„Kaffee schafft Verbindungen“: Freiburger Bike Café will Frauen connecten STADTGEPLAUDER | 12.07.2024 | Fanny Heib
Das Team vom Bike Café mit Leiterin Laura Cloppenburg (unten rechts)Kaffee und Kuchen auf Rädern: das bietet das Bike Café auf ihrem Lastenrad an. Dahinter steckt aber mehr als nur die Idee von Leckereien auf dem Fahrrad oder eine gemütliche Kaffeepause. Es ist ein mobiler Begegnungsort, der Raum für transkulturellen Austausch schaffen soll. Auf Freiburger Events ist das Café unterwegs. Aus Stuttgart gab es dafür gerade eine fünfstellige Förderung.
Eine Siebträgermaschine, Baklava, Gebäck. Drumherum Frauen, die aufgeschlossen ins Gespräch verwickelt sind – so sieht es am Bike Café aus. Ein Ort der vieles möglich machen soll: Kennenlernen, Austausch und Unterstützung.
Das Team besteht aus neun ehrenamtlich engagierten Frauen, die meisten mit Flucht- und Migrationserfahrung. Sie backen aus Leidenschaft und können durch die Arbeit im Café ihre Fähigkeiten nutzen. Geleitet wird die Gruppe aktuell von Laura Cloppenburg und der Mitarbeiterin Nadima Bakkour. Sie selbst ist als Ehrenamtliche im Projekt gestartet. Das Angebot richtet sich an alle Frauen und wird für die Besucher*innen kostenlos zur Verfügung gestellt. Sie haben dort den Raum, einander zu begegnen und in Austausch zu geraten.
„Es ist verrückt, wie man über Kaffee und Kuchen so Verbindung zu Menschen schaffen kann.“ Teamleiterin Laura Cloppenburg erzählt, wie die Frauen zum Beispiel über Erklärung von Zutaten ins Gespräch kommen. Die Begegnung und der kulturelle Austausch stünden im Vordergrund des Programms. Es stärke die Frauen im Café in ihrer Selbstwirksamkeit. Gleichzeitig finde das Abbauen von Berührungsängsten und Vorurteilen statt, betont sie.
Das Ziel ist auch insbesondere, soziale Milieus zu durchmischen. Ein Streben nach Vielfalt und Toleranz in der Zivilgesellschaft. Einfach mal plaudern beim Kaffeeklatsch und damit sogar Gesellschaftsgruppen durchmischen – für die Frauen steckt noch mehr dahinter: Durch das Projekt wird ihnen eine Plattform geboten, um auf ihre Bedürfnisse aufmerksam zu machen. Ein weiteres Ziel ist die Förderung und Qualifizierung der Frauen mit Flucht- und Migrationserfahrung. „Die Frauen haben Fertigkeiten und Fähigkeiten, die hier durch strukturelle Probleme nicht ausgeschöpft werden können. Da möchten wir sie langsam heranführen“, erklärt Cloppenburg. Indem sie ein Gefühl für die Arbeitswelt bekommen, wird ihnen der Einstieg in die Berufswelt erleichtert. Die Förderung knüpft hier an und ermöglicht zusätzliche Beratung und Qualifizierungsangebote am Café.
Das Bike Café ist als eines von drei etablierten Programmen des Vereins Bike Bridge gestartet. Der gemeinnützige Verein setzt sich in Deutschland verteilt für Aktivitäten mit kultureller Begegnung ein. Das Bike Café entstand in Freiburg als Rahmenprojekt für das Bike & Belong-Angebot. Fahrradkurse für Frauen mit Flucht- und Migrationserfahrung. Neben der Mobilität sollte ein Begegnungsort her.
Seit 2021 ist der mobile Begegnungsort nun auf städtischen Veranstaltungen Freiburgs und Workshops von Kooperationspartnern unterwegs. Die Frauen vor Ort kommen in Austausch mit den Frauen im Café. Jeden Monat findet außerdem auf dem Hof des Vereins das eigene Event „Hofcafé“ statt. Dort ist jeder eingeladen, zu kommen. Es gibt sogar die Möglichkeit, sein kaputtes Fahrrad in der offenen Werkstatt des Vereins abzugeben. Cloppenburg berichtet, dass das Event besonders in den Communitys von Frauen mit Migrationshintergrund Anhang gefunden habe.
Das Projekt kommt an: Das Sozialministerium Baden-Württemberg hat mit dem Förderprogramm „Empowerment für Frauen mit Zuwanderungsgeschichte“ 28ooo Euro freigegeben. Es ermöglicht ein Teilprojekt des Bike Cafés mit Informationsveranstaltungen sowie Qualifizierungs- und Beratungsangeboten. Das Geld fließe in Referent*innenhonorare zur Umsetzung der Angebote, Personal- und Sachkosten.
Hofcafé & offene Werkstatt:
23.07.2024, 16 – 19 Uhr
24.09.2024
Schopfheimer Straße 5, 79115 Freiburg
Fotos: © privat, Jeannette Petri Photography