Haller Architekten erhalten Zuschlag für Kreativpark in der Lokhalle STADTGEPLAUDER | 02.03.2016

Die Griechen betrachteten die Architektur als Kunst, als erste, als wichtigste sogar. Mathias Haller, Freiburger Architekt und seit 2004 Inhaber eines eigenen, erfolgreichen Büros, stimmt dieser Sichtweise gerne zu. Ein Bauwerk, so sein Credo, sei immer „singulär“, ein Prototyp, und die Aufgabe des Architekten sei dabei keineswegs, vier Wände und ein Dach zu entwerfen, sondern den „genius loci“ zu erfassen, ein Gebäude zu entwerfen, das genau dort, wo es errichtet wird, hingehört, hinpasst. Und nur dort.
Markante Formensprache: Entwuf aus dem Hause Haller.

Aber Architektur ist mehr. Die Idee des Entwerfenden darf keineswegs alle anderen Bereiche eines Bauwerks dominieren. Da sind die gesetzlichen Vorschriften, da sind die Vorstellungen des Bauherren, da sind Betriebsabläufe, die optimiert sein sollen und die sich keineswegs der Idee des Gebäudes zu beugen haben. „Am Ende ist das Ziel aller architektonischen Kreativität Zufriedenheit. Der Bauherr muss sein neues Gebäude mögen, es muss das sein, was er eigentlich schon immer wollte“, sagt Haller.

Der Familienvater, der fünf Mitarbeiter beschäftigt und pro Jahr 15 Projekte angeht, zehn abarbeitet und fünf fertigstellt, fasziniert seine Zuhörer. Man merkt, er ist ein im positiven Sinne Getriebener, jemand, der überzeugen will. Und kann. Der aber auch Flexibilität und gedankliche Offenheit beim Gegenüber voraussetzt. Weshalb er, der in Deutschland, Frankreich und Spanien baut, vermutlich fast ausnahmslos mit privaten Bauherren zusammenarbeitet: Öffentliche Auftraggeber sind, vielleicht, nicht gewohnt, ihre Vorgaben infrage zu stellen.

Dabei, so Haller, gehört das gerade im Bereich der Neunutzung alter, häufig auch denkmalgeschützter Bauten, unabdingbar dazu: „Wer Altes retten will, der muss es neu nutzbar, neu erlebbar machen.“ Ein Beispiel sei die Freiburger Lokhalle auf dem Güterbahnhofareal. Dieses beeindruckende Monument der späten Gründerzeit ist unter den Fittichen Hallers, der auch sein Büro dort hat. Er residiert im Dachgeschoss, dort, wo früher Waschräume und Lager untergebracht waren. Heute ist es ein helles Büroensemble, licht, durch seine Offenheit Weite atmend und durch die aufwändig restaurierten Dachbalken an seine einstige Funktion erinnernd.

Der Kreativpark, der im Mittelschiff der Lokhalle auf 1500 Quadratmetern entstehen wird, ist im gleichen Geist gehalten: Container unterschiedlicher Größen bieten Kreativen und Gründern ungestörte Arbeitsmöglichkeiten, Gemeinschaftsflächen laden zur Kommunikation ein, die große Halle wiederum bewirkt eine Atmosphäre der wertigen Geborgenheit: einfach perfekt. Das findet auch die Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH, mietete den Park an, und so wird Freiburg spätestens 2017 über einen höchst originellen Kreativ-Spot verfügen.

Hat ein Architekt Träume? Haller denkt nach. „Es gibt einen Traum, den jeder echte Architekt mit sich trägt: eine Kirche, ein Gotteshaus bauen!“ Für eine religiöse Vereinigung zu bauen, das sei das Tüpfelchen auf dem i, sagt er; die große Herausforderung sei hier, die spirituelle Ausrichtung des Raumes zu erreichen. Haller holt sofort Fachzeitschriften aus den Regalen und verwickelt in ein Gespräch über die Architektur von Kirchen, Moscheen, Gotteshäusern. Eines schält sich heraus: nur, weil es bestimmte tradierte Vorstellungen gebe, müsse eine Kirche nicht immer ein hoher Raum sein oder eine Moschee ein Minarett haben. Sie müsse am Ort verankert sein, Zeitgeist atmen, die technischen Möglichkeiten nutzen und Glauben widerspiegeln …

Mathias Haller fasziniert – als Person, als Architekt und in seinen Bauten. Der Mann weiß, dass es ohne Anstrengung keine optimale Lösung gibt. Aber drunter macht es Haller nicht.

Text: Stefan Pawellek / Visualisierung © Haller Architekten