Laufen um Laufen: Frühlingswanderung im Markgräflerland Freizeit in der Regio | 05.04.2022 | Stella Schewe

Blühende Bäume und eine Blumenwiese

Frühlingsgefühle, Fernsicht, mit etwas Glück Sonne satt, kleine alte Dorfkirchen und eine so lauschige wie leckere Einkehr – das verspricht diese Wanderung bei Laufen im Markgräflerland und damit der perfekte Auftakt in die Wandersaison.

Die Wanderung startet bei der Staudengärtnerei Gräfin von Zeppelin am Ortsrand von Laufen bei Sulzburg. Der Parkplatz auf der anderen Straßenseite eignet sich bestens, um das Auto stehen zu lassen, die Wanderstiefel zu schnüren und loszulaufen. Und zwar auf dem Weg, der am hinteren Ende des Parkplatzes Richtung Weinberge und dann bei einer Holzhütte rechts ab in den Adolf-Riedlin-Weg führt, benannt nach dem 1892 in Laufen geborenen Maler.

Zum Klang der Kirchturmglocken von St. Johannes geht es hinunter ins Örtchen, direkt zum gelb gestrichenen Geburtshaus Riedlins. Mit seinen Bildern von Markgräfler Landschaften und ihren Bewohnern gilt er als Pionier der klassischen Moderne in Baden. Das Malerhaus rechts liegenlassend führt eine gelbe Raute links hoch in die Wüstgasse und raus aus dem Ort – zu Wiesen, Reben und einem der ersten Frühlingsboten: einem zwar schmalen, aber dafür umso üppiger blühenden Mandelbaum.

Oben am Wald angekommen führt die Wanderung nach rechts aufs „Markgräfler Wiiwegli“ (Weinweg), einen gut 90 Kilometer langen Fernwanderweg durch die Vorbergzone südlich von Freiburg. Ab jetzt heißt es: der gelben Traube auf roter Raute nach. Der Blick schweift über Laufen bis weit in den Westen zu den noch schneebedeckten Vogesengipfeln mit dem Grand Ballon in ihrer Mitte.

Die Kirche im Dorf Muggardt

Übers „Wiiwegli“ geht‘s zunächst nach Muggardt – ein verschlafenes 70-Seelen-Örtchen mit kleiner Dorfkirche.

Immer weiter nach Süden geht es, zu einem Weinhäuschen inmitten der Reben, und dann scharf nach links, wo sich hinter den Hügeln das 70-Seelen-Örtchen Muggardt versteckt. Ein paar bunt bemalte Häuser, eine kleine Kirche, die ersten Frühlingsblumen samt Bienen in den Gärten, ein bellender Hund … mehr ist hier nicht. Verträumt und friedlich liegt das Dörfchen in der Sonne. Hier sagen sich Fuchs und Hase sprichwörtlich gute Nacht – wer’s nicht glaubt, lasse sich vom Holzschild unten an der Straße nach Laufen eines Besseren belehren.

Doch das Wiiwegli führt oben weiter, durch die Reben Richtung Britzingen. Kurz vor dem Ort zweigt es nach einem Waldstück links ab, jetzt gilt es wieder der gelben Raute zu folgen, bis zur Kirche mitten im Dorf. „Kaffee, Kuchen, Vesper“ steht auf einer Tafel vor einem offen Torborgen – der lauschige Innenhof des Dorfladens mit Café lädt zur Rast. Zwischen Oleanderbüschen und bunten Primeln schmecken Schokokuss- und Mohnmarzipantorte samt Cappuccino gleich doppelt so gut. Und wer noch nicht weiß, was es zum Abendessen gibt, kann sich nach der Pause beim „Regiomaten“ des gegenüberliegenden Gasthauses Krone mit Käseknöpfle, Spinatravioli oder Lammcurry im Weckglas eindecken; alles schon vorgekocht und bereit zum Aufwärmen.

Doch Britzingen ist nicht nur für leckeres Essen, sondern auch für seinen Silvesterlauf bekannt, der in Nicht-Corona-Zeiten zehn Kilometer durch die umliegenden Hügel und Dörfer führt. Genau hier, auf der Straße vor dem Gasthof, drängen sich am letzten Tag eines Jahres dann Hunderte von Läuferinnen und Läufern und warten voller Spannung auf das Startsignal. Ab jetzt folgt die Wanderung ihrer Route und damit den Schildern mit dem roten Turnschuh. Sie führen schon bald nach rechts aus dem Ort heraus Richtung Güttigheim und ein Stückchen bergab zu einem plätschernden Brunnen.

Friedhofsmauer Betberg

Dort geht es nach links bis ins beschauliche St. Ilgen. Am blauen Himmel nimmt ein weißer Flieger Kurs auf den Flughafen Basel-Mulhouse, ein paar Vögel zwitschern, und geradeaus leuchten die bunt lackierten Ziegel des Kirchturmdachs von St. Ägidius in der Sonne. Die rund 850 Jahre alte Kirche mit romanischen wie gotischen Elementen „ist bei weitem die Schönste im ganzen Umkreis“, schrieb Pfarrer Martini 1877. Wie recht er hatte, zeigen der bunt bemalte Chorbogen und die farblich gefasste Holzdecke im Inneren – schlicht und ergreifend schön.

Noch ein Stück folgt man der Silvesterroute am Ortsausgang links Richtung Buggingen, um dann bei der nächsten Abzweigung nach rechts abzuzweigen; jetzt nicht mehr dem roten Turnschuh nach, sondern bergauf Richtung Betberg. Rechts und links des Wegs bieten Löcher in den Lösswänden Insekten und Vögeln Unterschlupf. Dann kommt auf einer Kuppe plötzlich die „Betberger Kirch“ in Sicht – auch ihr Turm trägt ein Satteldach, wie jene in St. Ilgen.

Die Wallfahrtskirche liegt auf einer Anhöhe, umgeben vom kleinen Dorffriedhof und eingerahmt von efeubewachsenen alten Steinmauern – ein verwunschenes Fleckchen. Betberg ist ein alter Gebetsort, bereits im 8. Jahrhundert wurde hier eine Kapelle errichtet. Kein Wunder: Hier oben öffnet sich der Blick auf Schwarzwald, Vogesen und die Rheinebene, der Wind bläst, der Kopf wird frei.

Dorf Britzingen zwischen blühenden Bäumen

Hier ist die Strecke fast geschafft: Zwischen blühenden Bäumen fällt der Blick auf Britzingen – das Ziel der Wanderung.

Jetzt heißt es kehrtmachen, wieder ein Stück bergab laufen und dann kurz vor dem Ortsausgang nach links in die Rebstraße abbiegen. Auf dieser letzten Etappe durch die Weinberge kommen die majestätischen Gipfel des südlichen Schwarzwalds in Sicht: links die runde Kuppe des Belchen, rechts der Blauen. Bei einer Abzweigung führt der asphaltierte Weg nach rechts: Folgt man ihm, taucht am Horizont die Staufener Burg auf.

Jetzt ist Laufen nicht mehr weit: An einer Kreuzung führt der Weg nach rechts hinunter ins Dorf, und schon bald sind Kirche und Gärtnerei erreicht und damit auch der Ausgangspunkt der Wanderung. Auf eine schöne Art, sie ausklingen zu lassen, weisen Schilder mit einem neongrünen Vögelchen hin. Sie laden zum „Zwitschern“ im Weingut Schlumberger ein: zu einem Glas Wein und Knabbereien im Winzerhof mitten im Ortskern von Laufen. Auch sehr zu empfehlen: die Terrasse des Gärtnerei-Cafés mit Blick auf die Kirche und zum Abschied noch einmal Sonne satt.

Einkehr-Tipp

Britzinger Dorfladen mit Café

Engagierte Bürgerinnen und Bürger haben 2015 eine Genossenschaft gegründet und im Herzen des kleinen Winzerorts einen Dorfladen samt Café eröffnet. Ein Treff- und Anziehungspunkt für Einheimische wie Ausflügler – sie alle freuen sich über die gut sortierte Lebensmittelauswahl im Laden und das reichhaltige Café-Angebot. Egal ob Punsch- oder Mohn-Marzipantorte, Aprikosen- oder Schmandkuchen oder auch Herzhaftes wie Flammenkuchen und hausgemachte Suppen – hier kann sich jeder nach seiner Façon stärken.

Dorfcafe Britzingen

Britzinger Dorfladen mit Café
Markgräfler Str. 33
79379 Müllheim-Britzingen

Öffnungszeiten:
Mo.–Do. 7.30–17 Uhr, Fr. 7.30–22 Uhr,
Sa. 7–17 Uhr, So. 13–17 Uhr

INFO:
Länge: 12 Kilometer
Dauer: drei bis vier Stunden
Auf- und Abstieg: je ca. 260 Höhenmeter
Start und Ziel: Parkplatz gegenüber der Gärtnerei Gräfin von Zeppelin am nördlichen Ortseingang von Laufen

Fotos: © iStock.com/Dennis Wegewijs, Stella Schewe, Peter Stecher