Güterbahnhof bekommt Kreativpark STADTGEPLAUDER | 27.02.2016

Freiburg bekommt einen neuen Kreativpark. In der Lokhalle auf dem Güterbahnhofgelände sollen schon Ende 2016 Unternehmer an innovativen Projekten arbeiten. In Containern und Modulen entstehen auf rund 900 Quadratmetern bis zu 50 Büros. Geplant sind zudem eine Kantine, Co-Working-Spaces und Podiumsdiskussionen auf einer Bühne, die schon Deichkind für eine Freakshow nutzte.

Alte Säulen strecken sich meterlang auf dem Boden, davor wartet eine braune Holzkommode auf einen Handwerker, etwas weiter erinnern zwei staubig-glitzernde Diskokugeln an das, was in der Lokhalle am Güterbahnhof mal Sache war: Partys. Bis vor vier Jahren wurde im 1500 Quadratmeter großen Mittelschiff der Lokhalle getanzt. Popgrößen wie Deichkind zogen dort ihre Shows ab. Doch 2012 wurden Großveranstaltungen wegen des benachbarten Flüssiggaslagers eingestellt. Mittlerweile liegen in der Halle unzählige Gegenstände, es wird fleißig geräumt und restauriert.

Schon in wenigen Monaten wird im Mittelschiff neues Leben einkehren: Die Projektentwickler der Planwerk Freiburg GmbH, Lars Bargmann und Frank Böttinger, realisieren in ihrer Halle mit der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH (FWTM) einen Kreativpark. Wenn alles gut läuft, werden noch in diesem Jahr dort Gründer und Unternehmer werkeln und netzwerken: Architekten, Werbeleu-
te, Designer, Musiker …

Bis zu 50 abgetrennte Büroeinheiten entstehen auf zwei Etagen. Unternehmer können sich ihre Arbeitsplätze auf Flächen von 20 bis 65 Quadratmetern einrichten. Kostenpunkt: 160 Euro pro Container. Glasfaserzugang und Anschluss ans Nahwärmenetz inklusive. Anmeldungen nimmt die FWTM entgegen.

Die Räumlichkeiten des Aktions-theaters Pan.Optikum haben FWTM-Geschäftsführer Bernd Dallmann und Planwerk-Chef Lars Bargmann zum Kreativpark inspiriert. Pan.Optikum hat im Südteil der Halle in alten Überseecontainern Teilzeit-Büros und Lagerräume eingerichtet. Solche Container sollen auch beim Kreativpark zum Einsatz kommen – ergänzt durch Stahl-Holzbauten. Planwerk investiert für das Projekt eine siebenstellige Summe, heißt es.

So kann’s gehen: Im Südteil der Lokhalle hat sich das Aktionstheater Pan.Optikum in Containern eingerichtet. So änhlich soll später auch der Kreativpark aussehen.

Der Kreativpark soll Möglichkeiten zu Begegnung, Kommunikation und Austausch bieten. Dazu ist in der Mitte der Anlage ein „Marktplatz“ geplant. Bargmann und Böttinger wollen zudem historische Teile verbauen, so könnten beispielsweise aus alten Lastenträgern Laternen werden. Der Bauantrag soll in Zusammenarbeit mit dem Büro Haller Architekten in diesen Tagen eingereicht werden.

Die FWTM mietet den Kreativpark für zehn Jahre. Involviert in die Planungen sind die Macher des Freiburger Gründerzentrums Grünhof. „Die Lokhalle hat großes Potenzial, ein dynamisches Ökosystem für Kreative und Start-ups zu werden“, sagt Grünhof-Chefin Martina Knittel. Sie sehe in Freiburg tolle Projekte, die großen Bedarf an innovativen Räumen, Netzwerk- und Förderformaten haben. Da der Platz im Grünhof begrenzt sei, hält Knittel den Kreativpark für eine „superpassende räumliche Erweiterung“. Ihre Erfahrungen möchten Knittel und ihr Kollege Hagen Krohn ins Projekt einbringen.

Die 1903 erbaute Halle mit ihren Backsteinmauern und der spektakulären Dachkonstruktion wird in der Liste der baden-württembergischen Kulturdenkmäler als das „bedeutendste Beispiel von Industriearchitektur aus der Zeit der Jahrhundertwende in Freiburg“ genannt.

Schon heute beherbergt die Lokhalle rund 20 Firmen, die 100 Menschen beschäftigen. Matthias Rettner, Leiter von Pan.Optikum, ist einer davon. „Ich find’s super, dass noch mehr Kreative einziehen. Wir können uns alle gegenseitig helfen.“

Text: Till Neumann / Visualisierung: © Haller / Fotos: © tln