Das eigene Stärken – Die Künstlerin Karin Heitmeyer aus Waldkirch Land & Leute | 18.10.2025 | Kornelia Stinn

Lichtblick von Karin Heitmeyer „Lichtblick“ nennt Karin Heitmeyer die nächtliche Stadtansicht von Stein am Rhein, in Acryl mit Goldpigmenten. Unter freiem Himmel malt sie gern mit Aquarellfarben (u.).

Karin Heitmeyer war 30 Jahre lang mit Leib und Seele Krankenschwester. Als sich Freiräume boten, erwachte ihre schlummernde Begeisterung fürs Zeichnen neu. In der Ausstellung „In Resonanz“ sind ihre Werke derzeit im Rathaus Bötzingen zu sehen.

Wenn die blonde Frau in ihrem Garteneckchen zwischen Hortensien und hohen Gräsern sitzt, wandern ihre Gedanken zu blühenden Landschaften und weiten grünen Wiesen. Dann fließen die zarten Aquarellfarben fast wie von selbst auf die weiße Malfläche ihres Sketch­books. Dieses praktische Skizzenbuch ist ihr ständiger Begleiter. Ansonsten braucht sie unter freiem Himmel nur eine Minimalausstattung – einen winzigen Aquarellkasten und einen Pinsel mit integriertem Wassertank.

Karin Heitmeyer malt im Garten

Was Technik und Motivwahl angeht, ist die 58-Jährige allerdings vielseitig. So entstand etwa ihr detailreicher Eisvogel mit Tinte – inspiriert von einer Begegnung auf den Pfaden des Kaiserstuhls, wo sie ein Exemplar in freier Natur entdeckte. Genauso wie den farbenprächtigen Bienenfresser, bei dem sie ihr Wissen über den Einsatz von Gelb und Gold anwenden konnte, das sie bei einem Seminar in der Faber-Castell-Akademie in Stein am Rhein verfeinerte. Schon auf dem Weg zu dieser Ausbildungsstätte entdeckte ihr stets wacher künstlerischer Blick ein neues Motiv: eine Nachtszene, die sie später als großformatiges Acrylbild festhielt – mit zart eingearbeiteten Goldpartikeln und einem mystisch leuchtenden goldenen Lichtschimmer im Hintergrund. Heitmeyer schwärmt von dem Moment, als sie in der Dunkelheit ankam: „ Genau so habe ich diesen Lichtschimmer an dieser Stelle gesehen. Und genau dahinter befand sich die Akademie!“

Neben einigen Urlaubsbildern aus Italien erzählen die meisten Werke Heitmeyers von der Region: von Waldkirch, wo die Künstlerin lebt, oder vom Kaiserstuhl.

„Den Staub des Alltags von der Seele waschen“

Auf die Frage, wann ihre Leidenschaft fürs Zeichnen begonnen hat, erzählt sie lebhaft von Südfrankreich: Als Au-Pair im Künstlerdorf Aix en Provence machte sie mit siebzehn erste Zeichenversuche mit Kohlestiften. Nach ihrer Ausbildung zur Krankenschwester ruhte die Kunst eine Weile – bis sie 2021 wieder Pinsel und Stifte zur Hand nahm. Eine Kollegin wurde zur ersten Sammlerin, bald darauf schmückten ihre Werke die Räume der Wochenstation im Diakoniekrankenhaus Freiburg. Heute ist sie Mitglied im Kunstforum Waldkirch und ihre Bilder sind bei Ausstellungen begehrte Objekte.

Heitmeyers Bilder sprechen die Sehnsucht nach Orten voller Schönheit und Ruhe an. Die Künstlerin erklärt: „Die Welt ist gerade so schwierig, da möchte ich Freude reinbringen.“ Dabei beruft sie sich auf Picasso, der sagte: „Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele“. Und sie fügt noch hinzu: „Aber ich male nicht der Bestätigung wegen. Malen und mich dabei weiterzuentwickeln ist mein Bedürfnis. Ich möchte niemals aufhören, das Eigene zu stärken. “

Info

Kunstausstellung
Rathaus Bötzingen
25.09.2025 – 27.02.2026
Karin Heitmeyer – IN RESONANZ
Dialog aus Farbe, Form und Gefühl
Mit Originalwerken und hochwer­tigen Kunstdrucken

Karin Heitmeyer
www.designhexe.de

Fotos: © Winfried Stinn, Privat