„Sehr schade“: 3 Fragen an Philipp Lindinger Geschäftsführer im Herder Verlag 4Literatur & Kolumnen | 31.03.2022 | Erika Weisser

Philipp Lindinger Portrait

cultur.zeit: Die Leipziger Buchmesse ist zum dritten Mal abgesagt worden. Aus Protest wird es eine alternative Pop-up-Messe geben, an der der Freiburger Herder Verlag nicht teilnimmt. Lindinger: Wir sehen die Pop-up-Messe nicht als Protestveranstaltung. Wir waren in Leipzig bis zur Pandemie mit einem Pädagogik-Stand vertreten, aber unsere programmatische Ausrichtung als Sach- und Fachbuchverlag passt in diesem Fall nicht zum vorwiegend belletristischen Angebot der Pop-up-Messe.

cultur.zeit: Was bedeutet die erneute Absage der Messe für den Verlag und für dessen Autoren?
Lindinger: Die Leipziger Buchmesse ist, auch mit Blick auf ihre besondere Geschichte, ein einzigartiges Fest des Buchs. Kaum ein anderes Event macht dem Publikum ein Buch derart sichtbar und zugänglich zugleich. Daher ist eine Absage auch für unsere Autorinnen und Autoren sehr schade. Die Messen sind für uns außerdem ein fixer Branchentreffpunkt, der einen regelmäßigen Austausch mit Kolleginnen und Kollegen anderer Verlagshäuser ermöglicht. Das wird uns in diesem Jahr wieder fehlen.

cultur.zeit: Wie sehen Sie die Zukunft der Buchmessen?
Lindinger: Die Buchmessen, auch in Bologna oder London, werden relevant bleiben, doch weiterhin eine reichweitenvergrößernde und innovative Ergänzung durch digitale wie hybride Konzepte erfahren. Dadurch wird der Begriff der „Messe“ neu ausbuchstabiert und individualisiert. Wir entwickeln Konzepte, wie wir noch stärker mit dem Buchhandel, der für uns elementar ist, zusammenkommen und ihm passgenaue Angebote machen können. Beispiele sind unsere virtuellen Hausmessen oder unsere Teilnahme als Kooperationspartner am Kita-Onlinekongress, der in diesem Jahr 100 Beiträge von über 90 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis bietet.

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