Heimspiel: Al Page rockt auf Latein STADTGEPLAUDER | 27.07.2016

Al Page ist ein vielseitiger Künstler. Fünf Instrumente spielt der 40-jährige Musiker, der in Istanbul zur Welt kam, in Schönau aufwuchs, in Lörrach eine Bankkaufmannslehre absolvierte und findet, dass es die beste Entscheidung seines Lebens war, 2010 nach Freiburg zu ziehen. Er schreibt auch Bücher, erfindet – ohne Noten lesen zu können – immer wieder neue Sounds, zu denen er passende Songs textet. Die er dann auch noch selbst produziert und singt. Vorwiegend auf Englisch, manchmal auf Türkisch, selten auf Deutsch. Und inzwischen auch oft in Latein.

Künstler Al Page

Mehrsprachig: Al Page singt auf Englisch, Türkisch, Deutsch und in Latein.

„Ich habe in der Schule nie Latein gelernt, bin aber mit zwei Sprachen aufgewachsen. In meiner Familie redeten wir ausschließlich türkisch, draußen war deutsch meine „offizielle Amtssprache“. Dadurch wurden mein Sinn und vielleicht auch mein Talent für andere Idiome von Anfang an geschult und gefördert. So kam ich auch gut mit dem Englischen zurecht, das zur Sprache meiner Songs wurde und mir wie eine dritte Muttersprache über die Lippen geht. Und aus dem Herzen kommt.

Mit Latein kam ich über einen Historienfilm in Berührung, der mich sehr bewegte und dessen lateinisch gesprochene Passagen sich irgendwie geil anhörten. Das hat mich gepackt. So wollte ich auch klingen. Und begann, davon zu träumen, ein Album mit Rock auf Latein zu veröffentlichen. Und da ich zwar gerne träume, aber kein Träumer bin, habe ich mir die Sprache angeeignet, mich intensiv mit ihr beschäftigt. Inzwischen gibt es dieses Album. ‚Sui generis‘ heißt es, und es sind rockige moderne Stücke darauf zu finden, die bestens mit dieser wunderbaren alten Sprache harmonieren.

Ich singe diese Lieder, in denen es um eigene Erlebnisse und ganz alltägliche heutige Themen geht, natürlich auch bei meinen Konzerten, die ich in kleinen Wohnzimmern und auf großen Bühnen gebe. Und ich bin erstaunt, wie positiv die meisten Zuhörer darauf reagieren, obwohl sie mit solchen Liedern gar nicht rechnen. Und sie oft auch nicht verstehen. Deshalb, das ist mir schon oft aufgefallen, hören sie genauer zu, geben sich den lateinischen Songs eher hin als den englischen. Dadurch bekomme ich mehr Aufmerksamkeit und komme nach dem Auftritt leichter ins Gespräch mit dem Publikum. Und stelle dabei fest, dass die Leute doch ziemlich erstaunt sind, dass man in einer vermeintlich toten Sprache so lebendige Inhalte rüberbringen kann.

Das freut mich natürlich und es wird, auch wenn ich jetzt neue Projekte in Angriff nehme, sicher immer wieder einen Latein-Rock-Song von Al Page geben. Denn das macht mir sehr viel Spaß.“

Info

Mehr zu Al Page gibt’s auf seiner Facebookseite

Aufgezeichnet von Erika Weisser; Foto: © Stefan Gilges