Angebot abgelehnt: jicki Sprachduschen lassen TV-Investoren abblitzen Politik & Wirtschaft | 05.08.2019 | Till Neumann

Vor großem Fernseh-Publikum haben die drei jicki-Chefs gerade ihre Geschäftsidee präsentiert. Bei „Die Höhle der Löwen Schweiz“ stellten sie ihre App zum Sprachenlernen mit sogenannten Sprachduschen vor. Das Angebot der fünf Investoren lehnten sie prompt ab.

Über 280.000 Schweizer Franken entscheiden. In nur wenigen Augenblicken. Vor der Aufgabe standen die Geschäftsführer von jicki kürzlich in der Schweiz. Die Sekunden-Entscheidung fiel den drei Freiburgern aus dem Kreativpark alles andere als leicht. Einer war dafür, einer dagegen. Sie entschieden sich für: Nein. „Sorry, das wäre zu viel, das wir schon in der ersten Runde abgeben“, erklärte Helge Straube vor laufender Kamera.

Geboten wurden 280.000 Franken für 25 Prozent Geschäftsanteile von jicki. Jeder der fünf „Löwen“ hätte damit fünf Prozent erhalten. Ein Angebot, das weit unter dem Wunsch von jicki lag. Die Firmenchefs hatten den Löwen für den gleichen Preis nur zehn Prozent Geschäftsanteile angeboten. War es nicht dreist, so viel Geld abzulehnen? „Schon ein Stück weit“, sagt Straube und lacht. Der 28-Jährige sitzt vor dem Freiburger Kreativpark am Güterbahnhof und wirkt entspannt. „Es war eine unternehmerische Entscheidung.“ Der Wert steige zwar mit Investoren, das Entscheidungsrecht werde aber kleiner. Bei 25 Prozent abgegebenen Anteilen seien die Einschränkungen groß.

„Es war ein Hin und Her, aber im Endeffekt haben wir ein super Gefühl dabei“, erklärt Straube. Den TV-Besuch verbucht er als Erfolg. Von vornherein sei der Marketing-Effekt die größte Motivation für eine Teilnahme gewesen. Fünfzehn Minuten kostenlose Sendezeit gibt’s nicht alle Tage. Ihr Auftritt zeigt: jicki hat sich gemausert. Die drei Macher schätzen den Firmenwert auf 2,8 Millionen Euro. „Wir sind ganz am Anfang, kratzen noch an der Oberfläche“, sagt der Gründer. Für 2018 belaufe sich ihr Netto- umsatz auf 70.000 Euro. Eine Steigerung zum Vorjahr um 300 Prozent. Bis Ende 2019 könnten 300.000 Euro Umsatz in die Kasse gespült werden.

Das Geld verdient der Betrieb mit sogenannten Vokabelduschen. Diese können über eine App geladen werden, um Sprachen zu lernen. jicki bietet einen Mix aus Lernen und Entspannen: Wörter, Formulierungen oder Sätze werden zu barocken Klängen vorgetragen und nachgesprochen. Auch im Boardsystem der Deutschen Bahn ist das zu finden. Bis zu 30.000 Personen monatlich nutzen das kostenlose Angebot im ICE, berichtet Straube. Verfügbar sind fünf Sprachen: Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Griechisch. Vier Vollzeitstellen hat die Firma derzeit.

Gestartet ist Helge Straube Anfang 2017 im Grünhof. Das Gründerzentrum betreibt auch den Kreativpark. Leiterin Martina Knittel hat die Gründer damit von Beginn an begleitet: „jicki hat in den letzten zwei Jahren gezeigt, wie man ohne Marketingbudgets Bekanntheit im Netz aufbaut und über effektive Marketingstrategien, Suchmaschinenoptimierungen und strategische Partnerschaften mit großen Unternehmen Kunden gewinnen kann“, sagt Knittel. Der „Proof-of-Concept“ am Markt sei geschafft. Der Zeitpunkt damit perfekt, um ein erstes Investment ins Unternehmen zu holen.

Ob sie das Geld der Löwen angenommen hätte? „Das Angebot der Schweizer war in Ordnung.“ 25 Prozent in einer recht frühen Phase sei allerdings ein bisschen zu viel. Ein Start-up-freundliches Darlehen findet sie da sinnvoller. Genau das haben jicki gerade bekommen. Das Pre-Seed-Förderprogramm des Landes stellt ihnen 200.000 Euro als Darlehen zur Verfügung. Für jicki eine willkommene Finanzspritze. Bisher können sie ihre Gehälter bezahlen, aber keinen einzigen Cent zurücklegen.

Foto: © Die Höhle der Löwen

Start-ups im Kreativpark: „Jicki“ will entspannter lernen lassen