Doctor Elmo: Arbeitsmediziner erhält Bundesverdienstmedaille STADTGEPLAUDER | 20.10.2019 | Erika Weisser

Helmut Weiss

Ruhestand kennt Helmut Weiss nicht. Seit der ehemals als Arbeitsmediziner beim TÜV Süd tätige Arzt nicht mehr für seinen Lebensunterhalt arbeiten muss, ist er ehrenamtlich unterwegs.

Seit acht Jahren arbeitet er regelmäßig und über mehrere Monate in der Ambulanzklinik für Allgemeinmedizin, die der Göttinger „Verein zur Förderung der Partnerschaft mit den Mujeres Mayas“ (VMM) im Ort San Juan Comalapa im Zentralhochland von Guatemala betreibt. Für sein humanitäres, den Menschen zugewandtes Wirken erhielt er nun die Bundesverdienstmedaille.

„Am liebsten wäre ich mein Arbeitsleben lang niedergelassener Landarzt gewesen. Das hat sich aus verschiedenen Gründen nicht gefügt, doch der Wunsch, mich diesem Traum nach meiner Pensionierung zumindest anzunähern, hat mich nie losgelassen. Und dann stieß ich vor gut zehn Jahren im Ärzteblatt auf ein Inserat des VMM. Die darin angebotene Möglichkeit, in einer Praxisklinik in einem guatemaltekischen Dorf zu arbeiten, hat mich sofort gereizt.

Nach dem Einstellungsgespräch mit dem Vereinsvorsitzenden Norbert Hasselmann bereitete ich mich intensiv auf diesen neuen Lebensabschnitt vor: Ich lernte Spanisch und absolvierte Weiterbildungen im Bereich der Geburtshilfe und der Allgemein-, Tropen-, Umwelt- und Reisemedizin. Ich verfügte also über eine gute Grundlage für meine neue Tätigkeit, als ich im März 2011 zu meinem ersten Einsatz nach Comalapa aufbrach.

Ich blieb gleich 13 Monate. Denn es gab Probleme mit der Nachfolge und ich fand, dass eine so gut ausgestattete und für die Mehrzahl der Patienten kostenlos funktionierende ambulante Klinik mit Apotheke nicht über Monate ohne verantwortlichen Arzt bleiben dürfe. In diesem Fall wäre ,clínica alemana‘, die ja allen und gerade auch den allerärmsten Menschen offensteht, nämlich geschlossen geblieben. Was zu einer völligen Überlastung des staatlichen Centro de Salud geführt hätte, denn die teuren Privatärzte kann sich fast niemand leisten.

Die Patienten, in ihrer großen Mehrheit Mayas, dankten mir diese eigentlich selbstverständliche Bereitschaft, einfach für sie da zu sein, mit einem unglaublichen Vertrauen. Und einer von Herzen kommenden Wertschätzung nicht nur meiner Arbeit, sondern vor allem auch meiner Person. Für sie bin ich seither ihr „doctor Elmo“, Helmut ist für sie ja fast unaussprechbar. Ich freue mich über diesen Titel. Und ich freue mich darauf, im kommenden Februar wieder für ein paar Monate in Comalapa zu sein, die Leute warten ja schon. Und natürlich freue ich mich auch über die Verdienstmedaille, sie ist eine schöne Anerkennung der wirklich humanitären Arbeit des Vereins.“

vmm-guatemala.de

Foto: © Erika Weisser