Wohnen im Turm: Das Heliotrop in Freiburg STADTGEPLAUDER | 05.10.2023 | Dorothea Wenninger

Wohnraum von Innen im Heliotrop in Freiburg

Wie wohnt es sich in einem Turm? Noch dazu in einem, der sich drehen kann, wenn er soll – zur Sonne hin oder von der Sonne weg. Ein Blick ins Freiburger Heliotrop – das erste Plusenergiehaus der Welt.

Etwas versteckt in einer kleinen Siedlung am grünen Rand von Freiburg steht ein außergewöhnliches, rundes Wohnhaus. Durch die Haustür betritt man einen großen Seminarraum mit einer Betonrundsäule. Er ist Teil des Sockelgeschosses, auf dem der zylindrische Wohnturm aus Holz ruht. Von hier aus geht es in das eigentliche Haus, über eine Wendeltreppe, die kein Ende zu nehmen scheint. Auf der Außenseite passiert man eine Zimmertür nach der anderen. Alle Räume sind spiralförmig in ansteigender Höhe um die zentrale Treppe herum angeordnet. Um von der Küche ins Wohnzimmer zu gelangen, steigt Hanna Lehmann fünf Stufen hinauf. Ebenso viele von dort zum Gästezimmer. Und so geht es weiter durch das ganze Haus. Hanna Lehmann wohnt hier seit 30 Jahren mit ihrem Ehemann Rolf Disch, dem Freiburger Solarpionier.

Die Hausbesitzerin hat schon weit über 17.000 Das Heliotrop in Freiburg von AußenMenschen durch ihr Domizil geführt. Irgendwann hat sie aufgehört zu zählen. „Ich denke, wir können in einem solch wunderbaren Haus nicht alleine leben. Wir möchten auch unser Anliegen teilen“, erklärt sie ihre Motivation. Das Haus hatte Solararchitekt Disch ursprünglich als Experimentierhaus entworfen. Es ging ihm darum, auf möglichst kleinem Raum ein Gebäude zu konstruieren, das wenig Wasser verbraucht und das, statt Energie zu konsumieren, sogar noch welche erzeugt. Strom produziert der Solargenerator auf dem Dach, Warmwasser liefern die Sonnenkollektoren am Balkongeländer. Das Abwasser wird auf dem Gelände gereinigt und für die Toilettenspülung benutzt. Gewaschen wird mit Regenwasser. So entsteht die vorbildliche Energiebilanz des Heliotrops. Sein Name leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet, dass es sich nach der Sonne ausrichten kann. „Das mit dem Sonne-Einfangen gilt eher für das Winterhalbjahr, im Sommer drehen wir das Haus aus der Sonne heraus“, sagt Rolf Disch, sodass die wärmegedämmte Seite mit den kleinen Fensterchen zur Sonne steht.

Seit einem Jahr ist das Heliotrop nun Kulturdenkmal – das erste in Baden-Württemberg, das nicht trotz, sondern wegen seiner Photovoltaik-Anlage auf dem Dach zum Denkmal erklärt wurde.

Fotos: © Hanna Lehmann; Andrewglaser, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons