Comeback und Debüt: Beach Blues überzeugen mit vielseitiger EP 4Musik | 06.06.2023 | Pascal Lienhard

Beach Blues Nach langer Pause zurück: Attilio Ferrarese, Niclas Soddemann und Sven Maurer (v. l. n. r.) haben nach über vier Jahren ihre erste EP veröffentlicht

Über Jahre war es ruhig um die Freiburger Alternative-Rocker. Jetzt hat das Trio Beach Blues seine erste EP veröffentlicht. Bis vergangenes Jahr hätten damit die wenigsten gerechnet. Schon kurz nach dem ersten Auftritt am Silvesterabend 2018 ist die Band von der Bildfläche verschwunden. Jetzt stehen alle Zeichen auf Angriff.

Kreativität und Spontaneität sind im Hause Beach Blues keine Mangelware. Gegründet hat sich die Band 2018, um auf einer Silvesterfete in Reutlingen zu spielen. Einen Monat hatten die Musiker Zeit, sich ein Set einfallen zu lassen. „Das war schon eine Herausforderung“, erinnert sich Bassist und Sänger Niclas Soddemann.

Cover EP

Viele musikalische Einflüsse: die Debüt EP von Beach Blues

In Rekordgeschwindigkeit hatte die Gruppe zehn Songs beisammen. Jetzt hätte es richtig losgehen können. Doch es kam anders. Drummer Sven Maurer sowie Gitarrist und Sänger Attilio Ferrarese waren damals bereits bei der Freiburger Formation Cosmic Mints. Kurz nach dem Auftritt in Reutlingen ging auch Soddemann als neuer Gitarrist des Sextetts an Bord. „Wir haben das Trio erst mal aufs Eis gelegt, ich musste ja die ganzen neuen Songs lernen“, sagt der 29-jährige Musiker.

Einige Jahre später juckt es den Jungs in den Fingern. „Ich hatte Lust, wieder mit dem Trio zu spielen“, sagt Soddemann. Den Bandkollegen ging es genauso. Vergangenes Jahr läutete das Trio mit mehren Auftritten den zweiten Frühling der Formation ein – auch wenn die Band es nicht so nennen mag. „Eigentlich betrachten wir 2022 als Gründungsjahr“, sagt Soddemann. Seitdem haben Beach Blues zwischen 15 und 20 Shows gespielt, zum Teil als Support für die Cosmic Mints.

Nur wenige Monate nachdem die mit der EP „Dawgs“ neue Songs unter die Leute gebracht haben, sind nun auch Beach Blues mit einer selbstbetitelten Debüt-EP am Start. Und die überzeugt auf ganzer Linie. Wer den Stil der Kombo kategorisieren will, kommt derweil in Erklärungsnot. Classic Rock, Surf Rock, Blues, Funk, eine Prise Soul – die Einflüsse sind breitgefächert. Insgesamt zieht sich ein cooler Retro-Vibe durch die drei Songs.

Highlight ist „Drunkhead’s Tale“. Soddemann drückt dem Song mit einer flehenden Reibeisenstimme seinen Stempel auf, musikalisch erinnert die bluesgetränkte Nummer an den US-amerikanischen Musiker Tom Waits. „Für mich ist ein Song wie eine Zeitkapsel“, sagt Soddemann, der den Track geschrieben hat. „Als die Nummer entstand, habe ich tatsächlich viel Tom Waits gehört.“ Der Sound der Nummer kommt verrucht daher, inhaltlich geht’s mit Zeilen wie „And though it feels already like the end I’ll stick to you, my liquid friend“ um den gesellschaftlichen Umgang mit Alkohol. Das zugehörige Musikvideo besteht aus 267 Zeichnungen.

Der Song „Communicate with the Damned“ lässt mit seinem düsteren Sound an die Doors denken – auch wenn bei den Freiburgern (leider) keine Orgel zum Einsatz kommt. Im von Ferrarese umgesetzten Musikvideo tummelt sich passend zum Titel ein Bettlakengespenst. „Das ist ja ein Klassiker der Filmgeschichte“, sagt der 32-jährige Ferrarese mit einem Grinsen. Der dritte Song der Platte hört auf den Namen „Out of the Blue“. Der von der Akustik-Gitarre geprägte Titel kommt folkig daher.

Wem die drei Songs nicht ausreichen, kann sich auf Nachschub freuen. „Wir haben eine zweite EP im Anschlag“, sagt Soddemann. Die soll Ende diesen oder Anfang kommenden Jahres erscheinen. „Insgesamt haben wir zwischen 20 und 30 Songs zusammen und es werden immer mehr“, freut sich Ferrarese. Nach der langen Pause haben Beach Blues einiges aufzuholen.

Foto: © Beach Blues

„Bisschen magisch“ – Cosmic Mints veröffentlichen die EP „Dawgs“