Neue Eishalle an der Messe? – Der EHC Freiburg will Play-Offs nutzen, um neue Spielstätte zu sichern Sport | 13.03.2020 | Philip Thomas

Eishockeyspieler Freiburg

Statt um den Klassenerhalt spielt der EHC Freiburg plötzlich in den Play-offs. Den sportlichen Höhenflug nutzt der klamme Verein, um Sponsoren an Land zu ziehen und für den Bau einer dringend nötigen neuen Heimstatt zu werben.Die Uhr tickt: Am 30. Juni 2024 erlischt die Spielerlaubnis der altehrwürdigen Franz-Siegel-Halle, die derzeit auf den Namen Echte-Helden-Arena hört. Nach chilli-Informationen könnte der EHC danach seine Heimspiele am Messegelände austragen.

An einem „Businessabend“ im März gehen die Wölfe im Forum Merzhausen auf Sponsorenjagd. Im Foyer tummelt sich neben Funktionären, Fans und Spielern auch ein Rudel alteingesessener sowie potenzieller Geldgeber. Präsident Michael Müller schüttelt – trotz Coronavirus – viele Hände. „Ohne die Sponsoren geht das Licht aus“, betont der 53-Jährige. Aus dem Geld will er das Maximum herausholen: „Wir drehen jeden Cent zweimal um, das ist die DNA des EHC.“

Das Geld sieht der Präsident gut angelegt: „Wir haben im Sommer Strukturen geschaffen, von denen das Team jetzt profitiert.“ Neben einer aufgemöbelten Geschäftsstelle, Nachwuchscontainern, einem neuen Mannschaftsbus sowie einer 240.000 Euro teuren Lichtanlage habe man die Last in der Führungsetage auf mehrere Schultern verteilt. „Wir versuchen alles, bleiben aber demütig“, so -Müller. Zu Beginn des vergangenen Jahres funkte der Eishockeyclub SOS ans Rathaus: Am Ende des Geschäftsjahres stand ein Minus von 114.000 Euro.

Trainer Peter Russel münzte die geringen Mittel in sportlichen Erfolg: Platz drei in der Hauptrunde, punktgleich mit der finanzstarken Konkurrenz aus Kassel. „Peter ist ein Motivator, das Team glaubt wieder an sich“, sagt Müller über den Briten. Neben der Einstellung stimmt vor allem die Defensive vor dem starken Goalie Ben Meisner. So aufgestellt, kassierten die Wölfe in der Hauptrunde gerade mal 2,7 Gegentore pro Spiel – Ligabestwert. Der Durchschnitt liegt bei 3,3 Buden. Der Erfolg sprach sich in Freiburg schnell herum: Vergangene Saison besuchten im Schnitt knapp 1800 Zuschauer die Heimspiele der Wölfe. In der aktuellen Hauptsaison waren es 2466.

Coach Peter Russel des EHC Freiburg

Vollgas auf und neben dem Eis: Coach Peter Russel

Investiert wurde auch in die Mannschaft. Vor Saisonbeginn wurde der Kader umgebaut, lange Jahre setzten die Wölfe auf Welpen aus der Jugend, im Ergebnis stand oft die untere Tabellenregion. In der aktuellen Saison netzten die Importspieler um den US-Amerikaner Cam Spiro sowie den Kanadier Scott Allen in schöner Regelmäßigkeit. Dass der Höhenflug bis in die Play-offs hält, hätte auch Müller nicht für möglich gehalten: „Das ist die Ehrenrunde.“

Kommende Saison ist der Meister der DEL2 wieder aufstiegsberechtigt. Für Müller ist die höchste deutsche Spielklasse aber kein Thema, die Spielstätte der Wölfe ist nicht DEL-tauglich. Es ist nicht die einzige Hürde: 816.000 Euro verlangt die DEL als Sicherheit für den Aufstieg in die Erste Liga, laut René Rudorisch, Geschäftsführer der DEL 2. Dort sieht Müller seine Wölfe auch: „Wir wollen Freiburg aber zu einem festen Standort für die Zweite Liga ausbauen und kontinuierlich wachsen.“ Aktuell beträgt der Etat rund zwei Millionen Euro. „Den wollen wir kontinuierlich erhöhen“, sagt Müller – pro Jahr um zehn Prozent. Die Steigerung sei nötig, um in eine neue Halle zu ziehen. Rund 40 Millionen Euro soll die Spielstätte mit 4500 Plätzen sowie einer Haupt- und Trainingsfläche kosten.

Raumkonzept, Nutzungsanforderung, Finanzierung und Machbarkeitsstudie habe der EHC bereits beim Freiburger Rathaus hinterlegt. Der Puck liegt bei der Stadt. Und das Eis taut: Finanz- und Sportbürgermeister Stefan Breiter wird dem Gemeinderat noch vor der Sommerpause eine Machbarkeitsstudie präsentieren, in der das Rathaus unter vielen geprüften einen favorisierten Standort vorschlägt. Einer, bei dem das Grundstück der Stadt gehört, der eine gute ÖPNV- und Straßenanbindung hat, wenig Wohngebiet tangiert und keine großen Flächen versiegelt. Welcher das ist, wollte Breiter nicht sagen. Nach chilli-Informationen könnte er an der Messe liegen. Präsident Müller fiebert dem Termin entgegen: „Wir kämpfen mit der Halle um unsere Existenz.“ 

Fotos: © Stephan Eckenfels