„Die Nerven“ im Waldsee: Voll auf die Zwölf STADTGEPLAUDER | 18.02.2019 | Philine Sauvageot

Kein Geschrammel und alles andere als nervig. Die Stuttgarter Band „Die Nerven“ spielte am Sonntagabend im Waldsee laut, kompromisslos und dennoch virtuos. Die drei Musiker boten eine Mischung aus klassischem Punk, Hardcore und Noise. Nur ab und an ließen Kraut-Balladen Zeit zum Verschnaufen.

Bass, Gitarre und Drums wirken bei aller Brachialität organisch, die Gitarrenriffs mal funky, mal Black Sabbath-ähnlich hart und kantig. Da ist das Ozzy Osbourne-Shirt von Drummer Kevin Kuhn Programm, der in kurzer Hose auf die Bühne kommt. „So viele Leute da, obwohl morgen Schule ist!“, ruft er zwischen den Songs ironisch. Schnelle Lacher, weiter geht’s. Viele Worte verlieren die Drei nicht. Neben Kuhn sind das Julian Knoth (Gesang, Bass) und Max Rieger (Gesang, Gitarre). Die ersten drei Songs spielen sie so gut wie im Dunkeln – wohl eine bewusste Schikane für die Pressefotografen, die nur da knipsen dürfen.

Klar, gegen das Establishment zu sein, auch das mediale, ist in diesem Genre Ehrensache. Auch wenn „Die Nerven“ von der Musikkritik seit Jahren viel beachtet und mit Prädikaten wie „Beste Band“ oder „Bestes Album des Jahres“ verwöhnt werden.

Die Textzeile „Finde niemals zu dir selbst“ dröhnt durch die Boxen und in den stroboskopischen Lichtblitzen pogen und schütteln sich die ersten Reihen. Am Ende bluten die Ohren vom ohrenbetäubend lauten Sound dann doch sprichwörtlich. Drei Zugaben und „die Nerven“ ziehen ab. Nur Kevin Kuhn bleibt noch kurz im Scheinwerferlicht, räuspert sich am Mikro, setzt an, schaut zu Boden, räuspert sich und sagt dann … nichts.

Ihre Tour heißt „FAKE“, wie auch das hochgelobte Album aus dem vergangenen Jahr. „Die Nerven“ live war nicht fake, war fucking great!

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Fotos: © Till Neumann