Kleine Klinik, große Spezialisierung: Die BDH-Klinik in Waldkirch Gesund & Fit | 26.01.2024 | pt
Mehr als 420.000 Hüft- und Knieendoprothesen werden jedes Jahr in Deutschland transplantiert. Knapp 800 dieser künstlichen Gelenke setzen die Spezialisten der BDH-Klinik in Waldkirch ein.
„Ich habe einen guten Kontakt zwischen Hirn und Hand“, sagt Bettina Götze. Nicht umsonst steht die Ärztliche Direktorin dreimal pro Woche im OP der BDH-Klinik Waldkirch. Mehr als 2000 Knie- und Hüft-Prothesen hat die 62-Jährige dort schon eingesetzt. Und die Nachfrage steigt: Unfälle, Krankheiten oder Verschleiß können die wichtigen Gelenke und damit die Beweglichkeit beeinträchtigen.
Trotz der Erfahrung – jeder Eingriff erfordert volle Konzentration. Kein Patient sei wie der andere, jeder habe Besonderheiten, etwa ausgeprägte Knochenvorsprünge oder Verwachsungen. „Die muss man wahrnehmen“, betont die Spezialistin. Eine Operation sei oft das letzte Mittel. „Wir operieren nicht einfach so“, erklärt sie. Zuvor stehen meist Krankengymnastik und Medikamente auf dem Behandlungsplan.
Seit 2015 ist die Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie der BDH-Klinik Waldkirch als Endoprothetikzentrum zertifiziert. Seitdem sind Götzes Schnitte kürzer geworden, die Eingriffe sind dank Fortschritten der OP-Technik, Computertomografiebildern oder 3D-Modellen weniger invasiv. „Heute kommen wir zum Beispiel in der Hüftendoprothetik von vorne und nicht mehr von der Seite, das zerstört weniger Muskulatur“, erklärt Götze. Auch die Implantate selbst sind besser. Eine heute eingesetzte Hüfte aus Titan sowie Polyethylen-Verbindungen hält durch vergleichsweise geringen Abrieb bis zu 20 Jahre.
Operiert seit 2012 in Waldkirch: Bettina Götze, Ärztliche Direktorin der BDH-Klinik Waldkirch
Bei der Auswahl von Prothesen-Modellen hat Götze freie Hand. Sie ist froh, dass das ehemalige Bruder-Klaus-Krankenhaus im Jahr 2019 nicht von einer Aktiengesellschaft übernommen wurde: „Beim BDH kann ich mich bezüglich Implantat-Auswahl an hoher Qualität orientieren. Weil es sich dabei um einen gemeinnützigen Träger handelt, müssen wir keine Gewinne erwirtschaften.“ Die Politik habe nicht immer die optimale Gesundheitsversorgung im Fokus. „Oftmals geht es um die Deckelung von Kosten“, sagt sie. Beim BDH stehe die Versorgung von Patienten im Vordergrund.
Nach dem rund 90-minütigen Eingriff verbringen Knie- und Hüft-Patienten rund eine Woche in einem der 100 Waldkircher Krankenbetten. Ziel ist, danach wieder voll belastbar zu sein. Um darüber hinaus die medizinische Grundversorgung der Kandel-Region sicherzustellen, kümmern sich neben drei Ober- und neun Assistenzärzten auch 130 Pflegefachkräfte sowie 12 Azubis in dreijähriger Ausbildung zur Pflegefachfrau und -mann um jährlich rund 2000 stationäre Klinikaufenthalte.
Während viele Patienten nur wenige Tage im Waldkircher Krankenhaus verbringen, blicken einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf ein langjähriges Engagement im Elztal zurück. „Viele unserer Beschäftigten haben ihre Ausbildung hier vor 30 Jahren begonnen“, berichtet Pflegedienstleiterin Marija Laufer. Sie selbst ist seit fast 15 Jahren an Bord, startete ihre Karriere als Altenpflegerin in der BDH-Klinik Elzach. „Von unten nach oben haben wir eine hohe Durchlässigkeit und damit gute Aufstiegsmöglichkeiten“, erklärt sie.
„Der Patient hat bei uns einen sehr hohen Stellenwert“: Pflegedienstleiterin Marija Laufer
Das BDH-Personal übernehme dadurch vergleichsweise viel Verantwortung. Nicht alles müsse in Waldkirch zentral gesteuert werden. Das wiederum beschleunige den Entwicklungsprozess zahlreicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Wir geben Freiräume, bestimmte Prozesse aktiv mitzugestalten“, erklärt Laufer. Aktuell steht ein Strukturwechsel ins Haus, die Klinik verjüngt sich. Per Traineeprogramm soll eine neue Generation an Führungspositionen herangeführt werden. „Die Frage ist: Was können die Jungen von den Alten lernen?“, so Laufer.
Davon profitierten die Patienten. „Die haben hier einen sehr hohen Stellenwert“, betont auch Laufer. Dokumentiert ist die hohe Zufriedenheit sowie die niedrige Komplikationsrate der BDH-Klinik außerdem vom Institut für Management und Wirtschaftsforschung. 2019 und 2020 wählte es das Waldkircher Krankenhaus unter die besten in Deutschland.
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