Roundnet: chillisten beim Probetraining Sport | 26.08.2020 | Till Neumann

Spike Ball; Roundnet

Man sieht sie in vielen Parks: Vier Spieler, die einen gelben Ball auf ein Trampolin hämmern. Roundnet heißt der Trendsport. Die chilli-Redakteure Philip Thomas (oben links) und Till Neumann haben ein Probetraining bei den Black Forest Monkeys gemacht. Und gemerkt: Das Spiel auf ein Netz ist kniffliger als gedacht.

Dienstagabend. Treffpunkt Eschholzpark. Coach Felix Schmidt holt Bälle und Netze aus den Säcken. Die zehn Roundnet-Spieler sind heute vor allem Einsteiger. Los geht’s daher mit einfachen Übungen: In Zweiergruppen lernen wir, den Ball mit der Handfläche zu spielen. Angabe, Annahme, Angriff.

Schnell wird klar: Was beim Zuschauen einfach aussieht, ist es nicht. Immer wieder springt der Ball in die falsche Richtung. „Macht die Hand groß“, rät Schmidt. Der 30-Jährige trägt eine rote Kappe und ist Webentwickler. Roundnet spielt er seit 2017. Den Verein gibt’ seit 2018. Schon 2019 organisierten sie hier die erste Deutsche Roundnet-Meisterschaft.

„Stellt euch näher ans Netz“, rät Schmidt. Um es den Gegnern schwer zu machen, sollen wir nicht von oben schmettern, sondern möglichst tief ansetzen. Ball flach halten, lautet die Devise. So fliegt er weiter und ist schwer zu verteidigen.

Nach den ersten 30 Minuten werden wir sicherer. Immer häufiger fliegt die Kugel jetzt dahin, wo sie soll. Das Prinzip gleicht dem Beachvolleyball: Gespielt wird zwei gegen zwei. Jedes Team darf drei Ballkontakte haben, bis der Ball aufs Netz muss. Wenn er den Boden berührt, gibt’s einen Punkt für die Gegner.

Wir probieren ein Testmatch gegen Antonia und Enricco. Er ist zum ersten Mal dabei, sie hat schon etwas Vorerfahrung. Dennoch sind die Ballwechsel anfangs kurz. Doch Übung macht schnell den Roundnet-Meister: Bald klappt der Ball rückwärts durch die Beine. Die Shirts sind längst schwitzig.

„Es sieht nicht aus wie Sport, ist es aber“, sagt Felix Schmidt und lacht. In den USA gibt’s sogar Leistungssportler, die davon leben. Verbände bestehen hier auf Bundes- und Europaniveau. 2021 steigt eine WM in Belgien. Die Verletzungsgefahr? „Das Schlimmste war ein Bienenstich“, scherzt Schmidt.

Zwei Roundnet-Cracks sitzen ein paar Meter entfernt. Einer davon ist Johannes Kopfmann. Der 17-Jährige ist gerade Freiburg-Meister geworden. Dabei trainiert er erst seit drei Monaten. „Man kann sich rasend schnell entwickeln“, schwärmt er. Im Frühling tritt er bei der Deutschen Meisterschaft in Münster an. „Ein Platz auf dem Treppchen wäre krank.“ Mit seinem Kollegen spielt er täglich 90 Minuten.

Auch Schmidt hat schon bei Turnieren geglänzt. Beim Probespielen zeigt er uns, wie man bei der Angabe antäuscht: „Die meisten fuchteln erst mal fünf Sekunden rum.“ Das sehe affig aus, helfe aber wirklich. Die Moves der besten Spieler verfolgt er im Internet. „Ich stehe auf technische Sportarten“, erklärt Schmidt. Bei Roundnet gebe es noch keine etablierte Technik. Es sei spannend, das mitzuentwickeln.

Das Spiel ist für ihn ausbaufähig. Aktuell sei es zu sehr auf Offensive ausgerichtet. „Die Angreifer machen 90 Prozent der Punkte.“ In der Diskussion seien eine Sperrzone um das Netz oder dessen Tieferlegung. Das mache den Winkel weniger flach und die Annahme einfacher.

Für uns Einsteiger sind solche Feinheiten kein Thema. Wir haben zwei Sätze gegen Antonia und Enricco mit viel Glück gewonnen – und Feuer gefangen. Eine Fortsetzung soll folgen. Nicknames haben wir schon: Thomas ist die „Anstoßmaschine“, Neumann die „Krake“.

 

Foto: © tln