Heimspiel: Champions-League Gesellschaft | 15.06.2024 | Till Neumann

Ben Berger im Scrabble Finale 2024

Der Freiburger Ben Berger ist gerade zum vierten Mal Deutscher Scrabble-Meister geworden. In Minden setzte er sich gegen die Konkurrenz durch – obwohl wenig Zeit für Training war. Im Sommer steigt ein Großturnier in Freiburg. Im Heimspiel erzählt der 38-Jährige vom Titel, seiner Liebe zu Buchstaben und der Szene.

„Bei der Deutschen Meisterschaft ging es hin und her. Am vorletzten Tag habe ich zweimal etwas ungünstig verloren. Vor der letzten Runde war ich rechnerisch fast draußen. Tatsächlich sind dann alle drei für mich relevanten Spiele zu meinen Gunsten ausgefallen – ich stand im Finale. Da konnte ich im letzten Zug mit dem Wort „einrext“ 101 Punkte machen und so den Sieg sicherstellen. Einrexen heißt einwecken in Österreich. Einfach schön, wenn man so einen Hingucker hat.

Bei meinen ersten drei Deutscher-Meister-Titeln (2014, 2016 und 2018) war ich klarer Favorit. Das hat in den letzten Jahren abgenommen, weil wahnsinnig gute Leute dazugekommen sind. Insbesondere der Ranglistenerste, Timon Boerner aus Berlin, sowie mein diesjähriger Finalgegner, Alexander Dings aus Saarbrücken. Letzterer stellt tolle YouTube-Videos ins Netz und hat dadurch viele angefixt.

Beruflich habe ich nicht mehr die Zeit, jede Woche Tausende Wörter zu lernen. Früher war das anders: Ich bin durch ein durchgefallenes Jura-Examen gut geworden. Nach dem gescheiterten Versuch habe ich ein halbes Jahr lang nix anderes gemacht, als Wörter zu lernen. Davon zehre ich heute noch. Ich habe 101 Turniere gespielt und 39 davon gewonnen. Das ist eine Quote, mit der ich selbstbewusst sage: Das kriegt man nicht nur mit Glück hin, auch wenn Glück immer eine Rolle spielt.

Ich habe in Israel vor 17 Jahren bei einem Auslandssemester mit einem Mitbewohner das Scrabblespielen angefangen. Als ich zurück nach Deutschland kam, habe ich bei meinem ersten Turnier in Hamburg gleich den 2. Platz geschafft. Seitdem ist das meine zweite Familie. Weil ich auch auf Englisch spiele, habe ich Freunde auf der ganzen Welt und Turniere in Australien gespielt, in den USA, jetzt Nordirland, letztes Jahr noch in Israel. Das ist für mich ein großer Reiz, Menschen aus aller Welt über ein Scrabblebrett kennenzulernen.

Es gibt deutschlandweit etwa 300 Aktive. Die Stimmung bei den Scrabble-Turnieren ist familiär. Wir kennen uns fast alle sehr gut. Wenn es um den Turniersieg geht, ist man aber auch mal etwas ehrgeiziger.

Der Freiburger Scrabble-Treff wächst stetig. Wir treffen uns alle zwei Wochen im Café Einstein. Da ist die beste Gelegenheit, mit Turnier-Scrabble und uns Nerds in Berührung zu kommen. Freiburg ist geografisch etwas ab vom Schuss. Aber wir versuchen, eine kleine Scrabble-Hochburg draus zu machen. Ich bin da eine Art Galionsfigur, was auch ganz gut funktioniert.“

Info: Vom 26. bis 28. Juli gibt es in Freiburg zwei Turniere: die Liga der Champions League mit den 24 besten Spielern der letzten zwei Jahre und das Bächle-Turnier mit 30 bis 40 Personen, was sich auch für Neulinge anbietet.

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