Das „bierernste“ chilli-Horoskop in der Umwelt-Edition Kultur | 15.06.2019 | Philip Thomas

Der Klimakollaps steht unmittelbar bevor. Um seine Garage voller Geländewagen wieder wett zu machen, benutzt Redaktionsorakel Philip Thomas alle Teebeutel sogar dreimal. Er hat einen Blick in die Sterne gewagt und weiß, wie viele Meter der Meeresspiegel in den kommenden Jahren steigt.

Als Veganer tust du etwas für die Umwelt. Immerhin produziert eine Kuh, die täglich fünf Kilo Heu verputzt, täglich 191 Liter Methan. Ein Gas, etwa 25 Mal stärker als CO2. Bei etwa einer Milliarde Rinder auf der Welt wird dir ganz schlecht. Der Bestand muss dringend reduziert werden. Vielleicht solltest du doch Fleisch essen?

Jeder Bürger verbraucht im Schnitt 244 Kilogramm Papier pro Jahr. Du solltest dich fragen: Musst du wirklich jede Spam-Mail in siebenundzwanzigfacher Ausführung und in Farbe ausdrucken? Vieles lässt man lieber digital! Leider stoßen die Sparmaßnahmen irgendwann an Grenzen: Ob sich ein Tablet als Taschentuch eignet? Oder als Klopapier?

Im Urlaub fliegst du auf die Malediven. Neben Mittagessen und Frischetuch bekommst du in der Kabine noch ein T-Shirt mit folgender Aufschrift: „Ich alleine verursache gerade fünf Tonnen CO2“. Mit der Menge könntest du in deinem Mittelklassewagen übrigens mehr als 25.000 Kilometer zurücklegen und deine Äpfel aus Chile sogar „lokal“ beziehen.

Einer der größten Umweltkiller ist Plastik. Dabei wäre es doch so einfach, unnötige Abfälle zu vermeiden: Man könnte nur noch in verpackungsfreien Geschäften einkaufen. Oder Verpackungen aus umweltfreundlichen Materialien herstellen: Statt in Plastik werden Bananen einfach in Schokolade eingepackt. Das schmeckt dann auch viel besser.

An der Dreisam schnickst du eine gerauchte Kippe auf den Boden. Sah cool aus, ist nur leider nicht besonders lässig für die Umwelt: Ein abgerauchter Glimmstängel kann bis zu 40 Liter Grundwasser vergiften. Immerhin ist das Problem endlich: Durch Nikotin im Filter ist bald entweder das ganze Grundwasser vergiftet oder der letzte Raucher.

Lehrer, Pädagogen und Politiker sind über das Fernbleiben vieler Schüler an den vergangenen Freitagen empört – die Kids mögen doch bitte außerhalb der Schul- und innerhalb ihrer Freizeit streiken und nicht schwänzen. Abgesehen davon, dass ein Streik außerhalb der Arbeitszeit kein solcher ist: Der Klimawandel macht auch keinen Tag blau.

Der chilli-Verlag zählt bekanntermaßen auch Staatsoberhäupter zu seinem erlesenen Abonnentenkreis. Damit folgende Einladung: Dear Mr. Trump. As a proud member of your so called ‚Fake News-Media‘ we’d like to tell you: Climate Change is in fact real. Dont’t belive it? Spend one night in july in a Freiburger Dachgeschosswohnung.

Alte Parteien sind vom Umweltinteresse vieler Wahlberechtigter überrascht. Kilometerlange Protestzüge und millionenfach geklickte Videos haben sie einfach nicht kommen sehen. Aber die alten Haudegen werden der Generation Youtube zeigen, wie hip, cool und connected sie sind! Nachdem ihnen der 14-jährige Praktikant den Router eingerichtet hat, natürlich.

Ende Gelände-Wagen: Mit deinen Kurztrips durch die City in deiner dicken Karre ist bald Schluss. Für Stock und Stein gebaut, hat dein Straßenkreuzer bloß Asphalt, Ampeln und wütende Demonstranten umsegelt. Die Karre kannst du bald gegen ein echtes Boot eintauschen – der Meeresspiegel ist allein 2018 um fast vier Millimeter gestiegen.

15 der 16 bisher gemessenen wärmsten Jahre liegen im 21. Jahrhundert. Du glaubst trotzdem nicht an den Klimawandel: Schwankungen beim Wetter sind doch ganz normal? Die Heizung in deinem Keller könnte kaputt sein? Und die Wetterberichte färben die heißen Bereiche heute in einem dunkleren Rot! Und dazu die ganze heiße Luft aus der Politik …

Jede Stunde werden in Deutschland herzinfakt-verdächtige 320.000 Kaffeebecher weggeworfen. Statt jetzt aber auf wiederverwendbare Tassen zu setzen, hoffst du bei dem Problem auf den Klimawandel: In spätestens 50 Jahren wächst in den Anbaugebieten der beliebten Bohnen nicht mal mehr Unkraut, und Kaffee wird es so nicht mehr geben. Kein Witz.

Laut einem deutschen Lieferdienst verursacht ein Paket weniger als 500 Gramm Treibhausemissionen. Hochgerechnet auf bis zu elf Millionen Sendungen am Tag, kommt da trotzdem einiges zusammen. Du willst auf bestellte Socken, Grillzangen und Handseife aber nicht verzichten und gründest deine eigene Protestbewegung: Fridays for Retoure.

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