Wilde Frühblüher – Der Honigbuck in Freiburg Haus & Garten | 15.03.2025 | Frank von Berger

Umgestürzte Baumriesen bilden auf dem Honigbuckweg die malerische Kulisse für Frühblüher wie Winterlinge. Umgestürzte Baumriesen bilden auf dem Honigbuckweg die malerische Kulisse für Frühblüher wie Winterlinge.

Ein sagenumwobener kleiner Hügel im Freiburger Westen trägt den süßen Namen „Honigbuck“. Dieses botanische Schatzkästlein liegt versteckt zwischen hohen, alten Bäumen und fällt im ansonsten flachen Mooswald kaum auf. Doch hier finden sich Wildbestände von Winterlingen, Blaustern, Märzenbecher und anderen Frühjahrsblühern.

Der Honigbuck grenzt seitlich an die Kreisstraße K 9853, die vom Freiburger Stadtteil Rieselfeld nach Opfingen führt. Entstanden ist der Hügel als inselartige, von einer Lössschicht bedeckten Bruchscholle durch das Absinken des Oberrheingrabens in prähistorischer Zeit, ähnlich wie der Tuniberg, der Marchhügel und der Nimberg. Nicht nur für Geologen, sondern auch für Botaniker ist dieses Areal außerordentlich interessant. Am Honigbuck finden sich nahezu alle einheimischen Laubbaum-Arten auf engstem Raum sowie seltene Wildstauden wie Märzenbecher, Türkenbundlilien und einige Orchideenarten. Das 7,5 Hektar große Gebiet wurde deshalb bereits 1963 unter Naturschutz gestellt.

Schild-am-Honigbuckweg

Um den Namen der rund 13 Meter hohen Erhebung ranken sich gleich mehrere Geschichten. Eine besagt, dass sich hier das Grab des einst bis fast zum Rhein vorgedrungenen Hunnenkönigs Attila befinden soll, weshalb im Volksmund auch der Name „Hunnenbuck“ kursiert. Doch das ist nur eine Legende, denn Attila starb, so wissen es die Historiker, im Jahr 453 n. Chr. im heutigen Ungarn. Es könnte deshalb auch sein, dass der Name auf eine einstmals wohl dort befindliche Burg Hohneck zurückgeht, deren Reste noch Mitte des 19. Jahrhunderts zu sehen gewesen sein sollen. Wahrscheinlicher für die Namensgebung ist jedoch das zahlreiche Vorkommen von Winterlinden, die den Honig produzierenden Bienen reichlich Nahrung boten. Neben Linden, Ulmen und Eschen sowie strauchigen Laubgehölzen wie Liguster, Pfaffenhütchen und Weißdorn, finden sich dort zudem Wildbestände von Blaustern, Maiglöckchen, Kleinem Immergrün und anderen Frühjahrsblühern. Außerdem tummeln sich hier Füchse, Dachse und andere Säugetiere, wie man an den zahlreichen Bauen im weichen Lössboden sehen kann. Auch vielen Vogelarten bietet der Honigbuck einen idealen Lebensraum, insbesondere Spechten. Sie finden in den morschen Baumriesen willkommene Brutplätze.

Auf schmalen Pfaden ins Naturschutzgebiet

Mit den Buslinien 32 und 33 ist der Honigbuck gut erreichbar (Haltestelle „Opfinger See“, von da ist es nur ein kurzer Fußmarsch über die Autobahnbrücke zurück nach Freiburg). Mit dem Fahrrad geht es vom Rieselfeld aus auf dem gut ausgebauten Radweg in Richtung Opfingen. Wer mit dem Auto unterwegs ist: Der gut ausgeschilderte, kleine Waldparkplatz am Rand der K 9853 befindet sich nur wenige hundert Meter vor der Autobahnbrücke auf der rechten Straßenseite. Gleich gegenüber, auf der linken Straßenseite, weist ein Schild unübersehbar auf den „Honigbuckweg“ hin. Nur ein paar Schritte auf dem breiten Forstweg, dann findet sich zur Linken ein erster historischer Grenzstein, wenige Meter weiter ein zweiter. Kurz darauf, wo linker Hand ein Bachlauf und markante Schilder zu sehen sind, beginnt der Pfad ins Naturschutzgebiet. Schon nach ein paar Schritten versperren umgestürzte Bäume jetzt den Weg. Nun heißt es entweder darüber klettern oder dem Trampelpfad drum herum folgen. Es gibt später noch ein paar weitere botanische Hindernisse zu überwinden oder zu umrunden, aber alles im Rahmen des Möglichen für geübte Wandernde. Wenn sich der Pfad nach ein paar Kurven gabelt, führt der richtige Weg rechts nach oben auf die Kuppe des Honigbucks. Schon bald ragt eine mächtige, alte Flatter-Ulme empor, unter der sich ab Anfang Februar ein fröhlich anmutender Teppich aus zitronengelb blühenden Winterlingen ausbreitet. Das kleine, einheimische Hahnenfußgewächs findet sich kaum noch in der freien Natur. Umso schöner sieht es hier aus!

Märzenbecher

Noch lassen sich Wildbestände von Märzenbecher (oben) und Blaustern (unten) im Naturschutz­gebiet am Honigbuck bewundern.

Blaustern

Wuchtige Wurzelteller und idyllische Bachläufe

Weiter geht es rechts vorbei an einem umgestürzten Baumriesen, dessen wuchtiger Wurzelteller morbide in die Höhe ragt. An einem kleinen, durch umgestürztes Gehölz etwas unzugänglichen Abhang, hügelabwärts in Richtung eines Bachlaufs, blühen spätestens Mitte März zahlreiche wilde Märzenbecher (Leucojum vernum). Dies ist eines der wenigen Wildvorkommen in unserer Region. Ein weiteres Naturvorkommen dieses seltenen, einheimischen Amaryllisgewächses findet sich in der Regio nur noch am Ölberg in der Nähe Bollschweils. Aber zurück zum Honigbuck: Am idyllischen Bachlauf am Fuß des Hanges angekommen, biegt der Weg nach rechts ab. Früher konnte auch links ein Weg rund um den „Gipfel“ des Honigbucks herum genommen werden. Der ist aber inzwischen nicht mehr begehbar. Der Weg rechter Hand führt nach wenigen hundert Metern und über ein paar umgestürzte Bäume hinweg wieder zurück zum Ausgangspunkt.

Die Natur erobert sich auch den alten Grenzstein am Wegrand wieder zurück.

Die Natur erobert sich auch den alten Grenzstein am Wegrand wieder zurück.

Wie wird sich der Honigbuck zukünftig entwickeln? Hannah Sharaf, Beauftragte für den Waldnaturschutz beim Regierungspräsidium Freiburg, erwidert auf Anfrage, dass der Honigbuck bewusst ohne menschliche Eingriffe der natürlichen Entwicklung überlassen wird. Die Wege werden deshalb nicht mehr gepflegt und sollen mit der Zeit vollständig verschwinden. Die Beschilderung, die das Abweichen vom Weg untersagt, ist Ausdruck dieser Schutzstrategie. So werden wohl schon bald mehr als nur ein paar umgestürzte Bäume die Erkundung des botanischen Schatzkästleins unmöglich machen. Schade eigentlich, aber angesichts der zunehmend bedrohten Natur muss wohl zu solchen rigiden Maßnahmen gegriffen werden. Immerhin können wagemutige und agile Naturfreunde in diesem Frühjahr noch die Wildbestände von Winterlingen, Märzenbechern und Blaustern besuchen und bewundern. Wie immer gilt aber auch hier, wie in allen Naturschutzgebieten, die Regel: Wir hinterlassen nichts als unsere Fußspuren und nehmen nichts mit als unsere Eindrücke und Erinnerungen!

Fotos: © Frank von Berger