„Lebenslange Beziehung“: Rudolf Heeg ist Samenspender für ein lesbisches Paar STADTGEPLAUDER | 25.03.2021 | chilli

Vater mit Kind

Zwei Frauen, die gemeinsam Eltern werden möchten. Das geht nicht ohne einen männlichen Spender. Rudolf Heeg ist einer davon. Er hilft zwei Müttern aus Freiburg, ihr Glück zu verwirklichen. Gerade ist der 32-Jährige so zum zweiten Mal Vater geworden. „Ganz normal“ fühle sich das an, berichtet er im Interview mit chilli-Redakteur Till Neumann.

chilli: Herr Heeg, warum haben Sie sich dem lesbischen Paar als Vater angeboten?

Rudolf Heeg

Zweifacher Vater: Rudolf Heeg

Heeg: Schon vor mehr als fünf Jahren hatte mich Elisa mehr scherzhaft danach gefragt, damals war das für mich unvorstellbar, aber das Thema war seitdem in meinem Unterbewusstsein. Als die beiden geheiratet haben und mir von ihrer Suche nach Samenspendern erzählt haben, fühlte sich ihre relativ anonyme Suche irgendwie komisch an. Da mir dieses Gefühl etwas überheblich vorkam, habe ich das nicht kommuniziert, sondern mir die Frage gestellt: Warum eigentlich nicht ich? Auch nach tagelanger Suche habe ich nichts gefunden, was dagegensprechen könnte. Also habe ich mich als möglichen Vater ganz vorsichtig ins Gespräch gebracht. Daraus sind lange Gespräche entstanden, auch Zweifel und Ängste gekommen, und wir konnten sie alle offen ausräumen. Wichtig ist mir, dass ich das nicht „für“ Elisa und Gerusa gemacht habe. Das hätte mir nicht gereicht, mir selbst zu vertrauen, dass ich dieser lebenslangen Beziehung zu Jasper gewachsen bin.

chilli: Wie fühlt es sich an, Vater zu sein und dazu zwei Mütter zu haben?

Heeg: Ganz normal. Für mich in meinem persönlichen Alltag ist die Vaterschaft eher der Unterschied zwischen „haben“ und „sein“: Ich „bin“ Papa aus ganzem Herzen und mit allem, was ich in mir trage, „habe“ aber keine eigenen Kinder im Sinne einer Kernfamilie, die unter einem Dach leben. Ich finde es super, dass Jasper und Nahla Morena drei sie liebende Elternteile haben. Ich bin sehr dankbar, dass uns Eltern eine sehr tiefe, liebende Freundschaft verbindet, die zu beiden Müttern natürlich anders, aber für mich absolut gleichwertig vertraut ist.

Regenbogenfamilie Elisa, Jeser, Gerusa und Rudolf

Ein eingespieltes Team: Jasper und seine Mütter Elisa und Gerusa Dürr. Daneben Papa Rudolf Heeg.

chilli: Wie würden Sie die Verbindung zu den Kindern beschreiben?

Heeg: Sehr vertraut. Und das vom ersten Moment an. Wenn ich sie sehe, dann bin ich einfach da, nehme sie auf den Arm und sie sind mein Sohn und meine Tochter. Ich habe da keine Berührungsängste und habe auch von den beiden bislang noch keine ablehnende ängstliche Reaktion gespürt, auch wenn wir uns monatelang mal nicht gesehen haben. Bei anderen Babys habe ich manchmal Sorge, etwas falsch machen zu können und gebe die Kinder dann irgendwann gerne den Eltern zurück. Mit den Kleinen habe ich immer nur ein Gefühl von: „Auf geht’s, komm, lass uns die Welt entdecken!“

chilli: Könnten Sie sich vorstellen, so auch andere Mütter zu unterstützen?

Heeg: Nein, zumindest nicht im Sinne einer Unterstützung. Denn für mich ist das ja auch keine „Unterstützung“ von Elisa und Gerusa. Wenn es nur das wäre, dann würde ich mich selbst nicht wertschätzen. Was wir teilen, sind so viele verschiedene Formen von Liebe, und in dieser Konstellation lebe ich so viele Anteile meiner eigenen Liebeskraft, das ist weit mehr als eine „Unterstützung“. Noch mal eine solche Konstellation mit zwei Müttern? Nein, mit wem denn? Das ist für mich aktuell unvorstellbar. Aber das habe ich vor über fünf Jahren auch gesagt.

Ein Kind, drei Eltern: Wie eine Freiburger Regenbogenfamilie ihr Glück findet

Fotos: © iStock.com/LeManna, privat