Superlative am See: Blick hinter die Sea-You-Kulissen Szene | 22.06.2019 | Till Neumann

Zum sechsten Mal steigt im Juli am Tunisee eine gigantische Elektroparty: das Sea You Festival. Fast 35.000 Fans kamen 2018. Was vor und hinter den Kulissen passiert, verrät Organiator Bela Gurath im chilli-Gespräch.

Organisator: Bela Gurath

„Wir sind weit weg von der Teenie-Party, die wir mal waren“, sagt Gurath. Der 50-Jährige sieht sein Event lieber als musikalischen Leckerbissen mit stylischem Ambiente. Das Line-up lässt Elektrofans mit der Zunge schnalzen: Solomun, Jan Bloqvist oder Boris Brechja sind nur drei von mehr als 100 Acts auf sieben Bühnen.

Einst gab es das Sea of Love. Seit dem Neustart 2014 heißt es Sea You. Zum Start hat Gurath herbe Verluste gemacht: „Wir haben eine Viertel Million versenkt im ersten Jahr“, erzählt er.

Seine Vision sei von Anfang an international gewesen. Tickets verkauft Gurath mittlerweile in 56 Länder. Oman, USA, Mexiko … Das Produktionsbudget hat er fast verdreifacht: Von 1,2 Millionen Euro (2014) auf jetzt 3,3 Millionen Euro. Zum Vergleich: Das ZMF hantiert für 19 Festivaltage mit etwa der Hälfte (1,7 Millionen).

70 bis 160 Taler kostet das Sea-You-Tagesticket. 60 bis 105 Euro zahlen Besucher für beide Tage. Damit werden auch teure Specials refinanziert: Gerade hat Gurath eine Bühne für 300.000 Euro bauen lassen. Stolze 66 Meter ist sie breit. „Amtlich“, sagt er. Neu sind auch Wassersprinkler. Sie können acht Meter hochfahren und die tanzenden Massen mit Sprühnebel abkühlen. 80 Meter weit und 40 Meter breit soll das Nebelfeld sein – in Trinkqualität. „Das Wasser kann ja in die Becher kommen“, erklärt Gurath.

Die Logistik ist gewaltig: 1200 Hotelzimmer hat Gurath gemietet. Unter anderem das gesamte Motel One. Die großen Stars nächtigen im Colombi. 1500 Leute arbeiten in drei Schichten auf dem Festivalgelände. 35 Fahrer sorgen für den Transport der Künstler. „Ihnen wird der Arsch gepudert, S-Klasse, frisch gepresster Saft, bester Champagner, Pool …“, sagt Gurath. Seltsam findet er das nicht. „Würde ich auch so machen.“

Viele Leute, viel Logistik: 40.000 Besucher könnten dieses Jahr an den See kommen

Das Festival organisiert er mit Holger Probst und Daniel Schmidt. Es findet sich im europäischen Zusammenschluss der zehn „Leading Beach Fests“ wieder und werde auch außerhalb Freiburgs in der Presse besprochen. Die Verlustjahre neigten sich dem Ende entgegen. „Wir haben den Turnaround geschafft, sind jetzt ‚credibil‘“, betont Gurath. Booker meldeten sich von selbst, um Acts anzubieten. Auch die ganz Großen kann er gewinnen. Für David Guetta zahlte er 2011 – noch unter dem Label Sea of Love – stolze 250.000 Euro Gage. In diesem Jahr liege der Spitzensatz bei 100.000 Euro für einen Act.

Glück gehabt, sagt Gurath zum bisherigen Verlauf. Das Wetter habe mitgespielt. Falls es anders kommt, will er vorbereitet sein. Ein eigener Meteorologe ist auf dem Gelände stationiert und überwacht permanent die Lage. Falls ein Unwetter aufzieht, greift ein Notfallplan. Zehn Megafone seien mit bereits vorprogrammierten Chips ausgestattet. Landwirte mit Traktoren stünden im Falle des Falles bereit. Alle Tonanlagen können per Mausklick für wichtige Durchsagen unterbrochen werden.

Gurath ist sicher, dass es nicht immer nur Sonne geben wird: „Irgendwann wird es uns auch mal erwischen.“ Aus der Bahn werfen lassen will er sich davon nicht. 40.000 Leute erwartet er dieses Jahr. Sein Plan für die nächsten fünf Jahre: „Stabil bleiben.“

Sea You – Beach Republic

Das Festival „Sea You – Beach Republic“ steigt am 13. und 14. Juli am Tunisee Freiburg. Tickets im Vorverkauf und das Programm gibt es auf www.seayou-festival.de

Fotos: © Till Neumann & Sea You Festival