Neues Rathaus kostet 5,5 Millionen Euro Miete – Grundsteinlegung fürs zweite Oval im Stühlinger Politik & Wirtschaft | 22.08.2024 | Lars Bargmann

Rathaus im Stühlinger Fürs zweite Rathaus im Stühlinger (unten rechts) ist der Grundstein gelegt.

Ein rechteckiger Grundstein fürs Oval: Oberbürgermeister Martin Horn legte beim Baustart fürs zweite Rathaus im Stühlinger, dem sogenannten Familienrathaus, selber Hand an: „Wir setzen heute ein klares Zeichen für eine moderne, effiziente und vor allem bürgernahe Verwaltung. Gleichzeitig bündeln wir die Bereiche Familien und soziale Anliegen.“ Was er nicht sagte: Das Rathaus muss seinem Eigenbetrieb Neubau Verwaltungszentrum und Staudinger Gesamtschule (EVS) dafür jährlich mindestens 5,5 Millionen Euro Miete zahlen.

Rund 800 Beschäftigte der Verwaltung sollen im auf mittlerweile 111 Millionen Euro taxierten Neubau ihre Arbeitsplätze finden. Das Amt für Kinder, Jugend und Familie zieht ein, das Amt für städtische Kindertageseinrichtungen, das Amt für Schule und Bildung. Zudem wird auch das Finanzdezernat mit der Stadtkämmerei vom Fahnenbergplatz in den Stühlinger ziehen. „Wir schaffen moderne und ansprechende Infrastruktur, die auf die Arbeitswelt von heute und morgen eingestellt ist. Auch das zweite Oval der Verwaltung wird eine runde Sache“, formulierte Horn.

Baubürgermeister Martin Haag sprach von einem „vorbildlichen Energiekonzept“, das das im ersten Rathaus in Sachen ökologische Standards „nochmal toppt“. Zudem will die Stadtspitze es nicht zuletzt pedaleurenden Pendlern so komfortabel wie möglich machen, baut in der Tiefgarage 600 Rad-Stellplätze, dazu Spinde und Duschen.

Der Rohbau soll zum Herbst 2025 abgeschlossen sein, 2027 sollen die Beschäftigten einziehen – 15 Jahre, nachdem der Gemeinderat grundsätzlich grünes Licht für das neue Oval-Ensemble gegeben hatte. Den Architektenwettbewerb hatte Christoph Ingenhoven aus Düsseldorf gewonnen, der bei der Grundsteinlegung anwesend war. 

Das erste Rathaus im Stühlinger hatte 83 Millionen Euro verschlungen. Das zweite war ursprünglich auf 87 Millionen veranschlagt, die Angebote in der europaweiten Ausschreibung hatten dann im Rathaus für Schnappatmung gesorgt. Nachdem Haag und Co. mit dem Generalübernehmer Schleith GmbH noch mehrere Sparrunden gedreht hatten – so gibt es anders als geplant kein Dach mehr über dem Innenhof –, sind es jetzt 111 Millionen. „Wir haben Millionenbeträge rausgenommen“, hatte Haag der Redaktion im vergangenen Juli gesagt.

Das schlüsselfertige Rathaus allein soll dabei mit 89,37 Millionen Euro abgerechnet werden. Gut 20 zusätzliche Millionen kosten Innenausstattung und Finanzierung. Die KfW bezuschusst das Bauvorhaben mit 3,8 Millionen Euro.

Aus den ursprünglich 3,1 Millionen Euro, die das Rathaus dem EVS als jährliche Miete überweisen sollte, sind mittlerweile 5,5 Millionen geworden, bestätigt Rathaussprecher Sebastian Wolfrum. Er räumt auch ein, dass in dieser Summe eingerechnet ist, dass die Karlskaserne für geschätzt zehn Millionen Euro verkauft wird. So wie es beim ersten Beschluss noch geplant war. Was aber inzwischen so gut wie vom Tisch ist. „Seitens des Gemeinderats besteht der Auftrag, alternative Nutzungs- oder Vermarktungsmöglichkeiten für die Karlskaserne zu erarbeiten. Die politische Diskussion und Entscheidung hierzu erfolgen erst noch“, so Wolfrum. Dabei werde es auch darum gehen, wie bei einem Verzicht auf den Verkauf die vom Regierungspräsidium genehmigte Finanzierung – und somit auch die bisher kalkulierte jährliche Mietzahlung – beibehalten werden könne.

Durch Wegfall von jetzt genutzten Standorten sollen nach dem Bezug des Neubaus – nach Rathaus-Angaben – 3,6 Millionen an Mieten gespart werden. Allein für die Nutzung des runden Eckgebäudes am Fahnenbergplatz zahle die Stadt aktuell rund eine Million Miete. 

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