Roadtrip auf der B3: Lockruf des Südens STADTGEPLAUDER | 27.05.2019 | Lars Bargmann

Grüner BMW auf Bundesstraße

Ein alter mintgrüner BMW 2002, eine Kamera, ein Notizbuch – und los geht’s. Wolfgang Groeger-Meier hat eine sehr charmante Idee zwischen zwei Buchdeckel gepresst. Er ist die B3 einmal quer durch die Republik gefahren und hat am Wegesrand aufgesammelt, was aufzusammeln war. Ein bilderstarkes, informatives, hin und wieder lehrreiches und fast immer unterhaltsames Roadbook.

Der Autor dieser Zeilen kennt die Kreuzung, an der die B3 von der B73, die dort Hamburger Chaussee heißt, abzweigt. Die sich in den Hamburger Medien als Todeskreuzung einen Namen gemacht hat. Wo die Caribien Bar steht. In der es auch um Verkehr geht.

Dort „fängt die Sehnsucht an“, das ist der Startpunkt auf der „Traumstraße“, der deutschen Route 66, die mit 800 Kilometern zweitlängste Bundesstraße der Republik, die durch Niedersachen und Hessen nach Baden-Württemberg führt und im Weiler Stadtteil Otterbach am Zollamt an der Schweizer Grenze ihr Ende findet.

Groeger-Meier, der sein Geld eigentlich mit der Fotografie verdient, hat für sein Werk sieben Freunde als Co-Autoren gewonnen, der im Badischen bekannte Wolfgang Abel ist darunter. In sechs Etappen geht es von Nord nach Süd, mittendurch oder knapp vorbei an malerischen Landschaften, geschichtsträchtigen Orten wie Bergen-Belsen (wo Anne Frank mit 15 Jahren starb) oder Gebäuden wie dem Elvis-Hotel, durch große und kleine Städte, mit großartigen Altstädten oder kleinmütiger Architektur, durch trostlose und trostspendende Gegenden.

Die sechste Etappe auf der Route 66 führt von Offenburg bis an die Grenze, das Teilstück bis Freiburg handelt der schreibende Beifahrer Josef Clahsen schnell, auf Konsumtempel entlang der Straße schimpfend, ab, macht kurz Halt auf dem Münsterplatz in Freiburg und wird erst bei den Weingütern Zähringer und Lämmlin-Schindler wieder milder gestimmt. Und wie er so dasteht, der alte 02er, da wird einem ja auch einfach milde ums Herz. Die vielen eindringlichen Fotos machen das Buch zu einem Genuss. Man entschleunigt beim Mitfahren und Miterleben.

Groeger-Meier hat mit der Route National 7 in Frankreich und der italienischen Mille Miglia schon zwei berühmte Straßen zwischen zwei Deckel gepackt. Die B3, von der Todeskreuzung im hohen Norden bis an den eidgenössischen Grenzposten, ist damit ein Stück Heimatlektüre geworden, beinahe eine Hommage. Für Fischköppe ebenso wie für Hessen oder Badener.

Cover Lockruf

von Wolfgang Groeger-Meier
Lockruf des Südens
Verlag Corso, 2019
200 Seiten, gebunden
Preis: 24,90 Euro

Foto: © Wolfgang Groeger-Meier