“, so der Geschäftsführer.
Der Preis von 159 Euro für die zweite Version des runden Schleifers ist stattlich. „Unsere Produkte sollten so lange wie möglich, wenn nicht sogar ein ganzes Leben lang benutzt werden können und Spaß machen“, erklärt Horl. Auch Kundensupport spiele in der Kalkulation eine Rolle: „Wir sind immer greifbar und helfen bei Bedarf.“
Aktuelle Umsatzzahlen veröffentlicht das Unternehmen nicht. 2021 hatte Horl 2,25 Millionen Euro Jahresüberschuss ausgewiesen. Kommuniziert wird aber, dass pro Woche bis zu 6000 Messerschleifer in Süddeutschland produziert werden und es mittlerweile Abnehmer in 26 Ländern gibt. Darunter ist seit eineinhalb Jahren auch der US-amerikanischen Markt, der mit großen Schritten zu Europa aufhole. „Darüber hinaus werden wir in den kommenden Jahren auch einzelne Märkte in Asien erschließen“, sagt der Geschäftsführer.
Den heimischen Markt behalte Horl im Blick: Unlängst leistete sich seine Firma auch eine Schaufensterbelegung im ehemaligen Kaufhaus Kaiser an der Freiburger Kaiser-Joseph-Straße. „Hier haben sich aber leider ein paar Gerüchte verselbstständigt. Wir nutzen die Schaufenster temporär als Werbefläche, eröffnen dort jedoch kein Ladengeschäft“, stellt Horl klar.
Das Wachstum führt er auf Pionierarbeit und Durchhaltevermögen zurück: „Sicher haben wir mit unseren Produkten auch eine Nische gefunden. Messer gibt es in jedem Haushalt. Und jedes Messer wird irgendwann einmal stumpf.“
Drei Büros im Stadtgebiet leistet sich das ehemalige Start-up mittlerweile. Mittelfristig sollen alle Mitarbeiter auf 1200 Quadratmetern in Freiburg-Lehen unterkommen. Ein Grundstück wurde bereits gekauft. Welches, wollte Horl noch nicht sagen: „Wir planen, für mindestens 200 Menschen Platz zu schaffen.“ Dazu zähle auch ein eigenes Forschungs- und Projektentwicklungsteam. Ob es Horl bei Messerschleifern belässt, lässt der Gründer offen: „Natürlich ist der Rollschleifer unser bisher größter Erfolg, allerdings wissen wir, dass in Horl noch viel mehr steckt.“
Fotos: © HORL, Markus Ruf