Unterwegs auf dem Oberrhein-Römerradweg Freizeit in der Regio | 02.04.2023 | Erika Weisser

Badenweiler

Der Weg ist das Ziel: Auf 200 Kilometern führt der gut ausgeschilderte Radweg zwischen Grenzach-Wyhlen und Rammersweier durch vier Landkreise, viele malerische Orte, etliche Flusslandschaften und über so manche aussichtsstarke Erhebung. Kulturgeschichte kompakt.

Ein wenig eng ist es schon im Fahrradmitnahmeabteil des Regionalzugs von Freiburg nach Basel. Es ist einer der ersten richtigen Frühlingssonntage – und offenbar hatten auch andere Radausflügler die Idee, sich kraft- und zeitsparend zum Ausgangsort ihrer Tagestour kutschieren zu lassen. Die Drahtesel stehen dicht beieinander, radlose Passagiere begeben sich lieber gleich in die obere Etage. Auf dem weiteren Weg leert sich der Zug allerdings zügig. Wohin diese Radler wohl fahren? Vielleicht auch auf einem Teilstück des Oberrhein-Römerradwegs?

Römerbad

Die mit einem imposanten Schutzdach überspannte römische Badruine in Badenweiler.

Der Einstieg ist schließlich überall möglich – wie auch die kostenlose Mitnahme von Fahrrädern in sämtlichen Nahverkehrszügen. So gelangt man ausgeruht zu den Ausgangspunkten der jeweiligen Etappen, in die sich die Strecke gut aufteilen lässt. Was sich empfiehlt: Wer die ganze Tour am Stück fährt, hat weder Zeit, Sinn noch Augen für die hier allenthalben anzutreffenden Zeugen der Römerzeit, die in der REGIO immerhin gut 300 Jahre dauerte.

Der Entschluss, die Tour in Grenzach-Wyhlen zu beginnen, erweist sich indessen als voreilig: das im Grenzacher Oberdorf gelegene Regionalmuseum Römervilla mit den gut erhaltenen Mauerwerken eines großen Gutshofs ist von April bis November zwar sonntags geöffnet, aber erst ab 15 Uhr. So bleiben Einblicke in das Alltagsleben der Menschen in den ersten drei Jahrhunderten n. Chr. verwehrt.

Radweg über den Rhein

Macht aber nichts; ein zeitlich besser passender Besuch wird für den nächsten Ausflug eingeplant. Es gibt außerdem noch viele andere römische Spuren zu entdecken: Auf dem angenehm anforderungs- und verkehrsarmen Weg flussaufwärts sind Mauerzüge zu finden, die dem Ökonomiegebäude eines Gutshofs zugeordnet werden. Von hier ist es nicht mehr weit zum Wasserkraftwerk Grenzach, auf dessen als Radweg ausgewiesener Brücke der Rhein überquert werden kann – nach Kaiseraugst, einst eines der Verwaltungszentren der Provinz Germania Superior des Imperium Romanum. Entlang der Ergolz geht es von dort in Richtung Augusta Raurica, zu einer gut konservierten römischen Wasserleitung.

Die Villa Urbana bei Heitersheim

Die Villa Urbana bei Heitersheim

Wer sich lieber auf rechtsrheinische Spurensuche begibt, lässt sich ein Stück weiter oben mit der Fähre wieder ans andere Ufer übersetzen – und findet dort die Ruinen eines antiken Rheinübergangs; die Reste von drei Türmen sind noch erkennbar, nicht weit davon ist ein Tempelpodium erhalten. Hinweise auf römische Besiedlung sind auch in der Nähe des Rheinfelder Ortsteils Nollingen zu finden, wohin ein etwas beschwerlicherer Weg den Dinkelberg hinaufführt. Talwärts in Richtung Lörrach kommt man bei Brombach an den Fundamenten eines römischen Kleinbauerngehöfts vorbei, das, in einer Wiesenlandschaft mit blühenden Bäumen gelegen, zu einer kleinen Rast einlädt. Ebenso wie bald darauf die Stadt selbst, die eigentlich einen eigenen Ausflug wert ist.

Jechtingen Kastell

Die Reste eines Kastells bei Jechtingen liegen im zweiten Abschnitt der Tour.

Und eine Pause, bevor es über den Tüllinger nach Tumringen, Binzen und Fischingen geht, wo die Dorfkirche St. Peter auf den Fundamenten eines ehemaligen römischen Gutshofs erbaut wurde. Ein Blick in ihr Inneres lohnt sich – hier sind sorgsam restaurierte Fresken aus dem 14. Jahrhundert zu bewundern. Zu bewundern ist knapp acht Kilometer weiter unten ein ganz anderes Monument: das Naturdenkmal Isteiner Klotz, der vor der Rheinbegradigung vom ungebändigten Wasser umtost war und der heute zwar auf dem Trockenen, aber immer noch wie ein Fels in der Brandung steht. Nach Abstechern zur St.-Veits-Kapelle und den Isteiner Schwellen endet die erste Etappe hier, nach knapp 60 Kilometern.

In Efringen-Kirchen geht es auf den Zug zurück nach Freiburg; am nächsten Tag starten wir von hier aus nach Schliengen, Auggen, Müllheim, Badenweiler, Heitersheim und über Bad Krozingen hinüber nach Breisach und um den Kaiserstuhl, wo es außer der Landschaft auch etliche Römerspuren zu erkunden gilt. Teil drei der Gesamttour führt schließlich von Riegel nach Offenburg – das ist an einem Tag zu bewältigen; schließlich geht es fast überall topfeben rheinabwärts.

Info
www.oberrhein-roemerradweg.de

Foto: © Marc Schäfer, Archäologie-Werkstatt, Danner Dorner