Grüne Lieblinge: So gelingt der Kräuteranbau Haus & Garten | 11.05.2024 | Heide Bergmann, Reinhold Wagner

In der Küche sind sie unverzichtbar, aber oft heikel im Anbau: Petersilie, Basilikum, Dill und Koriander. Mal bekommen sie gelbe Blätter, mal gehen sie ein, mal keimen sie erst gar nicht oder schießen sofort in Blüte. Was tun? Auf keinen Fall aufgeben. Und mit ein wenig Kräuterwissen einen neuen Anbauversuch starten!
Kennen Sie das: Sie haben im Supermarkt einen prächtigen Basilikum- oder Petersilientopf gekauft, pflanzen ihn in den Balkonkasten, aber nach einiger Zeit geht er ein? Das liegt nicht am fehlenden grünen Daumen. Dieser Kräutertopf wurde bei optimalen Temperaturen, Wasser- und Düngergaben verwöhnt, damit er gut aussieht und sich gut verkauft. Für den baldigen Verzehr ist das okay, aber für ein normales Gartenleben taugt er nicht. Ihm fehlt die Regerationskraft, und nach der Ernte ist bald Schluss mit Wachstum. Fürs Kräuterbeet viel besser geeignet sind Jungpflanzen aus einer regionalen Gärtnerei, am besten in Bioqualität. Nicht groß und üppig sollen sie sein, lieber kompakt, aber mit kräftigen Wurzeln. Pflanzt man sie in Erde, legen sie bald los, und man hat den ganzen Sommer Freude damit.
Basilikum, ein Kind des Südens
Basilikum braucht vor allem eines: Wärme. Säen Sie Basilikum erst im Mai, denn nur über 20 Grad wächst Basilikum richtig gut. Nachts sollte die Temperatur nicht unter 10 Grad sinken. Wer schon im März mit der Aussaat beginnt, hat oft dünne, „vergeilte“ Pflänzchen, die anfällig für Schimmelpilze sind. Später ausgesätes Basilikum holt die Zeitverzögerung rasch wieder ein.
Basilikum ist ein Lichtkeimer. Der Same wird nur hauchdünn bedeckt. Sämlinge, die zu dicht stehen, sollte man vereinzeln. Oft werden im Handel Töpfe mit bis zu 50 Pflänzchen verkauft, die sich im Topf gegenseitig behindern. Solange sie klein sind, kann man sie sehr gut verpflanzen. Setzt man sie auseinander, ob einzeln oder in kleinen Gruppen, erhält man viele kräftige, gesunde Pflanzen daraus.
Damit Sie den Sommer über möglichst viel Basilikum ernten können, hier noch drei Tipps:
1. Basilikum regelmäßig gießen, aber Staunässe vermeiden! Sie ist meist Ursache für Fäulnis.
2. Nachdüngen, wenn die Nährstoffe in der Erde verbraucht sind.
3. Beim Ernten immer ganze Triebspitzen schneiden, damit sich die Stängel darunter verzweigen.

Weniger Show, mehr Power: Jungpflanzen aus der Gärtnerei bringen beste Voraussetzungen mit für Kräuter-Ernte-Vergnügen im Sommer.
Petersilie mag sich selbst nicht
Manchmal werden die Blätter der Petersilie gelb und die Pflanze stirbt ab. Es heißt, „Petersilie mag sich selbst nicht“. Was steckt dahinter? Eine Ursache ist, dass Petersilie empfindlich auf Schädlinge und Pilze im Boden reagiert. Sie verträgt auch keinen halbfertigen Kompost. Erst nach vier bis fünf Jahren darf man sie wieder an denselben Platz pflanzen. Im Balkonkasten ist die Fruchtfolge kein Problem, da wir immer neue Erde verwenden können. Eine Mischkultur mit Tagetes hält den Boden gesund. Gelbe Blätter können auch durch zu viel oder zu wenig Wasser entstehen. Achten Sie beim Gießen darauf, dass kein Wasser im Untersetzer bleibt. Das gilt übrigens für alle Kräuter.
Petersilie verträgt Kälte und wird schon im März gesät. Man braucht aber Geduld, denn erst nach drei bis vier Wochen keimen die Samen. Damit man beim Jäten sieht, wo die Petersilienreihe ist, gibt man ein paar schnell keimende Radieschensamen als Markierung in die Saatrille. Einfacher ist es, kleine Petersilien-Erdpresstöpfe zu pflanzen, die man in der Gärtnerei erhält. Sie wachsen meist sehr gut an.
Dill macht, was er will
Dill ist ziemlich launisch und anspruchsvoll, was den Standort betrifft. Einerseits mag er viel Sonne und Wärme. Andererseits will er die Füße im feucht-kühlen Schatten haben. In den traditionellen Bauerngärten hat man das Dilemma so gelöst: Dill und Gurken wachsen als Mischkultur in einem Beet. Die Gurkenblätter beschatten den Boden. So wurzelt der Dill in lockerer, feuchter Humuserde. Nach oben hin hat er genügend Platz, um viel Sonne zu tanken, die er zum Aufbau der ätherischen Öle braucht. Will man Dill im Beet oder Hochbeet kultivieren, sollte man ihn machen lassen, was er will. Gefällt ihm der Platz, wo er steht, sät er sich immer wieder von alleine aus. Man muss nur abwarten.
Was man bei der Aussaat von Dill noch beachten sollte: Verwenden Sie kein altes Saatgut. Dillsamen sind nur ein bis zwei Jahre keimfähig. Wenn sie gekeimt sind, sind die Sämlinge sehr empfindlich. Am besten lässt man sie in Ruhe dort wachsen, ein Verpflanzen vertragen sie nicht.

Mit kleinen Kräuterwissen-Tricks gedeihen Koriander, Dill oder das kleinblättrige griechische Buschbasilikum gut.
Korianderblüten oder -blätter?
Koriander ist bei Gourmets beliebt. Aber manchmal gelingt der Anbau einfach nicht, denn heiße Temperaturen und Trockenheit machen ihm zu schaffen. In Hitzeperioden entwickelt Koriander nämlich nur noch gefiederte statt normaler Blätter und steckt alle Kraft in die Blütenstängel.
Die Blüten sind zwar ein Geschenk für Wildbienen und Co., aber wenn man möglichst viele Blätter ernten will, sollte man einiges beachten: Koriander ist ein Freund von kühlen Temperaturen. Die beste Anbauzeit ist März bis April und August bis September.
Er liebt humose und leicht feuchte Erde. In den Sommermonaten sollte der Topf unbedingt im Schatten stehen, reichlich gegossen und mit Nährstoffen versorgt werden. Ob Koriander schnell in Blüte geht oder nicht, liegt auch an der Sorte. Im Handel wird oft Blütenkoriander verkauft, der sich zur Ernte der schmackhaften Körner eignet. Mehr Blattmasse bildet der Blattkoriander ‚Cilantro‘. Und um möglichst immer frischen Koriander-Nachschub zu haben, säen Sie ihn am besten im Abstand von drei bis vier Wochen nach.
Kräuterwissen für drinnen und draußen
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Die Pädagogin und Gärtnerin war Mitbegründerin der Ökostation Freiburg und kümmert sich seit mehr als 40 Jahren um den nachhaltigen Anbau und die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten von Kräutern aller Art. Vom mediterranen Basilikum über heimische Wildkräuter bis hin zum exotisch-tropischen Zitronengras und zu Teepflanzen wie der Zitronenverbene wird jedes der 40 ausgewählten Kräuter ausführlich beschrieben und vorgestellt.
Und so mancher besondere Tipp lädt dazu ein, mit den geernteten Schätzen aus Küche, Balkon und Garten zu experimentieren. Sei es zu medizinischen Zwecken, zum Erhalt der Biodiversität oder als kulinarische Abwechslung. Von Hildegard von Bingens Aperitif-Wein bis zum aromatisch verfeinerten Essig und Öl hält der Band auch Rezeptideen zum Nachmachen bereit.
Lang lebe mein Basilikum – 40 Kräuter nachhaltig anbauen und genießen
von Heide Bergmann
Verlag: Ulmer, 2024
144 Seiten, Taschenbuch
18 Euro
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