Wasser & Wärme: antike Badekultur im Südwesten Gesundheit | 07.02.2024 | Dorothea Wenninger

Luftaufnahme von Badenweiler

Wellness und Wohlfühloase, Baden und Entspannen im warmen Wasser – das sind keineswegs Erfindungen unserer Zeit. Griechen und Römer pflegten bereits in der Antike eine Badekultur auf hohem Niveau.

Thermalbäder und Wellnesstempel zeugen von großem Luxus und wirken ungeheuer modern – die Idee dahinter aber ist nicht neu: Auch Menschen in früheren Zeiten schätzten die wohltuende ­Wirkung von warmem Wasser auf Körper und Geist. Die ersten bedeutenden Badeanlagen, die archäologisch bekannt sind, haben das stolze Alter von ungefähr 4500 Jahren und stammen von der Indus-Kultur im heutigen Pakistan. Die Größe der bedeutendsten Anlage lässt vermuten, dass die Bad­enden nicht nur zur Reinigung des Körpers ins Wasser stiegen, sondern auch zum reinen Vergnügen sowie für rituelle Zwecke. In der Antike waren es dann vor allem Griechen und ­Römer, die eine ausgeprägte Badekultur pflegten.

Baden in Prunk und Luxus

Die heute noch beeindruckenden Caracalla-Thermen in Rom zeigen allein schon durch ihre palastartige Größe die Bedeutung der Badekul­tur in der römischen Gesellschaft. In den öffentlichen Bädern traf man sich – nach Geschlechtern getrennt – nicht nur für die Körper­hygiene und zum Entspannen. Hier wurden Verträge verhandelt und Politik gemacht. Im gesamten Römischen Reich haben die Eroberer heiße Quellen genutzt, um Thermen zu erbauen, so auch in Aachen, Trier oder Wiesbaden. Im römischen Verwaltungszentrum Aquae Aureliae (Baden-Baden) gab es mindestens zwei luxuriöse Badeanlagen. Die einfachen Soldatenbäder waren schrittweise zu einer ausgedehnten Bade- und Wellnesslandschaft für die Zivilbevölkerung umgebaut worden, zu der auch ein Lazarett, eine Sportanlage sowie Heiligtümer gehörten. Die gut erhaltenen Ruinen können noch heute direkt unterhalb des Friedrichsbads, dem traditionellen Ther­mal­bad im Renaissancestil, besichtigt werden. Nicht weit davon entfernt wurde die moderne Caracalla-Therme erbaut, die dasselbe Thermalwasser nutzt und deren Architektur an einen antiken Tempel erinnert.

Eine alte Badruine

Entspannung und Heilung mit Diana Abnoba

Auch in Badenweiler sind Ruinen einer römischen Therme erhalten. 1784 hatten Badenweiler Bürger auf einem Ruinengelände, das als Steinbruch diente, ein Wasserbecken entdeckt. Als diese Nachricht die Residenzstadt Karlsruhe erreichte, wurde das Entnehmen von Steinen sofort gestoppt. Das als römische Therme erkannte Gelände wurde freigelegt, vermessen, zur Dokumen­tierung gezeichnet und mit einem Schutzdach versehen, um es vor Schäden durch klimatische Einflüsse zu schützen. Die Anlage zählt zu den bekanntesten und besterhaltenen Römerthermen nördlich der Alpen.

Man kann mehrere Bauphasen unterscheiden, die erste stammt aus der Zeit um 75 nach unserer Zeitrechnung, die letzte aus dem 2. Jahrhundert. Der großflächige Bau war 93 Meter lang und 33 Meter breit und umfasste vier große Badebecken mit Thermalwasser sowie zwei Schwitzbäder mit angeschlossenen runden Kaltwasserbecken. Außerdem Eingangshallen, Umkleideräume, großzügige Terrassen und Hofbereiche. Von Beginn an war das Bad symmetrisch angelegt: im Osten der Frauentrakt, im Westen der für die Männer. So konnten beide Geschlechter zu jeder Zeit baden und mussten nicht – wie in kleineren Bädern üblich – bestimmte Zeitfenster einhalten.

Der Grundriss macht deutlich, dass es sich nicht nur um ein Bad zur Hygienepflege handelte, sondern um eine Heiltherme, die auch Kuren und medizinische Behandlungen ermöglichte. Die Therme war ursprünglich Teil einer großen Kuranlage, was sehr an unsere Zeit erinnert. Das römische Kurgebiet in Badenweiler umfasste auch einen Quell- und einen Tempelbezirk. Denn für die Römer gehörte zu einer heilkräftigen Quelle auch die Gottheit, die in der Quelle wohnte. Ihr erbauten sie in Quellen­nähe einen Tempel. Leider sind die Tempelruinen nicht geborgen, son­dern mit der Pauluskirche überbaut worden. Erhalten ist aber ein Weihestein mit dem Namen der im Schwarzwald verehrten Göttin ­Diana Abnoba. Mitten auf dem römischen Kurgelände, zwischen Pauluskirche und antiker Badeanlage, steht heute die moderne ­Cassiopeia-Therme.

Fotos: © Badenweiler Tourismus GmbH, Fotograf Marc Schäfer