„Zweitbeste Lösung“: 3 Fragen an Holger Thiemann zum Freiburger Stadtjubiläum 4Literatur & Kolumnen | 24.03.2022 | Lars Bargmann

Holger Thiemann

Am 5. April soll der Gemeinderat über die Verwendung der rund 350.000 Euro entscheiden, die beim Stadtjubiläum sozusagen übriggeblieben sind. In einem interfraktionellen Antrag (aller außer AfD und FW) wird gefordert, einen „Kultursommer 2022“ auf die Tagesordnung zu setzen, für den das Geld eingesetzt werden soll.

cultur.zeit: Herr Thiemann, schmerzt es eigentlich, wenn das Jubiläumsgeld nun in einem Festivaltopf verkocht werden soll?
Thiemann: Nein, gegen die Unterstützung von Festivals kann man als Kulturmensch ja nichts haben. Aber es ist in meinen Augen nur die zweitbeste Lösung. Die übriggebliebenen Gelder waren für Projekte des Stadtjubiläums gedacht und diese bezogen sich nicht nur auf den Kulturbereich, sondern waren natürlich auch für andere Aktionsfelder gedacht. Es sollte ein Stadtjubiläum sein und kein Kulturjubiläum.

cultur.zeit: Welche geplanten, aber nicht realisierten Projekte beim Stadtjubiläum könnten mit diesem Geld noch gemacht werden?
Thiemann: Wir mussten in der Pandemie in erster Linie auf einige Großprojekte verzichten. Nachholen ließe sich etwa der Mittsommernachtstisch, die stadt­übergreifende Freiburger Dance Week, der Boulevard des Bürgerschaftlichen Engagements, auch ein sportliches Großereignis wie das MTB-Enduro-Rennen, das Installationsprojekt am Dreisamufer, das jährlich oder auch nur alle zwei Jahre durchgeführt werden könnte, oder ein nächstes Münster-Mapping. Alle könnten eine Unterstützung gut gebrauchen!

cultur.zeit: Inwiefern mischen Sie sich – sozusagen noch als Vater dieses Geldes – im Vorfeld der Entscheidung noch ein?
Thiemann: Überhaupt nicht. Mein Vertrag mit der Stadt endete am 30.9.2021. Damit war das Kapitel Stadtjubiläum (fast) abgeschlossen und zumindest meine Arbeit beendet.

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