Tipps für klimafreundliches Gärtnern Haus & Garten | 16.04.2023 | Heide Bergmann

Kind mit älteren Mann am Gärtnern Es braucht ein wenig Nachdenken, sinnvolle Ideen und wenige Handgriffe, um sich im heimischen Garten für die Umwelt einzusetzen.

Sind Gärtnerinnen und Gärtner per se Klimaschützer? Nicht unbedingt, in Hobbygärten belastet manches die Umwelt. Dabei stecken in jedem Garten, in jeder Balkonbepflanzung Potenziale, um den CO2-Ausstoß zu verringern und den ökologischen Fußabdruck kleinzuhalten.

Pflanzen sind wichtige Verbündete beim Bemühen, CO2 zu reduzieren. Sie brauchen das Kohlendioxid nämlich zum Leben. In ihrer einzigarten Chemiefabrik, der Fotosynthese, nehmen sie CO2 aus der Luft auf und stellen mithilfe von Sonnenlicht und Wasser Traubenzucker und organische Masse her. Dabei atmen sie Sauerstoff aus. Der Kohlenstoff C aus dem CO2 wird als Baumaterial in Holz und Blättern eingelagert und somit unschädlich gemacht. Fallen die Blätter auf den Boden, werden sie durch unzählige Bodenorganismen abgebaut. Ein Teil CO2 wird dabei wieder freigesetzt, aber ein großer Teil verbleibt als Kohlenstoff gebunden im Boden.

Kleine pflanzen in Eierkartons

Ganz einfach klimafreundlich: Eierkartons zur Anzucht lassen sich direkt ins Beet pflanzen.

Weniger ist mehr!

Klimaschutz im Garten beginnt bei der Bodenbearbeitung. Je humusreicher ein Gartenboden ist, desto mehr CO2 speichert er. Schon mit einfachen Maßnahmen lässt sich verhindern, dass das schädliche Treibhausgas in die Atmosphäre entweicht. Den Boden so wenig wie möglich stören lautet das Motto. Manchmal ist weniger mehr. So ist ein kräftezehrendes Umspaten gar nicht nötig und auch nicht sinnvoll. Denn der Boden liegt nach dem Umgraben offen da, wodurch Prozesse in Gang gesetzt werden, die CO2 freisetzen. Eine flache, schonende Bearbeitung reicht bei einem normalen Gartenboden meist aus. Bringt man organisches Material ein wie Kompost, Mulch oder Gründüngung, bewirkt das eine Durchwurzelung und Lockerung des Erdreichs, die Bodenlebewesen werden „gefüttert“. Dort, wo Pilze, Bakterien und Mikroorganismen sich etablieren und vermehren, reichern sie den Boden auf Dauer mit kostbarem Humus an. Dieser natürliche Kreislauf ist die beste Voraussetzung, um CO2 im Boden zu halten.

Wurmkompost

Die Anzuchterde für die Balkonbepflanzung kommt aus der Wurmkiste.

Wurmkiste statt Erdsack

Wer keinen Garten und nur einen Balkon zur Verfügung hat, kann durch die Verwendung torffreier Erde eine Menge CO2-Emissionen einsparen. In den Hochmooren wurden seit Jahrtausenden große Mengen an Kohlenstoff gebunden. Durch Torfabbau gehen diese wertvollen CO2-Speicher verloren. Außerdem werden Lebensräume für Tier- und Pflanzenarten zerstört. Viele der billigen Erdsäcke aus dem Baumarkt enthalten immer noch Torf. Zudem haben sie einen großen CO2-Fußabdruck, weil sie weit transportiert wurden und in Plastik verpackt sind. Eine Alternative ist es, die Erde aus dem kommunalen Kompostwerk zu beziehen oder in einer Gärtnerei, die lose Erde verkauft. Und ist es wirklich jedes Frühjahr nötig, neues Substrat zu kaufen? Verbrauchte Balkonerde kann mit Kompost und Gartenerde aufgepeppt werden. Wer keinen Kompost zur Verfügung hat, stellt mit einer Wurmkiste auf dem Balkon selber Wurmkompost her.

Jedes Frühjahr ist es das gleiche Bild: Baumärkte und Gartencenter bieten auf ihren Warentischen in großen Mengen alles an, was man braucht, um draußen loszulegen: Pflanzen, Töpfe, Gartengeräte, Dünger, Zubehör, oft sehr preiswert. Aber wie nachhaltig sind die Gartenartikel? Billige Töpfe und Saatschalen aus Plastik landen meist nach einer Saison auf dem Müll. Schnüre, Etiketten, Folien aus Kunststoff gehen in der Sonne leicht kaputt, und die Reste gelangen als kleine Plastikteile in die Erde. Das muss nicht sein. Es lohnt sich, beim nächsten Einkauf nach umweltfreundlichen Alternativen Ausschau zu halten, die langlebig und biologisch abbaubar sind. Blumentöpfe aus Naturkautschuk oder Recycling-Kunststoff, Pflanzgefäße aus Jutefilz, Anzuchtgefäße aus Maisstärke oder Hanffasern, Kokosquelltöpfe und kompostierbare Schnüre belasten die Umwelt und das Klima weniger. Vieles lässt sich selbst herstellen: Ein Klettergerüst aus Weidenstangen etwa oder ein Hochbeet aus Abfallholz. Alte Behälter wie Dosen, Olivenölkanister, Körbe, Einkaufstaschen können zu Pflanzgefäßen umfunktioniert werden. Für die Aussaat von Pflanzen auf der Fensterbank eignen sich Tetrapacks, Eierkartons oder Joghurtbecher. Aus alten Zeitungen kann man Papiertöpfe, die sogenannten Paper Pots, pressen. Statt Plastik-etiketten gibt es die praktischen Holz-Mundspatel aus der Apotheke, mit denen Saatreihen und Anzuchttöpfe übersichtlich beschriftet werden können.

Topf Beschriftung

Für Ordnung im Beet sorgen hölzerne Mundspatel.

Regenerationskraft der Pflanzen nutzen

Viele Pflanzen, die es jetzt zu kaufen gibt, sind Saisonware. Die Blumen-, Kräuter- und Setzlingstöpfe auf den Verkaufstischen sehen zum Teil sehr prächtig aus oder blühen bereits. Meist halten sie sich aber nicht sehr lange. Sie wurden im Gewächshaus verwöhnt und sind gegen ein widriges Gartenleben nicht sehr gut gerüstet. Besser sind Pflanzen aus regionalen Gärtnereien. Sie sind nicht so groß und üppig, dafür aber meist robust und langlebig.

Wer gerne gärtnert und sich ein bisschen mit Pflanzen auskennt, kann Pflanzen auch selbst vermehren. Das ist gar nicht schwer. Die Regenerationskraft von Pflanzen ist enorm, nutzen wir sie! Mehrjährige Kräuter und Halbsträucher überdauern oft mehrere Jahre. Durch Stecklinge lassen sie sich vermehren. Stauden bleiben vital und jung, wenn man sie teilt und erneuert.

Auch Saatgut muss man nicht immer kaufen. Vermehren Sie die Samen Ihrer Lieblingssorten einfach selber. Das geht mit vielen Arten sehr gut. Achten Sie dabei auf samenechte Sorten. Nur diese geben ihre genetischen Eigenschaften vollständig an die nächste Generation weiter.

Ist neues, frisches Pflanzenmaterial nötig, kann einer der Pflanzentauschmärkte, die in diesen Wochen mancherorts stattfinden, sich als lohnende Fundgrube erweisen. Dort gibt es Setzlinge, die für einen nachhaltigen Anbau im eigenen Garten bestens geeignet sind – ohne großen ökologischen Fußabdruck und ohne das Klima anzuheizen.

Wassersammel Behälter

Klima schützen – Wasser sparen

Der Klimawandel verstärkt Hitze und Dürre. Trockenheit und Wassermangel machen sich auch im Garten bemerkbar. Eine Möglichkeit, um Wasser im Garten zu sparen – und so klimabewusst zu handeln –, ist die Verwendung von Mulch, der den Boden feucht hält und das Austrocknen verhindert. Sehr effizient sind Bewässerungssysteme, die das Wasser tröpfchenweise direkt an die Wurzeln der Pflanzen leiten. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Regenwasser zu sammeln, beispielsweise in einer Regentonne. Und nicht zuletzt kommt es auf das richtige Gießen an: Gießen Sie am frühen Morgen oder am Abend, damit die heiße Sonne das Wasser nicht gleich verdunsten lässt.

Fotos: © iStock.com/Rawpixel, Loik-Tomson, Delpixart, Mike Harrington, tanyss