Nachgewürzt: chilli-Kolumnist Florian Schroeder über „Mysterien-Förderung“ Politik & Wirtschaft | 20.12.2020 | Florian Schroeder

Florian Schroeder

Es geht zu Herzen, dass die Bundesregierung in der Weihnachtszeit auch an die Soloselbständigen denkt. Als Geschenke kriegen sie nicht etwa schnöde Schlipse oder eine Autogrammkarte von Helene Fischer: 75 Prozent des Vorjahres-Umsatzes gibt es bei der sogenannten Novemberhilfe.

Aber nur, wenn der Soloselbständige 80 Prozent seiner Leistungen in einem Bereich erbracht hat, der weggebrochen ist. Beispiel: Ein Techniker, der in diesem Jahr ausschließlich auf Konzerten für Licht und Ton und Strom gesorgt hat und seit März keine Einnahmen hat, soll 75 Prozent bekommen. Wenn der Techniker aber im vergangenen Jahr nur 60 Prozent seiner Einnahmen durch Konzerte bekommen hat und 40 durch anderes, geht er leer aus. Aber ist der Soloselbständige nicht deshalb Soloselbständiger, weil er eben nicht monoton ständig dasselbe machen will?

Ich jedenfalls freue mich auf die deutscheste Weihnacht aller Zeiten und stelle mir das so vor: Alle Corona-Geschädigten dürfen dem Weihnachtspeter Altmaier einen Wunschzettel schreiben. Nur heißt der eben „Antragsformular auf Geschenkbereitstellung durch die Weihnachtsbewilligungsstelle des Christkindreferats II”. Punkt 1 legt fest, dass man erst mal einen Steuerberater, Rechtsanwalt oder Gemeindepfarrer kontaktieren muss. Da muss das Jesuskind zuerst seine Betriebsausgaben nachweisen, bevor es mit Gold, Weihrauch und Myrrhe beschenkt wird. Aber für jedes Wunder wird ein zinsgünstiger Kredit im Rahmen der gesetzlichen Mysterien-Förderung eingeräumt.

Eine schlechte Nachricht für die Regierung allerdings ist: Wissenschaftler haben jetzt festgestellt, dass Corona gar nicht davon weggeht, dass man Geld an Konzerne verteilt. Das ist allerdings eine verdammte Überraschung – das hat doch bei der Klimakatastrophe so gut funktioniert! Darum hat sich der Bund entschieden, wissenschaftliche Fakten großzügig zu ignorieren und beschenkt große Ketten wie McDonalds und Starbucks besonders reich.

Die machen nämlich genau dasselbe wie im letzten Jahr: Ungesunde Hamburger und schlechten Kaffee verkaufen. Dafür bekommen sie 75 Prozent aus dem Vorjahr. Wenn es nur halbwegs läuft und sie auch noch Glühwein außer Haus verkaufen, verdienen sie im Krisenjahr 110 Prozent. Und dieses Geld versteuern sie dann in Luxemburg, Irland oder auf den Cayman Islands. Hurra, was für ein tolles Krisenjahr! Die nächste Pandemie kann kommen! Wenn es das mitkriegt, wird das Christuskind vor Wut in die Krippe kotzen.

Foto: © Frank Eidel