Tourismus: Trotz Rekord sorgenvoll business im Breisgau | 01.04.2020 | Philip Thomas

Freiburg bleibt ein beliebtes Reiseziel: Rund 1,82 Millionen Menschen übernachteten vergangenes Jahr in Freiburgs Hotels, Gasthöfen, Pensionen, Campingplätzen und Jugendherbergen mit jeweils mehr als zehn Betten. Das entspricht einem Wachstum von 6,7 Prozent im Vergleich zum Rekordjahr 2018. Hotels verzeichneten dabei nur einen Anstieg von 1,2 Prozent, gerade in privat geführten Betrieben blieben viele Betten leer. Und im Stadtgebiet sollen bis 2021 noch mal mehr als 1300 neue Schlaf­möglichkeiten hinzukommen.

„Wir sind weg davon, Rekorde zu vermelden“, sagte Franziska Pankow, Abteilungsleiterin Tourismus, Convention Bureau & Events bei der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH (FWTM), vor Journalisten zur neuen Bestmarke. Die Herausforderungen in dem Sektor seien schließlich nicht weniger geworden. So lag die Bettenauslastung der Freiburger Hotellerie 2019 zwar mit 57,76 Prozent 1,3 Punkte über dem Vorjahresergebnis, laut Astrid Späth, Geschäftsführerin des Hotel Victoria an der Eisenbahnstraße, spiegeln die Zahlen aber nicht die ganze Wahrheit: Manche Betriebe in Freiburg verzeichneten bis zu 20 Prozent weniger Auslastung. „Es hat uns kalt erwischt, viele Zimmer bleiben frei. Wir hatten Zeiten, da waren wir alle ausgebucht. Nun beschäftigen wir uns damit, Kronleuchter zu putzen“, sagt sie. Neben dem allgegenwärtigen Fachkräftemangel knabbere die Branche auch an gestiegenen Kosten: „Vom Brötchen bis zur Wäscherei“ – alles werde teurer.

Mit den Besuchern steigt auch die Anzahl der Betten. Waren es in Freiburg 2016 noch 5260, zählt die Statistik fürs abgelaufene Jahr schon 6418 Schlafgelegenheiten. Ein Ende ist erst mal nicht in Sicht: Im Stadtgebiet sollen bis 2021 mehr als 1300 neue Betten hinzukommen. „Dann werde ich den Gürtel enger schnallen müssen“, kommentiert Jurek Trumpfheller, Leiter des Hampton by Hilton Hotel am Freiburger Güterbahnhofsareal.

Allein dort wird sich die Zimmerzahl noch bis Jahresende von 400 auf 800 verdoppeln. „Freiburg ist auf Listen attraktiv“, so FWTM-Geschäftsführerin Hanna Böhme. Diesen Markt möchte Josef Dold, Vorsitzender Tourismus und Hotellerie des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) Baden-Württemberg, nicht sich selbst überlassen: „Freiburg braucht ein Konzept, um Investitionen zu steuern.“

Auch ohne Konzept ist der Tourismus ein wichtiges wirtschaftliches Standbein: 729,1 Millionen Euro setzte der gesamte Freiburger Übernachtungsmarkt laut einer Studie des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr (DWIF) vor Steuern um. Darin enthalten sind auch Betriebe, die vom Tourismus indirekt profitieren: Taxiunternehmen, Museen oder der Einzelhandel. Abzüglich Vorleistungen in Form von Strom oder dem Frühstücksbrötchen für den Hotelgast, stehen am Ende der Wertschöpfungskette noch 330,9 Millionen Euro. Ein vergleichsweise hoher Wert: Gemessen am durchschnittlichen Freiburger Einkommen von 26.718 Euro pro Kopf, leben rund 12.390 Menschen in der Stadt ausschließlich vom Tourismus. Damit liegt Freiburg mit 5,5 Prozent über dem Landesschnitt von vier Prozent.

Besonders beliebt war Freiburg 2019 bei Touristen aus der Schweiz (145.194 Übernachtungsgäste), Spanien (49.463) und Frankreich (47.044). Rückläufig hingegen waren die Besucherzahlen aus den USA (- 11,6 Prozent auf 32.462), dem Vereinten Königreich (- 10,5 Prozent auf 27.655) und den Arabischen Golfstaaten (- 16,7 Prozent auf 16.834). „Wir können uns das nur mit der weltpolitischen Lage erklären“, kommentiert Pankow. Nicht in diesen Zahlen enthalten sind Angebote von Internet-Anbietern wie Airbnb. Schätzungen des DWIF zufolge stiegen in den bis zu 900 untervermieteten Privatwohnungen im Stadtgebiet noch einmal 1,4 Millionen Besucher ab.

Foto: ©freepik.com/rokya7oda