Säen, keimen, pflanzen: Anzucht-Tipps für Februar Haus & Garten | 03.02.2020 | Frank von Berger

Frühbeet-mit-Jungpflanzen

Die Schneeglöckchen haben bereits zaghaft das Frühjahr eingeläutet, und langsam erwacht die Lust, wieder im Garten zu schaffen. Die ersten Aussaaten können schon im Februar erfolgen. Wie heißt es so schön: Der frühe Vogel fängt den Wurm.

Mit zu den schönsten Momenten im beginnenden Gartenjahr zählt die Auswahl des Saatguts. Besonders lustvoll ist erfahrungsgemäß das Aufspüren jener Samen von Kräutern und Gemüse, die man später ernten möchte. Bei den Tomaten sind es vor allem Sorten, die man weder im Discounter noch auf dem Wochenmarkt kaufen kann. Manche Tomatenfans legen großen Wert auf historische Sorten wie Berner Rose oder Principe Borghese, die besonders aromatisch, dafür aber leider manchmal etwas heikel in der Kultur sind. Andere wiederum setzen auf moderne, resistente Hybridzüchtungen, die einen hohen Ertrag bei minimaler Krankheitsanfälligkeit versprechen. Bei den Sommerblumen lohnt sich unbedingt ein Blick in die aktuellen Saatgutkataloge, denn es gibt praktisch jedes Jahr neue, aufregende Arten und Sorten zu entdecken.

Sind die Favoriten ausgewählt, kann schon im Februar die Aussaat beginnen. Viele Gemüsearten wie Tomaten, Auberginen, Paprika, Sellerie und einige Kohlsorten sowie manche Sommerblumen benötigen eine lange Vorkultur unter Glas, damit die Jungpflanzen im Mai kräftig genug zum Auspflanzen sind. Gurken, Zucchini und Kürbisse sowie die beliebten einjährigen Sonnenblumen dagegen keimen und wachsen rasch. Sie werden deshalb meist erst Ende April oder Anfang Mai ausgesät. Für die richtige Aussaatzeit lohnt es sich, das Kleingedruckte auf den Samentütchen zu lesen. Dies gilt insbesondere für die Angabe der Keimfähigkeit, denn altes Saatgut taugt nicht mehr viel.

Ausstreuen-von-Saatgut

Beim Säen ist es ratsam die Anweisungen auf dem Tütchen zu beachten.

Mit einer Keimprobe kann man im Zweifelsfall testen, ob das Saatgut noch ausreichend keimfähig ist: Einfach eine kleine Menge Samen auf etwas angefeuchtete Watte oder ein nasses Küchentuch streuen und einen transparenten Deckel – Einmachglas oder Klarsichtfolie – darüberstülpen. Warm aufgestellt sollten die Samen – je nach Art – schon bald zu keimen beginnen. Geschieht das nicht oder nur spärlich, ist es ratsam, frisches Saatgut zu kaufen. Übrigens behalten Samen von Tomaten, Chili und Paprika bei dunkler, trockener Aufbewahrung ihre Keimfähigkeit etwa fünf Jahre lang. Die Samen der meisten Sommerblumen sind weniger lange lagerfähig.

Obwohl es draußen noch frostig ist, sät man Tomaten am besten schon Mitte bis Ende Februar im Warmen auf der Fensterbank aus, damit die Jungpflanzen im Mai groß genug zum Auspflanzen sind. Das Gleiche gilt für Auberginen, Paprika und Chilis. Die Samen dieser Nachtschattengewächse werden einzeln im Abstand von einem Zentimeter in flache Saatschalen ausgesät, nur dünn mit Erde bedeckt und vorsichtig angegossen. Nicht nur Gemüsepflanzen, sondern auch Küchenkräuter wie Petersilie und Schnittlauch sowie Sommerblumen wie Vanille-
blume, Löwenmaul und Leberbalsam werden in ebensolchen Schalen im zeitigen Frühjahr vorgezogen.

Es empfiehlt sich, bei der Aussaat die Anweisungen auf den Samentütchen zu beachten. Denn es gibt unter den Pflanzen Lichtkeimer – die Samen dieser Arten werden nur aufgestreut und nicht mit Erde bedeckt – und Dunkelkeimer – die brauchen eine Deckschicht aus Erde. Generell eignet sich Aussaaterde aus dem Fachhandel besser als normale Blumenerde, weil sie sterilisiert und besonders feinkrümelig ist. Eine Abdeckung mit Folie, einer transparenten Kunststoffhaube oder einer Glasscheibe sorgt für eine raschere Keimung. Die Abdeckung sollte aber entfernt werden, sobald sich die Keimblätter zeigen.

Folientunnel

Was zunächst in Aussaatschalen vorgezogen wird, kann später unterm Folientunnel oder im Gewächshaus wachsen und gedeihen.

Sind die ersten echten Blätter erschienen, können die Sämlinge vereinzelt und in kleine Töpfchen gepflanzt werden. Die päppelt man entweder auf der hellen Fensterbank oder im beheizten Gewächshaus. In der Regel werden die herangezogenen Sämlinge von Gemüse und Sommerblumen nicht vor Mitte Mai ausgepflanzt. Dann ist die Gefahr eines Verlusts der liebevoll angelegten Anzuchten durch Nachtfröste gebannt.

Wenn man sie früher ins Freiland setzen möchte, kann man die empfindlichen Jungpflanzen mit einem Folientunnel vor kalten Temperaturen schützen. Oder man quartiert sie zwischenzeitlich in einem mit Glasscheiben bedeckten Frühbeet ein. Wichtig ist es in diesem Fall, an sonnigen, warmen Tagen ausreichend zu lüften, um durch die Luftzirkulation einem möglichen Pilzbefall vorzubeugen und die Jungpflanzen nicht zu sehr mit Wärme zu verwöhnen. Wenn die Pflanzen zu viel Wärme, Licht und Feuchtigkeit erhalten, werden sie weich und anfällig für Krankheiten.

Wenn das alles jetzt nach viel Arbeit und Zuwendung klingt, dann stimmt das zwar. Aber es macht Spaß, Jungpflanzen aus Samen selbst heranzuziehen und zudem spart es bares Geld für teure, getopfte Setzlinge aus dem Handel. Und man wird im Sommer durch bunte Blütenpracht sowie aromatische Früchte aus eigenem Anbau reich belohnt.

Fotos: © Frank von Berger