Lichtungen: Neue Lebensentwürfe 4Literatur & Kolumnen | 07.03.2024 | Erika Weisser

Buchcover: Lichtungen

„Sas pe thai nas pe.“ Dieser Satz, der die erste Episode einleitet, ist die mündliche Einleitungsformel für die Märchen der Roma und bedeutet: Es war und es war nicht.

Insgesamt neun Episoden sind es, in denen Iris Wolff die gemeinsame und oft getrennte Geschichte zweier Menschen erzählt, die seit Kindestagen eine besondere Freundschaft verbindet. Und jedes Kapitel wird mit einem Sprichwort, einem Reim, einer Redensart in einer jeweils anderen Sprache eingeleitet: polnisch, ungarisch, rumänisch, ru­thenisch, siebenbürgisch. Sprachen und Dialekte, die im Vielvölkerstaat Rumänien gesprochen werden.

Von dort stammt die Freiburger Autorin und dort beginnt die Geschichte von Lev und Kato, die sie aus der Gegenwart in die Vergangenheit zurückerzählt. In eine Zeit, als es so gut wie unmöglich war, das Land zu verlassen – ohne für immer daraus vertrieben zu bleiben.

Diese fehlende Bewegungs– und Wohnortswahlfreiheit prägt auch die frühe Beziehung der beiden Heranwachsenden. Bis die Öffnung der Grenzen und die damit verbundene Möglichkeit neuer Lebensentwürfe ihr bisher sehr symbiotisches Verhältnis verändert.

Iris Wolff gelingt es, jeden Moment dieser durch äußere Einflüsse bedingten inneren Veränderung in ebenso klare wie poetische Sprache umzuwandeln.

Buchcover: Lichtungen

Lichtungen
von Iris Wolff
Verlag: Klett Cotta, 2023
256 Seiten, gebunden
Preis: 24 Euro