„Die bisher ehrlichste Musik“: Otto Normal sind mit „Future Shit“ zurück 4Musik | 26.03.2022 | Till Neumann

Die Bandmitglieder Otto Normal Sind zurück in der Zukunft: Otto Normal um Frontmann Peter Pete Stöcklin (links)

Mit einem Track-by-Track-Release ist die Indie-Pop-Band Otto Normal aus Freiburg wieder da. Seit der ersten Single im Dezember gibt es im Monatstakt neue Songs. Die schlagen neue Wege ein. „Eine ekstatische Befreiung“ nennt die Band das. Das Ziel: Hinter sich lassen, was man geglaubt hat, sein zu müssen.

„Wieder wir“ hieß das letzte Album der Band von 2018. „Jetzt sind wir dran“ nennen sie die erste Single des Albums „Future Shit“. Mit einem Presslufthammer-Beat und einem gepitchten Vocal-Sample reist die vierköpfige Band weit nach oben. Rap mischt sich da mit rockiger Gitarre. Gesang trifft auf flirrende Effekte.

Noch experimenteller kommt „Okay“ um die Ecke. Sänger Peter Pete Stöcklin erzählt vom Versuch, den Blick auf die schönen Dinge im Leben zu richten. Das falle nicht immer leicht, „doch gerade in den aktuellen Zeiten mit Kriegen und Killerviren liegt es doch eigentlich nahe, mit dem eigenen Leben zufrieden zu sein“. Der Song klingt düster, der Bass rotzig, die Gitarre kreischend. Die eigenen Dämonen sollen so vertrieben werden.

Die Band hat viel erlebt: 2014 macht sie mit dem rückwärts gedrehten Video zu Spitter Furore. Es folgten gewonnene Contests, ein Fernsehauftritt bei Circus Halligalli, ein Plattenvertrag bei Branchenhai Sony – der in die Sackgasse führte. Im vergangenen Jahr schockte der Tod von Bassist Emanuel Teschke. Jetzt ist mit Calvin Lennig ein Nachfolger gefunden. „Die Grundstrukturen der Band haben sich dadurch nicht verändert“, schreibt Drummer Anthony Greminger. Sie seien vielleicht aber mehr edgy, etwas punkiger, abstrakter, undurchschaubarer und komplexer geworden.

Das Album verspricht, bunt zu werden. Als Einflüsse nennt die Band: Dance/Electronic, Chad Smith, Jimmy Hendrix, Bilderbuch, Inversion, Liebe, Druck in der modernen Gesellschaft, eigenes Tempo, moderne Musikbranche. Einen Hang zur aktuellen Pop-Kultur habe die Platte. „Die bisher präziseste, relevanteste und ehrlichste Musik von uns.“ Die ersten Songs unterstreichen den Drang nach Neuem. Wie das live klingt, kann das Freiburger Publikum im Herbst sehen. Dann wollen sie im Jazzhaus den Future Shit präsentieren.

Foto: © Jakob Tillmann

„Auf heißen Kohlen“: Pete von Otto Normal über den steinigen Weg zum neuen Album