Ziemlich einmalig: Stadt Freiburg probiert sich an lokalem Facebook STADTGEPLAUDER | 25.09.2020 | Liliane Herzberg

SoNaTe

Klingt nach klassischer Musik, ist aber eine Onlineplattform zur Vernetzung der Akteure von Kommunen: das Projekt SoNaTe. Regionen, Institutionen und Nachbarschaften sollen sich dort verknüpfen und ihren Lebensraum mitgestalten. Die Pilotpartnerstadt Freiburg nutzt SoNaTe seit April für ihr offenes und für Endnutzer kostenfreies Stadtnetzwerk #freiburghältzusammen (#fhz). Bisher lässt die Nutzerzahl allerdings zu wünschen übrig.

Ein Freiburger möchte ein Stück städtischen Boden nutzen, um einen urbanen Garten zu bepflanzen. Ein anderer würde gerne eigenen Strom produzieren. Beide suchen Gleichgesinnte. Fündig werden könnten sie auf der Plattform #freiburghältzusammen (#fhz). Dort können sie sich austauschen und organisieren, mit dem Rathaus Rücksprache halten und ihre Idee bekannt machen.

Auf den ersten Blick erinnert die Plattform an Facebook. Die Macher wehren sich aber gegen den Vergleich. Grundlegend wichtig sei der Datenschutz sowie die Transparenz der Plattform. „Wir sind nicht auf den Verkauf von Daten aus und sind genossenschaftlich organisiert“, sagt Projektleiter Thomas Klie. Laut offizieller Website ist SoNaTe (Soziale Nachbarschaft und Technik) außerdem nicht kommerziell, die Chats sind Ende-zu-Ende verschlüsselt. „Das ist eine Plattform, die bei den Nutzern oder Genossen bleibt, insofern haben wir es mit einer örtlich verankerten und demokratisch mitverantworteten Plattform zu tun, das ist ziemlich einmalig“, lobt der Projektleiter. Die dazugehörige App gehe August oder September in den Betrieb. Weitere Pilotpartner sind in Bremen das Quartier Ellener Hof, das dort gerade neu entsteht, Berlin-Treptow-Köpenick, der Ort Horben und Eisental bei Bühl.

SoNaTe

Mit dem Netzwerk #freiburghältzusammen können sich Nachbarschaften verknüpfen.

Vor etwa sieben Jahren kam Klie, Professor an der Evangelischen Hochschule in Freiburg, mit Kollegen die Idee zu dem Projekt. Aus der Skizze entwickelte sich ein Plan, „und jetzt sind wir in der Lage, mit großzügiger Förderung des Bundes­ministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) SoNaTe zu entwickeln.“ Rund 3,43 Millionen Euro schwer ist das Projekt, 77 Prozent übernimmt das BMBF, die restlichen 23 Prozent sind Eigenmittel der Projektpartner. Die­ Förderlaufzeit endet im April 2021.

Wie das in der Praxis funktioniert, wird nun in der zweiten Projektphase beobachtet. „In Freiburg haben wir die besondere Chance, im Rahmen des Hashtags eine gesamtstädtische Nutzung der Plattform zu begleiten und auszuwerten“, erzählt Klie. Allerdings hänge die Einführung von vielen Faktoren ab und aktuell seien nach knapp vier Monaten Laufzeit nur etwa 2000 User registriert, bemerkt Thomas Hann, Genossenschaftsentwickler und Implementationsmanager. „Das ist ein Indikator, dass die Interessen der Bürger noch nicht zur Genüge repräsentiert sind.“ Klie hingegen findet 2000 Nutzer „klasse“ wenn der Projektstatus betrachtet werde. „Wir müssen die Voraussetzung schaffen, dass immer mehr städtische Ämter, wirtschaftliche Akteure, Schulen, Hochschulen, das Quartiersmanagement und Nachbarschaften SoNaTe für sich entdecken. Wir haben gar nicht erwartet, gleich 30.000 Nutzer zu haben.“

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