Kinos: Kreativ durch die Krise 4Film | 10.04.2020 | Erika Weisser

Kino Friedrichsbau von außen

Die Hiobsbotschaft der Landesregierung traf am 16. März in den Freiburger Kinos ein: Ab sofort, hieß es darin, müssten Lichtspielhäuser und Theater schließen – vorerst bis zum 15. Juni. Die Verordnung war für Ludwig Ammann von den Friedrichsbau-, Harmonie- und Kandelhofkinos ebenso wenig überraschend wie für Florian Fromm vom Kommunalen Kino: Schon am Freitag, den 13. März, hatte das Freiburger Rathaus Veranstaltungen mit mehr als 50 Besuchern untersagt.

Zwar wurde die Frist bald darauf wieder verkürzt – bis zum 19. April. Doch Ludwig Ammann rechnet nicht so schnell wieder mit vollen Kinosälen. Er geht sogar davon aus, dass der Betrieb „frühestens im August wieder anläuft“ – also dann, wenn für Kinos ohnehin Sommerflaute herrsche. Und auch danach werde es nur langsam und stufenweise weitergehen; er vermutet, „dass die Leute nur zögerlich kommen“: Viele hätten, solange kein Heilmittel oder Impfstoff gegen das Virus auf dem Markt sei, „einfach noch Angst vor der Gefahr einer Ansteckung“.

Bei seiner Prognose verweist Ammann auf die Erfahrungen, die derzeit in China gemacht werden. Dort gab es vor der jüngst erfolgten Wiedereröffnung einiger Kinos eine Marktforschung – mit dem Ergebnis, dass „zwei Drittel der befragten kinoaffinen Bevölkerung“ angaben, abzuwarten, bis die Krise wirklich vorüber sei. Die Besucherzahlen seien dann noch dramatischer gewesen: „Zu den ersten Vorstellungen kam im Schnitt weniger als eine Person“. Selbst bei 15 Besuchern sei es „wirtschaftlicher, das Kino zu zu lassen“, sagt er.

Von den Landes-Sofortprogrammen habe er nichts. Im Gegenteil: Diese setzten voraus, dass alle Rücklagen bereits aufgezehrt seien. Wer sich also im Winter für die Überbrückung der immer verlustreichen Sommermonate Mai, Juni und Juli einen ausreichenden Speckgürtel zugelegt habe, werde für sein ordentliches Wirtschaften bestraft. Für die Übergangszeit ohne Einnahmen seien die Mitarbeiter in Kurzarbeit, außerdem hofft Ammann mit Blick auf die fortlaufenden Pachtzahlungen auf eine faire Regelung mit den Eigentümern der Häuser, in denen die Kinos untergebracht sind.

Auch im Kommunalen Kino ist man vorsichtig mit Vorhersagen. Zwar steht an der Tür, dass bis 17. Mai nichts läuft, doch sei alles ungewiss, sagt Florian Fromm. Deshalb startet dort jetzt das Programm „Kreativ durch die Krise“. Das bietet die Möglichkeit, Filme von Independent-Verleihen zu streamen, wobei die Einnahmen unter allen teilnehmenden kleinen Kinos geteilt werden.

Eine zweite Idee ist es, Nachbarn an Fenstern oder auf Balkonen ein gemeinsames Kinoerlebnis zu ermöglichen: mit der mobilen Projektionstechnik von „Living Walls“, mit der ein Zweierteam – „mit Mundschutz und Abstand“ – Kurzfilme an die Wände zaubert – etwa in Innenhöfen. 

Info

Bei Interesse an Living Walls: florian.fromm@koki-freiburg.de. Sowohl im Koki als auch bei Ammann (buero@friedrichsbau-kino.de) und im Cinemaxx (https://www.cinemaxx.de/shop) gibt es Kino-Geschenkgutscheine. Für die Zeit danach.

Foto: © Erika Weisser