Neues Jahr, neues Glück: Julian Windisch vom Theater Freiburg STADTGEPLAUDER | 03.12.2020 | Stella Schewe

Theater-Freiburg

Nur fünf Tage blieben dem Theater Freiburg, wie allen anderen Kulturschaffenden auch, sich auf den erneuten Lockdown vorzubereiten. Wie das Ensemble damit umgeht, erzählt Julian Windisch, seit September neuer Pressesprecher der Bühnen.

Lust auf REGIO: Wie ist derzeit die Stimmung am Theater Freiburg?

Julian Windisch: Natürlich sind alle Mitarbeiter*innen über diese neuerliche „Fastenzeit“ nicht gerade erfreut, aber wir richten den Blick in die Zukunft. Mit weiteren Unterbrechungen des Spielbetriebs hatten wir rechnen müssen. Und immerhin wird weiter geprobt. Was fehlt, ist das Publikum!

Lust auf REGIO: Haben Sie Verständnis für die Maßnahmen?

J. Windisch: Natürlich trägt das Theater die behördlichen Auflagen vollständig mit, auch wenn unser ausgefeiltes Hygienekonzept den Anforderungen weiterhin Stand gehalten hätte. Wenig Verständnis habe ich allerdings dafür, dass das Theater – so wie die gesamte Kultur übrigens – in der ganzen Kontroverse leichthin als „Unterhaltungsbranche“ abgetan wird. Nicht, dass man die althergebrachte Formel vom Theater als „moralische Besserungsanstalt“ bemühen müsste, um seinen Wert hervorzuheben. Aber kulturelle Institutionen wie das Theater bieten nicht bloß Zerstreuung, sie verhandeln existenzielle Fragen des Miteinanders. Und sichern ganz nebenbei sehr viele Arbeitsplätze.

Julian Windisch

Julian Windisch, neuer Pressesprecher der Bühnen des Freiburger Theaters.

Lust auf REGIO: Wie wirken sich die vielen abgesagten Veranstaltungen finanziell aus?

J. Windisch: Im Frühjahr konnten wir die Mindereinnahmen durch Spenden unseres Publikums, Kosteneinsparungen, Kurzarbeitergeld und Überschüsse aus dem erfolgreichen Vorjahr ausgleichen. Derzeit passen wir unsere Planungen laufend an – nicht nur künstlerisch, sondern auch finanziell, und gehen nach heutigem Wissensstand davon aus, dass wir die finanziellen Herausforderungen so meistern können. Anders als viele Kolleg*innen aus der freien Szene, die um ihre schiere Existenz kämpfen, ist das Theater Freiburg in einer ungleich komfortableren Position, da große Teile unseres Jahresetats von Stadt und Land übernommen werden. Die öffentlichen Zuschüsse sind gesichert, und die Politik unterstützt uns.

Lust auf REGIO: Wie sehen Sie dem Jahresende und 2021 entgegen?

J. Windisch: Wir hoffen, bald wieder öffnen zu können. Neues Jahr, neues Glück, neue medizinische Erkenntnisse … Und vor allem: neuer Spielplan.

Fotos: © privat, Tim Reimann