Spur der Steine: Wanderung zu den Steinbrüchen bei Sexau Freizeit in der Regio | 04.03.2022 | Erika Weisser

Steine

Die Tage werden länger, sind aber noch zu kurz für weitläufige Wanderungen. Da ist diese leichte, in wenigen Stunden zu bewältigende Entdeckungstour zu den alten Buntsandsteinbrüchen bei Sexau genau richtig. Sie führt über den Hornwaldrücken zur Hochburg und eignet sich gut für die eher karge Zeit zwischen Winterwunderland und Frühlingserwachen.

Auf dem großen Waldspielplatz am nordwestlichen Ortsrand von Sexau probieren Kinder begeistert lärmend die nach der Winterpause frisch gewarteten Schaukeln, Rutsch-
bahnen, Klettergerüste und anderen Geräte aus, während die Erwachsenen plaudernd Picknicktische decken. Obwohl es ein paar Tage nicht geregnet hat, führt der Brettenbach reichlich Wasser und fließt plätschernd dahin. Aus der Ferne grüßt der Kandel mit seinem schneebedeckten Gipfel. Die Bäume sind zwar auch hier noch kahl, doch üppige Stechpalmenbüsche geben dem Wald einen hoffnungsvollen grünen Anstrich mit knallroten Tupfern. Und die Sonnenstrahlen wärmen schon: An den Sträuchern sind erste zaghafte Triebknospen zu erahnen. Vogelgezwitscher ist zu vernehmen, der Himmel ist wolkenlos blau.

Nicht weit vom Spielplatz, direkt beim Wanderparkplatz Horneck, ragt eine mindestens 15 Meter hohe rote Felswand auf. Senkrecht und schroff steht sie da, sie wirkt wie in den Berg gemeißelt. Ist sie auch: Es handelt sich um einen alten, längst stillgelegten Steinbruch, den ersten auf dem Weg, der sich auf der Ostseite des Hornwaldrückens in nördlicher Richtung bis zur Ruine der Hochburg entlangzieht. Die Burg wurde im 12. Jahrhundert mit großen Buntsandsteinquadern erbaut; die erste urkundliche Erwähnung datiert im Jahr 1127.

Hochburg

An der Hochburg (o.) wurden rote und gelbgeaderte Steine aus dem großen stillgelegten Buntsandsteinbruch im Sexauer Hornwald (li.) verbaut.

Für den Ausflug zu dieser zweitgrößten Festungsruine in Baden-Württemberg spielen diese Daten keine Rolle. Wohl aber für die Ausflügler, die sich für geologische und bauhistorische Fakten interessieren – und für die Frage, ob und wie die Sexauer Steinbrüche nicht nur mit der Hochburg, sondern auch mit dem Bau des Freiburger Münsters zusammenhängen.

Doch der Reihe nach. Zunächst geht es rechts vom eben erwähnten Steinbruch, an dessen Sohle noch ein vergittertes Stollenportal zu erkennen ist, auf einen schmalen, leicht ansteigenden Pfad. Wer diesem „Jägerpfad“ folgt und den bequemen Fußweg am Bach rechts liegen lässt, gelangt nach wenigen Hundert Metern an einen ziemlich großen und tiefen Steinbruch, der sich links des Weges von ebenerdig bis an die Kammlinie des Bergrückens hochstreckt. Leider ist dieser etwa 25 Meter hohe Steinbruch nicht zugänglich: Er wird vom Sexauer Schützenverein genutzt; die Schießanlage befindet sich auf einer der Sohlen. Das Gelände ist umzäunt, doch durch das Tor bietet sich ein guter Blick auf die mächtigen roten Steinbänke, die noch deutliche Abbauspuren aufweisen.

Von hier geht es über ein paar Treppen zu einem Plateau, von dem aus sich über die noch unbelaubten Bäume eine schöne Aussicht auf den Kandel und zum Elztal eröffnet. Durch ein mit Stacheldraht gesichertes Tor kann man hier auch noch einmal einen Blick auf den imposanten Steinbruch werfen – mitsamt dem etwas grotesk wirkenden Schießstand. Ein wenig ungemütlich ist das schon, besonders durch die vielen Warnschilder, die auf die Lebensgefahr an diesem Ort hinweisen.

Eingang zu den Kasematten der Hochburg.

Also schnell weiter auf dem Jägerpfad, immer leicht bergan. Plötzlich raschelt es oben in dem sehr stillen Wald. Drei Rehe tauchen am Kamm auf, leichtfüßig springen sie bergab und verschwinden in einer Senke hinter dem Hügel am Wegrand. Bei der vergeblichen Suche nach ihnen tut sich ein weiterer, doch vollkommen verbrochener und sehr verwitterter Steinbruch auf; der Hügel am Wegrand erweist sich als dessen vorgelagerte Halde. Ohne die Rehe wären wir achtlos daran vorbeigegangen. Und erst jetzt fällt hier ein alter, im Sommer sicher völlig überwucherter Weg auf, der in südlicher Richtung nach Sexau führt. Bald geht der nun steiler ansteigende Pfad ohnehin in einen breiteren, von forstwirtschaftlichen Fahrzeugen offenbar stark befahrenen und noch sehr matschigen Weg über.

Felsformationen von Menschenhand

Nach mühsamen 300 Metern geht ein kleiner Pfad nach links vom Weg ab. Er führt in den größten Steinbruch auf der Strecke; man kann ihn in einem knapp unterhalb der steilen, ebenfalls bis zur Kammlinie reichenden Bruchwände verlaufenden Bogen durchwandern – mit einem ganz und gar großartigen Blick auf die beeindruckenden, von Maschinen und Menschenhand bearbeiteten Felsformationen, die auch hier zwar überwiegend rot, aber auch von gelben und bräunlichen Einsprenkelungen durchzogen sind. Solche Steine finden sich an der nahen Hochburg wie am romanischen Teil des fernen Freiburger Münsters.

Hochburg

In den Sexauer Steinbrüchen wurden die ersten Steine für den Freiburger Münsterbau gebrochen.

Dieses Gelände ist längst der Natur überlassen; am Fuß der Felsen ist ein Tümpel entstanden, aus den Erdschichten im Gestein wachsen Sträucher und Bäume, die gelegentlich kronüber in die Tiefe rutschen. Man möchte verweilen an diesem besonderen Ort, doch ist es hier recht schattig und frisch, außerdem gibt es außer kalten Steinblöcken auch keine Sitzgelegenheiten. Die finden sich jedoch bald auf einer sonnigen Lichtung, wo ein praktischerweise längs halbierter Baumstamm liegt.
Nach kurzer Rast geht es weiter zur Hochburg, vorbei an Sandsteinfelsen, die nun größere gelbe Partien enthalten.

Vom Burghügel hat man einen ungehinderten Blick auf die Schwarzwaldberge und die Rheinebene mit dem Kaiserstuhl, aber auch zum Tennenbacher Tal und hinüber zum Allmendsberg und in Richtung Heimbach, wo es ebenfalls große Buntsandsteinvorkommen gibt, die nachweislich für den nach 1200 begonnenen Münsterbau ausgebeutet wurden. Auch dort kann man sich wandernd auf die Spur der Steine begeben. Doch erst einmal geht es zurück zum Horneck – über den relativ ebenen Kammweg, der erst beim Abstieg recht steil und steinig wird. Und bald steht man an der oberen Kante des 20 Meter hohen und mehr als 800 Jahre alten Burgsteinbruchs, den man unten nur als große Geländemulde mit gelblichem Gesteinsschutt wahrgenommen hat. Und auf einmal kann man sich gut vorstellen, dass die ältesten Steinquader des Münsters genau von diesem Ort stammen, dass hier der erste Münstersteinbruch war.

Info
Länge: 6,5 km
Dauer: 3 Stunden (mit Burgbegehung)
Auf- und Abstieg: 126 Höhenmeter
Start und Ziel: Waldparkplatz „Horneck“, Sexau

Fotos: © Erika Weisser