FRezi: Lotte Paepcke – Keine Heimat mehr 4Literatur & Kolumnen | 27.11.2023 | Erika Weisser

Lotte Paepcke Cover

Lotte Paepcke (1910–2000) wuchs in Freiburg auf. In einem Haus, das an der Ecke Schusterstraße/Buttergasse steht, neben der dem Münster abgewandten Seite des Historischen Kaufhauses. Von ihrem Fenster aus blickte sie direkt auf den Turm, den sie in einigen ihrer Texte als „Juwel“ in ihrem Leben erinnerte. Im Erdgeschoss des Elternhauses war das Ledergeschäft ihres Vaters, des SPD-Stadtverordneten Max Mayer untergebracht (heute Leder-Rees).

1933 schloss sie ihr Jura-Studium ab. Doch sie galt nun als „Volljüdin“ und wurde mit Berufsverbot belegt. Durch ihre Heirat mit dem protestantischen Philologen Ernst Paepcke war sie in sogenannter „privilegierter Mischehe“ zwar einigermaßen geschützt – zumindest in den ersten Jahren des Naziregimes. Doch die ständige Angst, verschleppt zu werden, setzte ihr zu und trieb sie in die Isolation.

Den Eltern gelang die Flucht in die USA, sie selbst überlebte zuletzt im Versteck im Kloster Stegen. Danach arbeitete sie als Familienberaterin und Rundfunk-Redakteurin und begleitete den geistigen und politischen Neuanfang der Republik mit ihren klugen Texten zu Demokratie und Emanzipation. Doch eine Heimat fand sie nicht mehr, wie Gisela Hack-Molitor anhand ihrer Tagebücher und Briefe darlegt.

Lotte Paepcke Cover

Lotte Paepcke
von Gisela Hack-Molitor
Verlag: 8 Grad, 2023
180 Seiten, gebunden
Preis: 22 Euro