Kreatives Netzwerken: Tonstudio Tonpony in Emmendingen Szene | 14.10.2019 | Stefan Pawellek

Tonstudio Tonpony

Wer an Tonstudios in Deutschland denkt, dem fallen spontan Namen wie „Hansa by the Wall“ in Berlin ein, „Musicland“ in München oder das „Red Rooster Studio“ am Starnberger See. Natürlich gibt es noch weitere Aufnahmeorte. Ein überraschender ist das Studio Tonpony in Emmendingen, am Fuße des Schwarzwalds.

Im dritten Stock eines alten Fabrikkomplexes mit tollem Blick auf Berge und Rheinebene sind die Emmendinger Lena Lapschansky und Benjamin Riesterer am Werk. Im April 2015 gegründet, haben sie sich mit ihrem Studio, das eher dem gemütlichen Wohnzimmer eines Musikfreundes gleicht, auf Soundmarketing und akustische Markenführung spezialisiert.

„Heute reicht ein visuelles Bild längst nicht mehr, um sich auf dem gesättigten Markt von Konkurrenten abzuheben“, so Lapschansky und Riesterer. Tonpony berät Firmen und versorgt sie mit dem passenden Klang: Musik, Inhalte
für Brandsongs, also Markenlieder, Jingles, Soundlogos aus einzelnen, dem Unternehmen eigenen Tönen. Komposition, Text, Sprache und Arrangement werden direkt vor Ort produziert und umgesetzt.

Der neueste Trend sind laut den Emmendinger Studio-Inhabern komplette Auftrags-Hörspiele, die das Firmengeschäft zum Thema haben oder dem Maskottchen des Unternehmens eigene Geschichten andichten. Dabei arbeitet Tonpony eng mit Videoproduktionspartnern zusammen. „Bild und Ton gehen oft Hand in Hand, da macht es Sinn, kurze Wege zu haben“, so Riesterer. Kunden sind unter anderem Waldhaus, Fürstenberg oder die Organisation Schwarzwald Tourismus.

Aus den Hörspielproduktionen haben sich andere Projekte ergeben: Schulen fragten an, ob Tonpony nicht mit Klassen ein Hörspiel aufnehmen könnte. Die Antwort lautete „Ja“. Zuerst werden Hintergründe und Funktionsweisen der Aufnahmetechnik erläutert. Dann erarbeiten die Schüler im Deutschunterricht das Hörspiel, komponieren im Musikunterricht die Musik und erstellen im Kunstunterricht das CD-Cover. Zum Höhepunkt des Projekts geht es dann zur Aufnahme des Werks ins Studio in Emmendingens Freiburger Straße. „Es ist einfach toll, zu sehen, wie sich die Kinder einbringen, Kreativität entwickeln “, schildert Lapschansky die Erfahrungen.

Doch natürlich werden bei Tonpony auch komplette CD-Produktionen realisiert – hier sind sie spezialisiert auf akustische Musik, den Singer-Songwriter-Bereich, Folk, Blues, Jazz und Pop. „Heavy Metal ist nicht so unser Ding – dafür sind wir auch nicht eingerichtet“, sagt Benjamin Riesterer. Die Reihe an Instrumenten weist auch deutlich in die andere Richtung: Bechstein- oder Schimmel-Flügel, WurlitzerOrgel, Fender Rhodes-Piano, Höffner-Bass.

Lapschansky und Riesterer unterstützen die Kunden im gesamten kreativen Prozess – Lapschansky ist dabei für Songwriting, Texte, Sprache und Gesang zuständig, Riesterer für Komposition, Arrangement, Klavier und Tasteninstrumente. Die beiden Produzenten erarbeiten Musik und Text für Songs und agieren als „Sidemen“ während der Aufnahmen. Jüngster Kunde ist die wohl berühmteste Drag Queen Südbadens, Betty BBQ. „Deren Song haben wir von der Idee bis zum Release rundum betreut“, erzählt Lena Lapschansky. Auch Innovationen wie die eben frisch patentieren Soundbellows, entwickelt von Musikpädagoge Gert Balzer, oder Ploppi, ein neuartiger Getränkedosenverschluss, bekommen hier ihr musikalisches Gesicht verliehen.

Ursprünglich entstanden, um in einer entspannten Atmosphäre Ideen, Texte und Musik für Kunden zu entwickeln, genießen heute alle Gäste das relaxte Studio, so die Tonpony-Inhaber. Man stehe nicht so unter Druck wie in den technisch kalten Studios, in denen gewöhnlich produziert wird. Auch der Gesangscoach von Metallica, Aretha Franklin und anderen Größen meinte bei Tonpony schon: Er hätte es nie für möglich gehalten, dass man hart arbeiten und gleichzeitig einen magischen Sonnenuntergang über dem Rheintal erleben könne.

Das Ambiente des Studios wird auch für private Events genutzt. „Raus aus den Shorts, rein ins Abendkleid“, lautete kürzlich das Motto für ein solches Treffen. Gerne laden Lapschansky und Riesterer ihre Gäste dabei zum entspannten Netzwerken ein. „Hier entstehen tolle Synergien, man weiß nie so genau, was an so einem Abend passieren wird.“ „Wir nennen das aktives, kreatives Netzwerken“, erklärt Lapschansky den Zweck der Events, und Riesterer fügt hinzu: „Irgendwie muss man ja, wenn man in Emmendingen sitzt, die Leute auch vor Ort zusammenbringen und bekannter werden.“

Foto: © Stefan Pawellek