„Eine Priesterseminar ist eine Weggemeinschaft“ Szene | 04.03.2019 | Till Neumann

Immer weniger Männer entscheiden sich für den Weg zum Pfarrer. Zwei davon haben im chilli von ihrer Ausbildung erzählt, die mit dem Zölibat einhergeht. Zuständig für sie ist Christan Heß. Der 43-Jährige und erzählt im Interview mit Till Neumann von Anforderungen, Gemeinschaften und Lebenswegen angehender Priester.

chilli: Herr Hertl, wie viele Priesterseminar sind derzeit in Freiburg zur Ausbildung?
Hertl: Derzeit haben wir 26 Priesterkandidaten, die sich bei uns für das Erzbistum Freiburg in der Ausbildung zum Priester befinden. Hinzu kommen sieben Seminaristen aus den Diözesen Mainz, Basel und Suwon (Korea), die bei uns Teile der Priesterausbildung absolvieren. Unsere Hausgemeinschaft im Priesterseminar ist auch geprägt durch sieben Geistliche aus verschiedenen Ländern, die in Freiburg studieren und bei uns im Haus ebenso mitleben wie zehn Studenten aus verschiedenen Studienfächern.

chilli: Wie lange brauchen sie im Schnitt bis sie Pfarrer sind? 
Hertl: Wer bei uns ohne vorherige Theologiestudien die Ausbildung beginnt, durchläuft bis zur Priesterweihe eine Ausbildungszeit von cirka acht Jahren. In dieser Zeit findet ein Wechsel zwischen Studium an der Universität und praktischen Ausbildungseinheiten in der Gemeinde statt, so dass man bei der Priesterausbildung in gewisser Weise von einem dualen Studium sprechen kann.

chilli: Wie viele brechen die Ausbildung bis zur Priesterweihe ab?
Hertl: Cirka die Hälfte derjenigen, die bei uns die Ausbildung beginnen, bleiben bis zur Priesterweihe dabei. Von „abbrechen“ kann man allerdings weniger sprechen, da die meisten, die im Seminar aufhören, dann einen anderen Beruf in der Kirche ergreifen und somit an der Theologie dran bleiben. Ein Priesterseminar ist nicht nur ein Ausbildungsbetrieb, sondern eine Weggemeinschaft, die bei der Klärung des eigenen Lebensweges behilflich sein soll.

chilli: Zwei angehende Pfarrer berichten im chilli, dass die Gruppen kleiner werden. Können Sie das bestätigen? 
Hertl: Die Anzahl der Menschen, die sich in den Pfarrgemeinden engagiert, geht zurück. Das hat Konsequenzen: Die Zahlen bei den Studierenden der verschiedenen kirchlichen Berufe nehmen ab. Das gilt auch für den Priesterberuf.

chilli: Wie entwickeln sich die Zahlen?
Hertl:
Wir rechnen in den kommenden Jahren in Freiburg mit zwei bis drei Priesterweihen pro Jahr.

chilli: Wie versucht das Erzbistum, wieder mehr Kandidaten zu gewinnen?
Hertl:
In jedem Fall dürfen angesichts der Anforderungen an den Priesterberuf die Qualitätskriterien in der Ausbildung nicht abgesenkt werden. Es wird auch zukünftig ein Bewerbungsverfahren mit entsprechenden Anforderungen geben. Nicht jeder, der sich bei uns bewirbt, kann deshalb auch aufgenommen werden. Aber alle Interessierten müssen gut über diese Berufsausbildung informiert werden. In Freiburg geschieht im Bereich Berufsinformation und Nachwuchswerbung einiges. Da wäre zunächst die Diözesanstelle Berufe der Kirche mit ihren Angeboten zu nennen. Interessante Angebote hat auch das Freiburger Zentrum für Berufungspastoral. Nicht zu vergessen das Freiburger Orientierungsjahr.

Collegium Borromaeum

Im Erzbischöflichen Priesterseminar Collegium Borromaeum in Freiburg werden junge Männer zu Priestern ausgebildet. Die achtjährige Ausbildung eröffnet mit Möglichkeit, Pfarrer zu werden. Wer sich für den Weg entscheidet, verpflichtet sich zum Zölibat. Regens (Leiter) der Einrichtung ist Christian Heß. Informationen zur Ausbildung gibt es auf www.priesterseminar-freiburg.de

Foto: © Erzbistum Freiburg

Leben mit dem Zölibat: Warum zwei junge Männer Pfarrer werden