Der große Rausch: Spannend wie ein Mafiaroman 4Literatur & Kolumnen | 27.02.2024 | Erika Weisser

Buchcover: Der große Rausch

Wer Anfang des 19. Jahrhunderts in der westlichen Welt Drogen kaufen wollte, ging in die Apotheke. Und wer hier Anfang des 21. Jahrhunderts Drogen kaufen wollte, musste zu seinem Dealer. Und bewegte sich somit in einem kriminalisierten Milieu.

Wie es dazu kam, dass ­Medikamente zu Rauschmitteln, Rauschmittel zu Rauschgift und aus Rauschgift illegale Drogen wurden, untersucht die Freiburger Historikerin Helena Barop in dieser fesselnd geschriebenen Geschichte der Drogenpolitik.

Barop, die 2021 ihre Dissertation „Mohnblumenkriege“ über die US-­amerikanische globale Drogenpolitik von den 1950er- bis in die 1970er-­Jahre veröffentlichte, spannt in ihrem zweiten Buch den Bogen weiter: von den Opiumkriegen im China des 19. Jahrhunderts bis zum Umgang mit Cannabis im heutigen Deutschland.

Dabei zeigt sie, wie sich die Angst vor den vielerorts zu einem gesellschaftlichen Problem erklärten Sub­stanzen zuverlässig in politisches Kapital umwandeln ließ – und lässt. Sie räumt mit Vorurteilen und Halbwahrheiten auf, entlarvt Horrorgeschichten und verdeutlicht an zahlreichen Beispielen, dass die Geschichte der Drogenpolitik voller schillernder Ambivalenzen ist.

„Der große Rausch“ liest sich spannend wie ein Mafiaroman. Und ist für die Wahl zum Wissenschaftsbuch des Jahres 2024 nominiert.

Buchcover: Der große Rausch

Der große Rausch
von Helena Barop
Verlag: Siedler, 2023
285 Seiten, gebunden
Preis: 26 Euro