FRezi: Freiburg und die Folgen – Vorbildlicher Turm 4Literatur & Kolumnen | 26.11.2023 | Erika Weisser
Spätestens seit 2018 wissen es alle: Der Freiburger Münsterturm ist ein ganz besonderes Bauwerk. Davon konnten sich auch die letzten Zweifler überzeugen, als er nach zwölf Jahren hinter einem massiven, blickdichten Rundum-Gerüst bestens saniert wieder zum Vorschein kam.
Die Besonderheit dieses im frühen 14. Jahrhundert vollendeten, weithin sichtbaren Wahrzeichens der Stadt liegt indessen nicht allein in seiner aus Sandsteinblöcken herausgearbeiteten filigranen Schönheit. Denn der Turm ist nicht nur visuell ein Höhepunkt der Gotik: Wie der Münchner Architekt und Bauhistoriker Christian Kayser in seiner Habilitationsschrift nachweist, wurde mit ihm „erstmalig ein vollständig in Maßwerk aufgelöster Aufbau aus Oktogonhalle und Turmhelm geschaffen“. Ein Turm also, der vom Fuß seines achteckigen Fundaments bis in die Spitze in geometrische Muster aus durchbrochenen Steinprofilen gegliedert ist.
Voraussetzung für die Realisierung dieses „Spitzenwerks“ war laut Kaiser außer präziser Steinmetzarbeit auch die Entwicklung innovativer Techniken. Und die seien in Freiburg nicht nur pionierhaft angewandt, sondern auch vorbildhaft exportiert worden, wie an den später entstandenen Türmen in Straßburg, Wien, Burgos oder Brüssel erkennbar sei.
Freiburg und die Folgen
Von Christian Kayser
Verlag: Schnell & Steiner, 2023
968 Seiten, 2 Bände, gebunden
Preis: 86 Euro